LogoMenu

ACE-Inhibitoren beim Tier

Prof. Dr. Gerhard Wess

Dipl. ECVIM-CA (Innere Medizin), Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie), Dipl ACVIM (Kardiologie)

Leiter der Abteilung für Tierkardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München

Übersicht über ACE-Inhibitoren:

Was ist ein ACE-Hemmer?

Ein ACE-Hemmer hemmt das Angiotensin-Converting-Enzyme, das die Bildung von Angiotensin II im Renin-Angiotensin-Aldosteron-System initiiert. Zusätzlich wird die Bildung von Bradykinin gefördert und der zirkulierende Aldosteronpool vermindert.

Daher besteht die Hauptwirkung der ACE-Hemmer in einer arteriellen und venösen Vasodilatation und einer reduzierten Natrium- und Wasserretention.

Die vasodilatative Wirkung ist nicht so stark wie die von beispielsweise Hydralazin und der diuretische Effekt durch die Senkung des Aldosteronlevels ist im Vergleich zu den Schleifendiuretika beim Tier nicht vorhanden.

Der Hauptgrund zum Einsatz von ACE-Hemmern besteht in ihrer Eigenschaft eine dauerhafte RAS-Aktivierung zu blockieren.

Das Renin-Angiotensin-Systems:

Die Neurohormonale Kaskade des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) beginnt in der Regel mit der Detektion einer arteriellen Unterfüllung durch die Mechanorezeptoren im Karotissinus und in der Niere.
Unabhängig davon, ob diese Hypotension aufgrund sekundären Herzversagens, schwerer Mitralinsuffizienz oder einer Hypovolämie vorliegt, wird das sympathische Nervensystem und das RAS aktiviert. Weitere Auslöser sind verminderte Natriumkonzentrationen, die in der Macula densa der Niere registriert werden.
Aus dem juxtaglomerulären Apparat der Niere wird Renin (eine Protease) ausgeschüttet, welches zur Umwandlung von Angiotensinogen zu Angiotensin I führt. Daraufhin bildet das Angiotensin-Converting-Enzyme durch Entfernung des C-Terminalen Dipetides Angiotensin I in Angiotensin II um.
Die Wirkungen von Angiotensin II umfassen eine Vasokonstriktion, eine erhöhte Sekretion von Aldosteron, eine erhöhte präsynaptische Ausschüttung von Noradrenalin, eine Stimulation der Ausschüttung von ADH (Vasopressin) und eine erhöhte renale Natriumresorption.
Außerdem wird Angiotensin II mit kardiomyzotischer Nekrose, Apoptose und progressiver ventrikulärer Fibrose in Verbindung gebracht.

ACE-Inhibitoren beim Tier

ACE-Hemmer sind in der Tier- wie in der Humanmedizin häufig bei chronischen Herzerkrankungen eingesetzte Medikamente.
Studien belegen, dass ihre Gabe bei Patienten mit kongestivem Herzversagen sich positiv auf die Überlebensdauer auswirkt (vorallen bei DCM und bei felin en Kardiomyopathien).

Allerdings konnte auch gezeigt werden, dass ihr Einsatz bei Patienten mit noch asymptomatischen Herzerkrankungen keine Vorteile gegenüber der Gabe von Placebo mit sich brachte. Zurzeit ist eine Reihe von verschiedenen Präparaten am Markt:

  • Vasotop (Ramipril), 1,25 mg, 2,5 mg, 5mg Tabletten
  • Enacard (Enalapril), 1 mg, 2.5 mg, 5 mg, 10 mg, 20 mg Tabletten
  • Prilium (Imidapril), als Lösung erhältlich: PRILIUM® 150 mg und 300 mg
  • Fortekor (Benazepril) 2,5 mg, 5mg, 20 mg Tabletten

Die Namen der Wirkstoffe enden immer auf die Endsilbe "-pril". Die verschiedenen Wirkstoffe unterscheiden sich hauptsächlich anhand ihrer Pharmakokinetik. Von der Wirksamkeit sind alle Präparate gegenüber den Konkurenzprodukten mehr oder weniger ebenbürtig.
Enalapril wird zum Großteil über die Nieren, Benazepril, Imidapril oder Ramipril werden hingegen mehr über die Leber ausgeschieden. ACE-Hemmer werden außerdem häufig bei der Therapie chronischer Niereninsuffizienzen eingesetzt.

Wann werden ACE-Inhibitoren eingesetzt?

Kongestive Herzinsuffizienz (Lungenödem, Pleuralerguß, Aszites)- zusammen mit einem Diuretikum.
Neuere Studien haben gezeigt, dass ACE-Inhibitoren weder im asymptomatischen noch im symptomatischen Stadium der Mitralklappen-Endokardiose einen Effekt auf die Progression der Krankheit haben. Deshalb setzen wir ACE-I nur noch bei DCM und felinen Kardiomyopathien ein.

