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Pimobendan beim Tier

Prof. Dr. Gerhard Wess

Dipl. ECVIM-CA (Innere Medizin), Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie), Dipl ACVIM (Kardiologie)

Leiter der Abteilung für Tierkardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München

Wirkungsweise von Pimobendan

Pimobendan ist das beste Medikament, um zum einen die Pumkkraft zu steigern und gleichzeitig zu einer Vasodilatation zu führen. Pimobendan ist ein Phosphodiesterase-3-Hemmer und Calcium-Sensitizer und wird aufgrund seiner positiv inotropen und gleichzeitig vasodilatatorischen Wirkung auch als Inodilatator bezeichnet. Pimobendan hat also 2 Effekte:

Vasodilatation und Steigerung der Kontraktionskraft des Herzmuskels. Pimobendan gilt als ein "Inodilator", der als Monopräparat zwei Wirkmechanismen vereinigt. Zum Einen senkt es die Vor- und Nachlast (Vasodilatation) und entlastet so das Herz und zum Anderen verstärkt es die Herzkraft (positive Inotropie).

Pimobendan übt seine stimulierende myokardiale Wirkung über zwei Wege aus: Erhöhung der Calciumsensitivität der kardialen Myofilamente und Hemmung der Phosphodiesterase (Typ III). Zudem wirkt es auch Gefäss-erweiternd, indem es die Phosphodiesterase III-Aktivität hemmt.

Einsatzgebiete - Studienlage

Pimobendan ist seit vielen Jahren ein etabliertes Meedikament zur Steigerung der Pimpkraft bei Patienten mit Dilatativer Kardiomyopathie (DCM). Zudem wird es sehr erfolgreich bei der Mitralklappen-Endokardiose eingesetzt.

 

Pimobendan bei dilatativer Kardiomyopathie (DCM)

Aufgrund der Pumpkraft steigernden Wirkung können sowohl in der okkulten, als auch in der overten Phase der DCM positive Effekte durch den Einsatz von Pimobendan festgestellt werden. So kann im Stadium B2 (asymptomatisch mit Herzvergößerung) die Zeit bis zum Auftreten klinischer Symptome oder des plötzlichen Sekundentodes durch eine Therapie mit Pimobendan um neun Monate verlängert und eine deutliche Verbesserung der kardialen Dimensionen bereits nach 30 Tagen festgestellt werden. Somit ist Pimobendan das einzige Medikament, für dessen Einsatz in der okkulten Phase einer echokardiographischen DCM ein nachweislicher Vorteil besteht (SUMMERFIELD et al., 2012).

Auch im Stadium C (Herzversagen) kann die Überlebenszeit signifikant verlängert und die Lebensqualität deutlich verbessert werden, wenn Pimobendan zusätzlich zur Standardtherapie eingesetzt wird. Somit wird Pimobendan als wichtiges Medikament zur Therapie des CHF bei der DCM des Dobermanns angesehen (FUENTES et al., 2002; O'GRADY et al., 2008). In der Humanmedizin ist eine erhöhte Mortalität aufgrund einer proarrhythmogenen Wirkung mit der Gabe von positiv inotropen Medikamenten verbunden (TARIQ & ARONOW, 2015). Diese schwerwiegenden Nebenwirkungen konnten jedoch bisher in der Veterinärmedizin nicht nachvollzogen werden (SUMMERFIELD et al., 2012).

Die früher häufig zur Steigerung der systolischen Funktion eingesetzten Herzglykoside wirken im Vergleich zu Pimobendan proarrhythmogen und weisen eine deutlich engere therapeutische Breite auf

Mitralklappen-Endokardiose im asymptomatischen Stadium

Die EPIC-Studie (Evaluation of Pimobendan In Cardiomegaly) hat gezeigt, dass eine Herzinsuffizienz bei Hunden durch die Verabreichung von Vetmedin® (Wirkstoff: Pimobendan) in einer frühen Phase der Herzerkrankung signifikant verzögert werden kann. Die Ergebnisse der EPIC-Studie wurden im Journal of  Veterinary Internal Medicine publiziert. Auch das Team der Tierkardiologie unter Leitung von Prof. Dr. Gerhard Wess der Ludwig-Maximilians-Universität in München, war an der Studie massgeblich beteiligt.
Die EPIC-Studie hat gezeigt, dass es bei Hunden, die mit Pimobendan behandelt wurden, im Durchschnitt erst 15 Monate später zum Einsetzen von Herzinsuffizienz kam als bei Hunden, die mit Placebo behandelt wurden. Außerdem lebten die Hunde in der Pimobendan-Gruppe im Vergleich zu der Placebo-Gruppe länger. Dies ist das erste Mal, dass bei einem Herzmedikament ein klarer Nutzen in der präklinischen Phase der Krankheit nachgewiesen werden konnte.
Pimobendan sollte bei einer Mitralklappen-Endokardiose im Stadium B2 (asymptomatisch, mit Herzvergrößerung) eingesetzt werden.

Mitralklappen-Endokardiose im Herzversagen

Die QUEST-Studie ( Quality of Life and Extension of Survival Time) war die erste Studie zu Pimobendan und etablierte Pimobendan als einen neuen Behandlungsstandard. Die Studie belegte, dass Pimobendan in Kombination mit einer einem Diuretikum (Furosemid) das Leben von Hunden, die sich im klinischen Stadium der kongestiven Herzinsuffizienz infolge einer Mitralklappenendokardiose befinden, signifikant verlängert. Die Studie wurde im Vergleich zu einer Gruppe, die einen ACE-Inhibitor plus Furosemid bekam durchgeführt und zeigt eine deitliche Verlängerung der Überlebenszeit, wenn die Hunde Pimobendan bekamen.

Gegenanzeigen

Vetmedin sollte in Fällen von hypertropher Kardiomyopathie bei Katzen, bei denen gleichzeitig systolic anterior motion (SAM) vorliegt mit Vorsicht eingesetzt werden. Bei Hunden bei denen die Steigerung der Herzleistung aus funktionellen oder anatomischen Gründen nicht möglich ist (z.B. Aortenstenose) sollte Pimobendan nicht angewendet werden (bzw. nur nach genauer Abwägung).

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