LogoMenu

EKG Rhythmus: Rhythmusdiagnostik

Prof. Dr. Gerhard Wess

Dipl. ECVIM-CA (Innere Medizin), Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie), Dipl ACVIM (Kardiologie)
Leiter der Abteilung für Tierkardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München

Das EKG Seminar behandelt in diesem Teil die Rhythmusdiagnostik:

  • Sinusrhythmus
  • Sinusbradykardie
  • Sinustachykardie
  • Sinusarrhythmie

Bestimmung des Ortes der Erregungsbildung:

Im Oberflächen EKG sind die Potentiale aus dem Sinusknoten nicht erkennbar, die P - Welle entspricht nicht eigentlich dem im Sinusknoten entstandenen Potential sondern der Ausbreitung im Vorhofsmyocard, eine vorhandene P-Welle spricht aber für eine sich adäquat über das Vorhofsmyocard ausbreitende Erregung.

Sinusrhythmus:

Der normale Rhythmus ist ein Sinusrhythmus:

Ein Sinusrhythmus kann, je nach Geschwindigkeit oder Typ weiter eingeteilt werden:

• normaler Sinusrhythmus

• Sinustachykardie

• Sinusbradykardie

• Sinusarrhythmie

• wandernder Schrittmacher (im Sinusknoten, im Vorhof)

 

Normaler Sinusrhythmus:

Bei einem Sinusrhythmus ist jede P - Welle von einem QRS - Komplex (resp. die Vorhofskontraktion von einer Kammerkontraktion) gefolgt.

P - Wellen müssen gesucht werden, am ehesten sind sie in den Ableitungen II und wenn fraglich, ob sie vorhanden sind, in einer speziellen Brustwandableitung (V3) besser auszumachen

 

Nicht immer finden sich die P - Wellen knapp vor dem QRS-Komplex, bei AV -Blockierungen sind die Abstände wesentlich grösser, bei AV-Knotenrhythmen resp. Reentry-Tachycardien kommen retrograd geleitete negative P-Wellen vor

 

Sinustachykardie:

Eine Sinustachykardie ist ein schneller Sinusrhythmus. Es gibt sicherlich eine Überschneidung zwischen einem normalen Sinusrhythmus und einer Sinustachykardie; z.B bei einer Katze mit einer Herzfrequenz von 220/min während einer Untersuchung. Dies ist oft nicht ungewöhnlich und wird durch Angst und Aufregung ausgelöst und kann als Sinustachykardie beurteilt werden.

Die häufigsten Ursachen für eine Sinustachykardie ist eine aktivierung des sympathischen Nervensystems, bei Tieren am häufigsten durch Angst, Aufregung und Schmerzen.

Weitere Beispiele sind Hyperthyreose, Schock, Anämie, Herzinsuffizienz und Perikarderguss. Die Hauptdifferentialdiagnose ist eine supraventrikuläre Tachykardie (SVT), eine Tachykardie, bei der ein ektopischer Schrittmacher im Vorhof schneller als der Sinusknoten schlägt und so den Herzrhythmus Impuls übernimmt. SVT kann im EKG wie eine Sinustachykardie aussehen. Meist liegt dort aber eine Herzerkrankung vor; mit einem präkordialen Faustschlag kann eine SVT oft unterbrochen werden (siehe auch mehr unter Supraventrikuläre Tachykardie).

Eine Sinustachykardie muss meist nicht behanelt werden.

Sinusbradykardie:

Sinusrhythmus mit Frequenzen unter 60/Min während einer Untersuchung bei Hunden, bei Katzen unter 100/min. Im Schlaf kann die Herzfrequenz auch bei normalen Hunden auf 20/min sinken.

Gründe für diesen seltenen Rhythmus sind Narkose Überdosierungen, Sick Sinus Syndrome, Hypothermie, Medikamente (Überdosierungen) z.B. mit Digitalis, Beta-blockern, aber auch bei erhöhtem Vagotonus.

Eine Behandlung z.B. mit Atropin ist nur nötig, wenn der Patient symptomatisch ist. Auch um zu testen, ob die Sinusbradykardie durch einen hohen Vagustonus ausgelöst wurde, kann man Atropin spritzen (0,04 mg/kg sc oder iv, im) und das EKG nach einer halben Stunde (bei iv Gabe nach 5-10 Minuten) wiederholen. Wenn jetzt die Herzfrequenz 140-200/min ist, war ein erhöhter Vagustonus der Grund für die Bardykardie.

Bei symptomatischen Patienten kannn dann eine Therapie mit anticholinergen Medikamenten, wie Atropin, Glykopyrrolat, eingeleitet werden.

Sinusarrhythmie:

Bei einer Sinusarrhythmie kommt der Rhythmus vom Sinusknoten, ist aber nicht regelmäßig. Ein Sinusrhythmus ist normal bei Hunden, aber nicht bei Katzen. In klassischen Fällen variiert der Rhythmus während der Inspiration und Exspiration. Falls man unsicher ist, ob die beobachtete Arrythmie eine Sinusarrythie ist, kann man entweder Atropin geben, oder versuchen, z.B. durch Bewegung die Herzfrequenz zu erhöhen.

Eine Sinusarrhythmie muß nicht behandelt werden.

Wandernder Schrittmacher:

Durch eine Vagale Stimulation kann der Sinusknoten gelegentlich so stark unterdrückt werden, daß die Schrittmacherfunktion von einem automatischen Gewebe in der Nähe des Coronären Sinus übernommen wird. Dies führt zu Veränderungen der P-Wellen Höhe. Im EKG beobachtet man also in einem solchen Fall unterschiedlich hohe P-Wellen.

Weiter zum nächsten Punkt (Bestimmung der elektrischen Herzachse)

Forum