Wirkungsmechanismus:

Bei der Regulation des Blutdrucks, des Blutvolumens und der Natriumkonzentration im Körper spielt das Angiotensin-Converting-Enzym (ACE) eine sehr wichtige Rolle. Der genaue Regulationsmechanismus wird hier beschrieben. Das ACE führt dazu, dass Angiotensin I in die aktive Form Angiotensin II aufgespalten wird. Das Angiotensin II bewirkt, dass sich die Blutgefäße verengen und vermehrt Natrium und Wasser von den Nieren in den Körperkreislauf zurückgeführt werden. Das wiederum führt zu höherem Blutdruck, höherem Blutvolumen und höherer Natriumkonzentration. ACE-Hemmer wiederum wirken dem entgegen. Sie sorgen dafür, dass nicht mehr so viel aktives Angiotensin II gebildet wird. Als Folge davon sinkt der Blutdruck, denn die Blutgefäße werden nicht mehr so stark verengt. Wasser und Kochsalz werden vermehrt über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden.

Durch die hemmende Wirkung auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron System verringern ACE-Hemmer nachhaltig die Vor- und Nachlast des Herzens, die Haemodynamik wird verbessert und die Herzarbeit erleichtert.
Untersuchungen an Hunden zeigten, dass ACE-Inhibitoren die klinischen Symptome der Herzinsuffizienz verbessert, insbesondere was Atembeschwerden und Husten in Ruhe und Bewegung anbelangt. ACE-Inhibitoren führen zu einer signifikanten Verlängerung der Lebenszeit, bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität.

Gegenanzeigen:

Bei Anwendung von ACE-Hemmern kann es vorübergehend zu leichten Nebenwirkungen kommen: Hypotonie, Azotämie, Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit und Koodinationsstörungen.

Eine bestehende Hypotonie infolge geschwächter kardiovaskulärer Leistungsfähigkeit kann durch die Therapie verschlimmert werden. Die Hypotonie kann zu einer praerenalen Azotaemie führen.

Die Nierenfunktion muss daher vor Beginn der ACE-Hemmer-Therapie und 1 Woche nachher geprüft werden (Harnstoff, Kreatinin). Wenn klinische Symptome einer Hypotonie oder Azotaemie auftreten, sollte die Dosis des Diuretikums, nötigenfalls auch diejenige von Enacard gesenkt und die Kontrolle der Nierenfunktion fortgesetzt werden.

Verabreichungsarten:

Tabletten, oder Lösung (Prilium)

Dosierung:

Enalapril:

1-2 mal pro Tag 0.5 mg/kg KGW per os.

Die individuelle Dosis wird aufgrund des Körpergewichts des Hundes festgelegt und entsprechend den verschiedenen Tablettenstärken zusammengestellt.
Spricht der Patient nicht innert 2 Wochen auf die Therapie an, sollte die Dosis abhängig von der Reaktion erhöht werden auf maximal 2 mal täglich 0.5 mg/kg KGW.
Eine Begleittherapie mit Diuretika sollte spätestens 1 Tag vor Behandlungsbeginn mit Enacard begonnen werden.

Ramipril:

einmal täglich 0,125 mg Ramipril je kg KG, per os, d.h. 1 Tablette Vasotop 1,25 pro 10 kg KGW, 1 Tablette Vasotop 2,5 pro 20 kg KGW oder 1 Tablette Vasotop 5 pro 40 kg KGW. Je nach Schweregrad der pulmonalen Stauung bei Patienten mit Husten bzw. Lungenoedem besteht die Möglichkeit, nach 2 Wochen die Dosis auf eine einmal tägliche Gabe von 0,25 mg je kg KG zu erhöhen. Die Verabreichung erfolgt 1 mal täglich oral.

 

Prilium:

flüssige Lösung! Die Gebrauchslösung ist einfach herzustellen, ihre Haltbarkeit beträgt 60 Tage bei Kühlschranklagerung. Mit einer zur Originalverpackung gehörenden 2-ml-Spritze kann der Hundebesitzer individuell die verordnete PRILIUM®-Menge entnehmen und verabreichen. Dabei ist unerheblich, ob die Lösung direkt ins Maul oder über das Futter appliziert wird.Die einfache Handhabung der Lösung garantiert eine exakte Dosierbarkeit für jeden Hund. Damit wird die entscheidende Voraussetzung für die klinische Effizienz eines ACE-Hemmers erfüllt.
PRILIUM® ist in zwei Stärken in jeweils 30-ml- Flaschen erhältlich: PRILIUM® 150 mg für Hunde mit einem KGW von 4–40 kg und PRILIUM® 300 mg für Hunde bis 80 kg.

Benazepril:

1-2 mal pro Tag 0,25-0.5 mg/kg KGW per os

Nebenwirkungen:

Kaum Nebenwirkungen. ACE-Hemmer gelten als sichere Medikamente.
Gefährlich (aber selten): akute Niereninsuffizienz, v.a. bei hohen Diuretika Dosen möglich