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Herz Kreislauf und Pathophysiologie

Prof. Dr. Gerhard Wess

Dipl. ECVIM-CA (Innere Medizin), Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie), Dipl ACVIM (Kardiologie)

Leiter der Abteilung für Tierkardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München

Der Herz-Kreislauf:


Das Herz pumpt mit seiner linken Kammer das Blut durch die arteriellen Blutgefässe des grossen (systemischen) Kreislaufs zu den Blutkapillaren der Körperperipherie. Über die Venen gelangt es zurück zur rechten Vorkammer des Herzens und wird dann von der rechten Kammer aus in den kleinen (Lungen-) Kreislauf gepumpt und wieder, mit Sauerstoff angereichert, der linken Vorkammer des Herzens zugeleitet. Das Herz hat die Aufgabe, das periphere Gewebe mit einer adäquaten Menge an Blut zu versorgen. Dadurch wird die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen, die Entfernung von Kohlendioxid und anderen Stoffwechselprodukten, die Verteilung von Hormonen und anderen Botenstoffen, eine adäquate Thermoregulation und eine adäquate Harnproduktion gewährleistet.

Das Herz stellt das zentrale Pumporgan im Blutkreislauf dar, das den Blutstrom in den Gefäßen immer in eine Richtung fließen lässt. Die Wände des Herzens bestehen aus einem besonderen Muskelgewebe, das sich unabhängig vom Willen regelmäßig aktiv kontrahiert (sog. Systole) und auch aktiv erschlafft (sog. Diastole), wodurch eine abwechselnde Pumpund Saugwirkung zustande kommt. Durch eine Scheidewand ist das Herz in eine linke und rechte Hälfte unterteilt, diese sind durch sog. Segelklappen (= Atrioventrikularklappen: links Mitral- und rechts Trikuspidalklappe) wiederum in je einen Herzvorhof (Atrium) und eine Hauptkammer (Ventrikel) getrennt. In die Vorhöfe münden die zuleitenden Blutgefäße (Venen) ein. Aus der Lunge kommt das Blut über die Pulmonalvenen in den linken Vorhof.

Im linken Vorhof sammelt sich das sauerstoffreiche Blut aus der Lunge, gelangt nach Öffnung der Mitralklappe in die linke Hauptkammer und wird von dort durch die Aorta in den Körper gepumpt. Im rechten Vorhof sammelt sich das Blut aus dem Körper, gelangt nach Öffnung der Trikuspidalklappe in die rechte Herzkammer und wird von dort über die Pulmonalarterie in die Lunge gepumpt. An der Basis der Aorta und der Pulmonalarterie befinden sich je eine weitere Klappe: die Aorten- bzw. die Pulmonalklappe, die ein Rückfließen des Blutes in der Kammerfüllungsphase (Diastole) verhindern.

Funktionsreserve


Das gesunde Herz hat eine drei- bis fünffache Funktionsreserve. Diese geht bei einer Herzerkrankung verloren und resultiert in einer mangelhaften Funktion. Kompensatorische Mechanismen um die Funktion aufrechtzuerhalten sind z.B. eine erhöhte Herzfrequenz, eine Erhöhung des peripheren Widerstands, die Zunahme des Blutvolumens, eine Herzdilatation oder /und eine Hypertrophie des Herzens.

Funktionelle Konsequenzen von Herz- und Gefässmissbildungen:

Stenosen von Herzklappen

Eine Anomalie des Ausflusstraktes (z.B. bei Aortenstenose oder Pulmonalstenose) führt zu einer Drucküberlastung des Ventrikels- also des linken Ventrikels mit Sub-Aortenstenose, bzw. des rechten Ventrikels bei einer Pulmonalstenose.

Insuffizienz von Herzklappen

Eine Insuffizienz der AV-Klappen (z.B. Trikuspidal-Endokardiose, Mitralklappen-Endokardiose, Dysplasie der Trikuspidalklappen) führt zu einer Volumenüberlastung des Ventrikels und des Vorhofs.

Shunts

Kurzschlussverbindungen (Shunts) zwischen Körper und Lungenkreislauf (z.B. Persistierender Ductus Arteriosus Botalli (PDA), Foramen ovale persistens, Ventrikelseptumdefekt) haben die folgenden Konsequenzen:
- Links-Rechtsshunt: Volumenüberladung linkes Herz
- Rechts-Linksshunt: meistens Zyanose, da sauerstoffarmes Blut von rechts nach links kommt und dann in den Körper gepumpt wird.

Dilatation und Hypertrophie

Eine Volumenüberlastung des Herzens führt zu einer Dilatation und eine Drucküberlastung zu einer Hypertrophie des Myokards.

Hypertrophien des Myokards werden wie folgt unterteilt:
- konzentrisch
- exzentrisch
- konzentrisch idiopathisch (hypertrophe Kardiomyopathie

Dilatation

Die Dilatation einer Herzkammer ist die Folge einer akuten Volumenüberlastung. Beipiele für Krankheiten mit Volumenüberladung sind DCM, PDA, VSD, Endokardiose etc. Die Kontraktionskraft des Herzens wird durch die Erhöhung des enddiastolischen Volumens erhöht (Frank-Starling Mechanismus). Als Folge einer Autoregulation kommt es dabei zu einer reversiblen Verlängerung der Muskelfasern.

Hypertrophie des Myokards

Eine Hypertrophie ist die Folge einer chronischen Drucküberlastung Pumpen gegen Widerstand – Beispiel Aorten oder Pulmonalstenose). Ausser bei einer HCM, da es bei dieser Krankheit genetisch bedingt zu einem Ersatz von erkrankten bzw. nicht funktionierenden Sarkomeren kommt.
Eine konzentrische Hypertrophie liegt bei einer Zunahme der Muskelmasse bei gleichbleibendem oder abnehmenden Ventrikellumen vor. Ursache ist häufig eine chronische Drucküberlastung (z.B. Aortenstenose). Durch die Zunahme der Muskelmasse und die damit verbundene relative Ischämie kann eine Myokardinsuffizienz entstehen.