Die Simpson Scheibchensummationsmethode beim Dobermann als neuer Goldstandard zur Erkennung einer DOM
G.Wess, J. Maurer, J.Simak and K.Hartmann
Hintergrund
Dilatative Kardiomyopathie (DCM) ist die wichtigste kardiale Erkrankung bei großen Hunderassen. Bei der Rasse Dobermann, die am häufigsten betroffene Rasse, schreitet die vererbte primäre Herzkrankheit langsam voran. In der okkulten Phase der DCM treten Veränderungen der Herzmorphologie in Form einer Vergrößerung des linken Ventrikels (LV) in der Systole und später in der Diastole auf, sowie beim EKG Abnormalitäten in Form von ventrikulären Extrasystolen (VES). Diese Veränderungen können zusammen oder, in unterschiedlichem Ausmaß, getrennt voneinander auftreten. Zu diesem Zeitpunkt sind keine klinischen Symptome einer Herzerkrankung sichtbar. 25-30% der betroffenen Hunde sterben am plötzlichen Herztod.
Die Diagnose der DCM beruht auf dem Anfertigen eines 24-Stunden EKGs (Holter) und dem Vermessen des Volumens und der Kontraktilität des LV mit dem M-Mode (1D Methode), der derzeit den Goldstandart darstellt.
In der Humanmedizin ist die 2D Methode SMOD (Simpson’s method of discs) das Mittel der Wahl, um das linksventrikuläre Volumen zu bestimmen.
Ziele der Studie
- SMOD Referenzwerte für Dobermänner
- Vergleich der SMOD Werte aus der rechten parasternalen Längsachsenansicht mit denen aus dem links apikalen 4- Kammer Blick
- Bestimmung der Variabilität von EDVI und ESVI
- Vergleich mit M-Mode Messungen
Material, Methoden und Untersuchungen
Die longitudinale Kohortenstudie startete 2004. Es wurden 471 (249 weibliche und 222 männliche) Dobermänner in 969 Untersuchungen zur Studie herangezogen. Einschlusskriterien sind Reinrassigkeit und das die Hunde an keiner systemischen Krankheit leiden. Die Untersuchung eines Hundes wurde ohne Sedation durchgeführt und beinhaltete eine komplette klinische Untersuchung, ein Holter EKG und einen Herzultraschall. Eine erneute Untersuchung (Kontrolle) wurde nach einem Jahr durchgeführt.
SMOD Messungen
Anfertigung von Messungen in rechter parasternaler Längsachsenansicht und dem links apikalen 4-Kammer Blick. Die SMOD Werte für endsystolisches und enddiastolisches linksventrikuläres Volumen wurden mit dem BSA (body surface area ) indiziert zum enddiastolischen und endsystolischen Volumenindex (EDVI, ESVI). Die Referenzwerte für EDVI, ESVI und EF (ejection fraction) beruhen auf 75 über 8 Jahre alten, gesunden Dobermännern mit <50 VES/24 Stunden und normalen M-Mode Messungen.
Einteilung der Hunde in 3 Gruppen nach der EKG Auswertung und der M- Mode Messung in der letzten zur Verfügung stehenden Untersuchung:
VES Gruppe: keine klinischen Symptome, >100 VES/24 Stunden, normale M- Mode Messungen
ECHO- Gruppe: abnorme, für DCM sprechende M- Mode Messungen
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien sind eine gleichzeitig auftretende angeborene Herzkrankheit und eine primäre Erkrankung der Mitralklappe. Ebenfalls Hunde mit zwischen 50 und 100 VES wurden ausgeschlossen.
Nachuntersuchungen (Kontrollen)
Nach der Berechnung optimaler cut-off Werte, sind Hunde mit erhöhtem EDVI und/oder ESVI und gleichzeitig zu großen M-Mode Werten in der gleichen Untersuchung oder in einer späteren Untersuchung als eindeutig abnormal einzustufen. Hunde, bei denen nur SMOD verändert ist oder M-Mode Messungen in der Grauzone sind und keine Kontrolle verfügbar ist, werden als unklar eingestuft. Als falsch positiv gelten Hunde bei denen SMOD vergrößert ist und M- Mode Messungen über 1 Jahr im Normalbereich geblieben sind.
Des weiteren wurde die Intraobserver-Variabilität, die Interobserver- Variabilität und der Intra- und Interechokardiographe Effekt bestimmt.
Ergebnisse
Es besteht kein signifikanter Unterschied im EDVI und ESVI zwischen der rechten parasternalen Längsachsenansicht und dem links apikalen 4- Kammerblick. Dadurch konnten modifizierte biplane SMOD Referenzwerte für EDVI und ESVI aus den Mittelwerten beider Ansichten kalkuliert werden (siehe Tabelle 1). Die Intra- und Interobserver- Variabilität, sowie der Intra- und Interechokardiographe Effekt sind niedrig. Des weiteren wurden optimale cut- off Werte für EDVI und ESVI (Tabelle 2) bestimmt um die DCM in Dobermännern zu diagnostizieren und es wurde die Spezifität und die Sensitivität für diese Methode bestimmt. Die Spezifität ist als gleich gut für die M- Mode Messungen, wie für die SMOD Messungen einzustufen, aber die SMOD Messung hat eine bessere Sensitivität.
Tabelle 1
EDVI (mL/m²)
ESVI (mL/m²)
Ejection fraction (%)
Mittelwert
72 +/- 8
38 +/- 6
49 +/- 6
Minimum
56
24
27
Maximum
92
53
63
Cut off Werte für Dobermänner, normalsiert auf BSA (Körperoberfläche)
Cut- off Werte
EDVI
> 95 mL/m²
ESVI
> 55 mL/m²
Diskussion
Diese Studie zeigt, dass die SMOD Methode gegenüber den konventionellen M- Mode Messungen in der Erkennung von frühen sonographischen Veränderungen bei der Dobermann- DCM überlegen ist.