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Das 24-Stunden-EKG (Holter)

Prof. Dr. Gerhard Wess

Dipl. ECVIM-CA (Innere Medizin), Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie), Dipl ACVIM (Kardiologie)

Leiter der Abteilung für Tierkardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München


Das 24-Stunden EKG (HOLTER):


Eine besondere Möglichkeit der Herzrhythmuskontrolle stellt das sog. 24-Stunden-EKG oder Holter-EKG dar. Dieses ermöglicht die Überwachung des Herzrhythmus über einen Zeitraum von 24 Stunden oder auch länger. Es wird direkt auf dam Rücken des Tieres befestigt, so dass der Patient danach nach Hause gehen kann. Der Patient muss also nicht stationär aufgenommen werden. Es wird zum einen bei der Frühdiagnostik bestimmter Herzerkrankungen wie der Dilatativen Kardiomyopathie des Dobermanns und des Boxers oder bei unklaren Fällen, bei denen Herzrhythmusstörungen vermutet werden, eingesetzt. Ein herkömmliches EKG erlaubt nur die Rhythmuskontrolle über einen eng begrenzten Zeitraum. Arrhythmien müssen aber nicht zu jeder Zeit nachweisbar sein, so dass es möglich ist, dass ein Patient an einer Herzrhythmusstörung leidet, diese aber während der Durchführung eines normalen EKGs nicht auftritt.

 

Als Beispiel zum Einsatz des Holter-EKGs soll ein Hund dienen, der an Ohnmachtsanfällen leidet. Die bisher durchgeführten Untersuchungen verliefen ergebnislos und auch ein EKG konnte keine Veränderung darstellen. Da aber aufgrund des Vorberichts eine kardiale Ursache vermutet wird, rät der Kardiologe zum Einsatz des 24-Stunden-EKGs. Dieses wird dem Hund angelegt und der Patient kann die Klinik verlassen. Innerhalb der 24 Stunden zeigte dieser Hund einen weiteren Ohnmachtsanfall. Am nächsten Tag kann das Holter-EKG ausgewertet werden. Hierbei zeigt sich das Vorliegen einer schweren Herzrhythmusstörung, welche aber nur während des Anfalls beobachten ließ.

 

Der Event Rekorder:

Je nach Model zeichnet ein Event Rekorder kontinuierlich einige Minuten lang EKG-Daten auf, überschreibt aber die vorher aufgenommenen Daten immer wieder, ausser es wird auf einen Knopf gedrückt. Wenn ein Tier nun also einen Ohnmachtsanfall, also eine sogenannte Synkope hat, muss der Besitzer auf den Knopf des Gerätes drücken- so wird erreicht, dass die Minuten mit EKG Informationen vor dem Anfall gespeichert bleiben. So lässt sich ein genauer Bezug zwischen der beobachteten Symptomatik und dem zu dieser Zeit ablaufenden Herzrhythmus herstellen. Die Daten werden dann mittels eines Computerprograms ausgewertet. Der Vorteil eines Event Rekorders ist, daß es für bis zu einer Woche am Tier bleiben kann, im Gegensatz zu einem Holter, welches für 24-Stunden EKG Informationen aufzeichnet. Wenn das Tier während dieser 24-Stunden keinen Ohnmachtsanfall hatte, bleibt die Ursache für den Anfall unsicher. Der Vorteil eines Holters hingegen ist, daß die gesammte Anzahl an abnormalen Herzschlägen während 24-Stunden ermittelt werden kann, was besonders bei Boxern und Dobermännern wichtig zur Früherkennung der Kardiomyopathien bei diesen Rassen wichtig ist. Ausserdem kann mit einem zweiten Holter nach ca. 2 Wochen unter Therapie mit einem Medikament überprüft werden, ob das Medikament wie gewünscht die Anzahl der Arrhythmien vermindert hat.