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Kaliumkanal-Blocker

Prof. Dr. Gerhard Wess

Dipl. ECVIM-CA (Innere Medizin), Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie), Dipl ACVIM (Kardiologie)

Leiter der Abteilung für Tierkardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München

Was sind Kaliumkanal-Blocker?

Kaliumkanal-Blocker hehören zu der Klasse 3 der Antiarrhythmika. Sie verlängern das Aktionspotenzial und die Refraktärzeit und gehören zu den besten Anti-arrhythmika. Sie reduzieren die Fähigkeit des Myokards ein neues Aktionspotenzial zu produzieren bevor es repolarisiert ist. Kaliumkanal-Blocker verlangsamen oder verhindern also Tachykardien → besonders bei hoher Herzfrequenz. Sie verlängern das Aktionspotenzial bei einer Tachykardie → haben wenig Effekt bei normaler Herzfrequenzen. Kaliumkanal-Blocker erhöhen zudem die Schwelle für Vorhofflimmern und Ventrikuläre Tachykardie

Welche Medikamente gehören zu den Kaliumkanal-Blocker?

Die für Hunde und Katzen wichtigsten Medikamente aus dieser Klasse sind Sotalol und Amiodaron.

Sotalol

Sotalol besitzt Eigenschaften der Klassen II und III.
Sotalol ist sehr effektiv gegen lebensbedrohliche Ventrikel Arrhythmien.

Sotalol ist ein wirksamer, nicht-selektiver beta-Blocker, zählt aber zu den Kaliumkanalblockern. Durch die Blockierung der Kaliumkanäle kommt es zu einer Verlängerung der Dauer des APs. Auch wird die Dauer des APs wie auch die Refraktärzeit im atrialen und ventrikulären Myokard durch die beta-blockierenden Eigenschaften verlängert. Es erhöht außerdem den Schwellenwert zum Auslösen von Kammerflimmern.

In der Veterinärmedizin kommt Sotalol häufig bei Boxern mit ventrikulären Tachyarrhythmien und Synkopen zum Einsatz. Hier ist Sotalol erfolgreich darin die Rhythmusstörungen unterdrücken zu können. Auch bei anderen Rhythmusstörungen wird Sotalol häufig von uns eingesetzt.

In der ersten Studie mit Sotalol waren die einzigen Nebenwirkungen Verminderung der Herzgeschwindigkeit und AV-Blöcke I. Grades.
Synkopen aufgrund von ventrikulären Rhythmusstörungen bei Hunden verschwanden unter Sotalol Therapie.

Sotalol wird schlechter oral aufgenommen wenn es mit dem Futter gegeben wird.

Eine Therapie sollte nicht plötzlich abgebrochen werden.
Vorsicht auch bei der Kombination mit Blutdruck senkenden Mitteln und anderen Arrhythmika.

Amiodaron

Amiodaron zählt zwar zu den Kalium-Kanal-Blockern, weist aber Eigenschaften mehrerer Klassen auf und beweist dadurch eine sehr hohe Wirksamkeit.

Es besitzt Eigenschaften aller vier Klassen der Antiarrhythmika und kann somit als Breitbandantiarrhythmikum angesehen werden. Anders als viele Antiarrhythmika, konnte Amiodaron nicht mit einer erhöhten Mortalität in den großen klinischen Studien der Humankardiologie in Verbindung gebracht werden. Dennoch sind viele kardiale und nicht kardiale Nebenwirkungen von Amiodaron bekannt. Umso höher die Dosis und umso länger die Gabe des Medikamentes, umso wahrscheinlich ist das Auftreten dieser Nebenwirkungen. Deswegen wird in der Humanmedizin Amiodaron nicht leichtfertig eingesetzt, sondern häufig erst wenn keine der anderen Medikamente wirksam sind. Amiodaron wird beim Menschen angewendet bei atrialen und malignen ventrikulären Tachyarrhythmien.

    • Es hat Eigenschaften von allen 4 Klassen → = „Breit-Spektrum“ Antiarrhythmikum
    • Ist vielleicht hilfreich bei Hunden mit einer linksventrikulären systolischen Dysfunktion, Herzfrequenzkontrolle und um Vorhofflimmern zu konvertieren
    • Es relaxiert die glatte Gefäßmuskulatur → Vasodilatator → reduziert die Nachlast
    • Erhöht das Serum Digoxin → die Digoxindosis muss halbiert werden
    • Nebenwirkungen Mensch:
      • Leberschäden
      • Photosensibilität
      • Schilddrüsenprobleme
      • Augapfelläsionen
      • Irreversible pulmonale fibrose

        Nebenwirkungen Amiodarone Hund:

      • Neutropenie
      • Hepatopathy
      • Anorexie
      • Gastrointestinale Störungen
      • → verschwanden wenn Behandlung beendet wurden
    • Bei einer Studie wurde Hunden 12mg/kg oral 2mal am Tag für 3,5 Wochen gegeben und dann auf 12 bis 14mg/kg oral 1mal am Tag erniedrigt
    • → aber eine niedrigere Dosis ist wohl besser (z.B.: 4,5 mg/kg 2 mal am Tag für 1 Woche und dann auf Dauer 2,2 – 3,8 mg/kg einmal am Tag)
    • Intoxikationen verursachten Erhöhung der Leberenzyme und Magen-Darm-Trakt Störungen
    • Es gibt auch einen Bericht, das Amiodarone Kammerflimmern konvertieren konnte (6 mg/kg täglich) aber nach 9 Wochen Therapie entwickelte sich eine Intoxikation (reversibel)
    • Dosis:
      • 1 oder 2 mal tägliche Initialdosis für 1 Woche
      • Dann einmal täglich Dauertherapie
    • Die Akzeptanz in der Veterinärmedizin ist aber zwiespältig → wegen der ungünstigen Effekte und es gibt keine wirklichen Studien das es besser ist als andere Antiarrhythmika.
    • Wir setzten Amiodaron bei sehr malignen ventrikulären Rhythmusstörungen ein, wenn andere Medikamnte keine Effektivität gezeigt haben. Dieses Medikament gehört allerdings nur in die Hände von Rhythmusspezialisten
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