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Röntgen-Diagnostik Einführung

Prof. Dr. Gerhard Wess

Dipl. ECVIM-CA (Innere Medizin), Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie), Dipl ACVIM (Kardiologie)

Leiter der Abteilung für Tierkardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München

Übersicht Röntgen Seminar

Wir haben verschiedene Seiten zur Erstellung und Beurteilung von Thorax Röntgenbildern erstellt. Diese sind über mehrere Kapitel verteilt und können nacheinander oder je nach Interesse angeschaut werden. Die einzelnen Kapitel sind in den Seitenleisten verlinkt, bzw. jeweils unten in den Kapiteln.

Hier ist eine Übersicht, was Sie erwartet:

Einführung in die Röntgendiagnostik

Röntgenbilder sind ein äußerst wertvolles und wahrscheinlich das wichtigste Werkzeug in der Diagnostik von Thoraxerkrankungen. Thoraxaufnahmen liefern spezifischere Information als die Anamnese und klinische Untersuchung und sind dabei relativ preiswert und schnell durchzuführen. Die so gewonnenen Informationen sind wichtig für die Erstellung einer Liste möglicher Differenzialdiagnosen.

Das Röntgen spielt in der Diagnostik von Herzerkrankungen eine wichtige Rolle. Ihm fallen dabei verschiedene Rollen zu:
• Beurteilung von Größe und Form des Herzens
• Beurteilung von Stauungserscheinungen und somit des Schweregrades der Erkrankung
• Evaluierung der Effektivität der Therapie
• Beurteilung des Lungenparenchyms, sowie der Pleural- und Mediastinalräume
• Erkennung von nicht kardial bedingten Erkrankungen des Atemwegsapparates

Das Röntgen ist somit eine wichtige Ergänzung zur Echokardiographie, da nur hier die Auswirkungen einer Herzerkrankung, wie z.B. Lungenödeme, sichtbar gemacht und zum anderen wichtige differentialdiagnostische Hinweise bei dyspnoeischen Patienten gewonnen werden können.

Röntgentechnik:

Um eine fundierte Diagnose stellen zu können, ist eine gute Röntgentechnik wichtig. Diese sollte immer als erstes bei der Begutachtung von Röntgenbildern evaluiert werden. Folgende Punkte sollten beachtet werden:

• Ist der zu untersuchende Ausschnitt richtig gewählt und sind alle interessanten Strukturen abgebildet?

• Ist die Lagerung korrekt? Verkippte Aufnahmen können u.a. dazu führen, dass die Herzgröße falsch eingeschätzt wird.

• Ist die Belichtung optimal? Über- oder unterbelichtete Aufnahmen lassen z.B. keine zufriedenstellende Auswertung des Lungenfeldes zu.

• Wichtig bei Thoraxaufnahmen: Erfolgte die Aufnahme in Inspiration oder Exspiration? Nur inspiratorisch geschossene Bilder sollten ausgewertet werden, da exspiratorische Aufnahmen keine Beurteilung des kaudalen Lungenfeldes erlauben (die Lunge erscheint in diesem Bereich interstitiell verschattet, obwohl sie es eigentlich gar nicht ist). Außerdem wird dadurch oft die Herzgröße überschätzt.

Grundsätzlich sollte ein Tier immer in 2 Ebenen geröntgt werden. Bei kardiologischen Fragestellungen empfiehlt es sich, eine laterolaterale und eine dorsoventrale bzw. ventrodorsale Aufnahme anzufertigen.

Standardprojektionen sind eine Seitenlage und die DV- oder VD-Projektion. Bei der Suche nach Metastasen werden Aufnahmen in beiden Seitenlagen angefertigt. Hartstrahltechnik wird empfohlen, um hohe Kontraste zwischen den knöchernen Rippen und der lufthaltigen Lunge zu vermeiden. Die Belichtungszeit wird so kurz wie möglich (nicht über 0,02 Sek) gewählt.

Achtung: Beim Kleintier erfolgen die Aufnahmen in Seiten- oder Rückenlage. Dabei wird die unten liegende, tischnahe Lunge komprimiert und hypostatisch. Daraus resultiert, dass nur die oben liegende Lungenhälfte beurteilt werden kann. Selbst Massen und pneumonische Veränderungen des jeweils unten liegenden Mittellappen werden nicht dargestellt. Das Aussehen, teilweise auch die Lage (Zwerchfellpfeiler) der einzelnen thorakalen Strukturen ändert mit der Lage.

Lagerung


Grundsätzlich sollte ein Tier immer in 2 Ebenen geröntgt werden. Es empfiehlt sich, eine laterolaterale und eine dorsoventrale bzw. ventrodorsale Aufnahme anzufertigen.
Bei der Suche nach Metastasen werden Aufnahmen in beiden Seitenlagen angefertigt.

Eine rechtslaterale Lagerung wird von uns wegen der konstanteren Lage des Herzens bevorzugt. Eine linkslaterale Lagerung erzeugt eine weniger konsistente Herzposition, kann aber für die Beurteilung von verdächtigen oder unklaren Veränderungen der rechten Lunge nützlich sein.
Das dorsoventrale (DV) Röntgenbild zeigt eine konstanter Herzposition als VD Aufnahmen. Die Lungenbelüftung ist im DV Bild besonders für die kaudodorsalen Lungenlappen gleichförmiger. DV Aufnahmen sind zudem für Tiere mit Atemnot weniger belastend. Die Herzposition ist auf dem ventrodorsal (VD) Röntgenbild weniger konstant, und erscheint auf dem VD Bild etwas länger. Das VD Röntgenbild hat jedoch Vorteile bei der Beurteilung des Herzschattens, wenn kleinere Mengen an Pleuralerguss vorliegen.
Der komplette Thorax einschließlich des kompletten Zwerchfells sollte auf dem Röntgenbild abgebildet sein. Das Röntgenbild sollte auch die kaudale zervikale Trachea einschließen. Das laterale Röntgenbild sollte auf das kaudale Ende des Schulterblattes zentriert werden, wenn die Aufnahme geschossen wird. Stellen Sie sicher, dass das Tier gerade liegt. Brustwirbelsäule und Sternum sollten auf einer Höhe sein, also parallel liegen und gleich weit entfernt von der Tischkante positioniert sein. Polster unter dem Brustbein können dabei helfen, eine optimale Lagerung zu ermöglichen. Artefakte durch eine schiefe Positionierung kommen häufig vor und können das Herz fälschlich vergrößert erscheinen lassen und verwirrende Lungenschatten schaffen. Für die richtige Positionierung sollten Vorderbeine nach kranial gezogen werden, um keine Lungenstrukturen zu überdecken. Der Kopf sollte in einer neutralen Position sein, da die Beugung des Kopfs und Halses häufig Abweichung der Trachea verursachen, die eine Beurteilung erschweren.

Nomenklatur:

Unbelichtete Röntgenfilme sind ja bekanntermaßen weiß. Sie werden durch die Röntgenstrahlung geschwärzt. Fällt nun der „Schatten“ eines Organs auf den Röntgenfilm, bleibt dieses Areal weiß, es wird also schwächer belichtet. Deshalb spricht man bei allen hellen Bereichen im Röntgenbild von Verschattungen –sie lassen die Röntgenstrahlung nicht oder nur abgeschwächt passieren-, dunkle Bereiche werden hingegen als Aufhellungen angesprochen.

Weiter zum nächsten Kapitel: Röntgen Anatomie - wo finde ich welche Herzkammer im Röntgen?