Der Biomarker NT-proBNP als neuer Screening-Test auf hypertrophe Kardiomyopathie bei Katzen

In dem Artikel „Utility of measuring plasma N-terminal pro-brain natriuretic peptide in detecting hypertrophic cardiomyopathy and differentiating grades of severity in cats“ geht es um eine Studie, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Eignung von NT-proBNP als Screening Test (Biomarker) für die HCM Diagnose bei Katzen zu testen, einen geeigneten oberen Grenzwert (Referenzbereich) zu bestimmen und den Zusammenhang zwischen NTproBNP Konzentrationen und dem Schweregrad der Erkrankung darzustellen.

Die Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist die häufigste Herzerkrankung bei Katzen. Sie kann sowohl erworben sein, jedoch ist auch eine erbliche Prädisposition bei Maine Coon Katzen bekannt. Ein Großteil der betroffenen Katzen bleibt subklinisch bis es zum plötzlichen Tod kommt. Folgen wie Herzinsuffizienz (kongestives Herzversagen  CHF), Lungenödem-bedingte Dyspnoe, Pleuralerguss, Galopprhythmus und Herzgeräusche sind bekannt. Echokardiographie stellt die bisherige Gold-Standard Methode zur Diagnose dar, ist jedoch teuer und nicht immer verfügbar. Eine neue und potentiell attraktive Methode wäre die Blutuntersuchung. BNP (B-type natriuretic peptide) wurde zuerst in Gehirngewebe entdeckt, inzwischen weiss man jedoch, dass BNP vorwiegend von Herzventrikelmuskelzellen nach Druck-, Streck- oder Volumenüberladung des Myokards ausgeschüttet wird. BNP fördert die Natriurese, Diurese und Vasodilatation um dem Herzversagen entgegenzuwirken. BNP wird als Prohormon ProBNP synthetisiert, gespalten und von Muskelzellen als aktives BNP und inaktives NTproBNP freigesetzt.

NT-proBNP hat eine längere Halbwertszeit im Plasma und stellt somit einen stabileren Marker dar. Mithilfe von NT-proBNP kann man ebenfalls kongestives Herzversagen von respiratorisch bedingter Dyspnoe unterscheiden. NTproBNP und BNP steigen sowohl bei CHF als auch bei Herzerkrankung ohne Herzversagen an.

Die Studie beinhaltet 201 Katzen (Anzahl im Vergleich zur vorherigen Studie erhöht) unterschiedlicher Rassen. Katzen mit Hyperthyreose (basalen T4 Wert bestimmen), Hypertension (normaler systolischer BD < 150mmHg) (beide führen zur sek. Hypertrophie des linken Ventrikels), Azotämie (erhöhte Serumkreatinin und Ureakonzentration als Hinweis für ein Nierenversagen) und andere systemische Erkrankungen wurden ausgeschlossen. Bei allen Katzen wurde eine Allgemeinuntersuchung und ein Herzultraschall durchgeführt, der Blutdruck bestimmt und von Katzen mit Dyspnoe wurde ein Thorax-Röntgen gemacht. Im Ultraschall wurde die Dicke der posterioren Wand des LV (LVPWd) und die Dicke des Interventrikulärseptums (IVSd) in der Diastole sowie das Verhältnis zwischen linkem Atrium und Aorta (LA/AO) bestimmt. HCM wurde als regionale oder generalisierte Hypertrophie mit LVPWd oder IVSd Werten von > 6mm definiert. Anhand dieser 3 Werte wurden die Katzen in 5 Kategorien eingeteilt. Die Kontrollgruppe (klinisch gesund), equivocal, milde, mittlere und schwere HCM (> 7mm). Katzen mit erhöhtem LA/AO Verhältnis weisen eine größere diastolische Dysfunktion auf und sind somit schwerer betroffen. Um die feline Plasma NTproBNP Konz. zu bestimmen wurde Blut entnommen, in gefrorenen Plasmaröhrchen gesammelt und mithilfe eines ELISAs mit immunaffinierten Schafsantikörpern gegen das feline NTproBNP quantitativ nachgewiesen. 44 der 61 Katzen aus der Gruppe mit schwerer HCM leiden unter CHF bedingter Dyspnoe.

Alter, Geschlecht, Rasse, Gewicht und Dyspnoe beeinflussen NT-proBNP Konz. kaum, nur der Schweregrad der Erkrankung stellt eine signifikante Kovariante dar, die die NTproBNP Konz. beeinflusst. Mittlere NTproBNP Konz. waren in der milden, mittleren und schweren HCM Gruppe höher als die der Kontrollgruppe. Es besteht ein Zusammenhang zwischen NTproBNP Konz. und LA/AO, LVPWd und IVSd. Bei einem Cut-off Wert von > 150pmol/l (Sensitivität 88% und Spezifität 100%), NTproBNP mit einem Grenzwert > 100 pmol/l ermöglichen sogar eine milde HCM nachzuweisen. Zwischen 50 – 100 pmol/l ist ein Graubereich, in dem sowohl gesunde wie auch kranke Katzen sein können, weshalb 100 pmol/l als der beste Cut-off-Wert ist. Falls eine Katze Werte zwischen 50-100 pmol/l hat, sollte der NT-proBNP Wert entweder nach einigen Wochen wiederholt werden, oder gleich ein Herzultraschall gemacht werden – es kann aber gut sein, dass dieser normal sein wird. Ab 100 pmol/l sollte auf jeden Fall eine weitere kardiologische Abklärung mittel Herzultraschall durch einen Spezialisten erfolgen.
Alles in allem zeigt diese Studie, dass NTproBNP ein geeigneter Screening Test für HCM ist, ein Zusammenhang zwischen Konzentration und Schweregrad besteht. Im Vergleich zum Ultraschall, Allg Untersuchung und Röntgen ist die NT-proBNP Messung sensitiv, spezifisch, günstig und verfügbar. Katzen mit erhöhten NTproBNP Konzentration sollten auf jeden Fall weiter mittels Ultraschalls abgeklärt werden.