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Herzgröße mittels Vertebral Heart Score

Prof. Dr. Gerhard Wess

Dipl. ECVIM-CA (Innere Medizin), Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie), Dipl ACVIM (Kardiologie)

Leiter der Abteilung für Tierkardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München

Was ist das Vertebral Heart Score?

 

Die Herzgröße kann subjektiv oder besser mittels einer objektiveren Methode erfolgen. Am besten eignet sich dafür bei Hunden und Katzen die Bestimmung des Vertebral Heart Score (VHS).

 

Dazu misst man die Länge des Herzens ausgehend von der Bifurkation  der Trachea bis zur Herzspitze, sowie senkrecht dazu die maximale Breite des Herzens. Die Länge und Breite entsprechen jeweils einer bestimmten Anzahl an Wirbelkörpern. Die jeweilige Anzahl wird immer ausgehend von Th 4 bestimmt. Die Summe dieser Wirbelkörper entspricht dann dem VHS.

Normalwerte Hund: 8,0 - 10,5 Wirbelkörper, Katze bis 8,1 Wirbelkörper:

Gibt es Rassespezifische Referenzwerte?

Für einige Rassen wurden inzwischen rassespezifische Referenzwerte für das Vertebral Heart Score ermittelt:

Rassespezifische VHS Referenzwerte

Rasse

oberer VHS Bereich

Boston Terrier 13,1
Boxer 12,6
Cavalier King Charles Spaniel 11,7
Dackel 10,7
Englische und Französische Bulldogge 14,4
Labrador Retriever 11,7
Mops 11,6
Whippet 11,8

 

VHS bei einer Katze:

Die Herzgröße sollte immer auf diese Art bestimmt werden. Eine der häufigsten Fehlinterpretationen bei der Evaluierung des Herzens stellt nämlich eine falsch diagnostizierte Kardiomegalie dar. Auch die Form des Brustkorbes spielt dabei eine Rolle. Bei Hunden wie Bulldoggen oder Boxern, die eine eher tonneförmige, runde Form des Brustkorbes besitzen, wirkt das Herz größer, als bei Hunden mit einem tiefen, schmalen Thorax, wie z.B. bei Windhunden.

Bei verschiedenen Hunderassen ist die relativen Herzgröße viel variabler als bei unterschiedlichen Katzenrassen. Dafür kann bei Katzen die longitudinale Achse verhältnismäßig stark variieren. So sieht man bei älteren Katzen häufig eine abgeflachte, mehr horizontale Lagerung des Herzens (= breite Auflage auf dem Sternum) mit einer geschlängelten Aorta. Dies stellt einen physiologischen Befund dar.

Bestimmung der Größe des linken Vorhofs im Röntgen:

Kürzlich wurde eine neue Methose zur Bestimmung der Größe des linken Vorhofs veröffentlich. Diese Methode wird "vertebral left atrial size" (VLAS) genannt.

Wie bestimmt man "vertebral left atrial size" (VLAS)

Es wird eine Linie vom ventralen, mittigen Aspekt der Bifurkation bis zum kaudalen Rand des linken Atriums gezogen, wo sich das linken Atriums und der dorsale Rand der Vena cava treffen. Diese Linie wird wiederum am 4ten Brustwirbel angelegt und die Braustwirbel gezählt. Ein klinisch relevanter oberer Normalwert liegt bei 2,4. Umso größer der VLAS Wert ist, desto größer ist der Vorhof. Die ACVIM Guidelines geben einen Wert von > 3,0 an, ab wann ein Stadium B2 der Mitralklappen-Endokardiose vorliegt; dieser Weert ist unserer Meinung nach allerdings zu hoch gewählt, da er zwar sehr spezifisch, aber wenig sensitiv ist.

Wenn das VHS oder das VLAS vergrößert sind, weiss man also das Herz ist vergrößert. Aber welche Kammer, oder welcher Vorhof und welche Krankheit als Differentialdiagnose nun in Frage kommt, das ist die nächste Frage, die wir hier besprechen: Differentialdiagnosen bei Herzvergrößerung