Die Simpson-Scheibchensummationsmethode (SMOD) zur Messung
vom enddiastolischen und endsystolischen Volumen des linken Ventrikels im Ultraschall: Rassenspezifische Referenzwerte für Boxer
P. Smets, S. Daminet, and G. Wess
Hintergrund
Boxer weisen eine hohe Prädisposition sowohl für kongenitale Herzerkrankungen wie Pulmonal- und Aortenstenose, als auch für erworbene Herzerkrankungen wie DCM und ARVC auf. Aus diesem Grund sind regelmäßige kardiologische Kontrollen via Ultraschall sinnvoll.
Bei Dobermännern hat sich die SMOD als sensitiver als M-Mode-Messungen erwiesen, was eine Früherkennung von Volumenveränderungen im linken Ventrikel anbelangt. Um die SMOD ebenso für Boxer nutzen zu können, sind rassespezifische Grenzwerte nötig.
Ziele der Studie
rassespezifische SMOD-Referenzwerte für das enddiastolische und endsystolische Volumen des linken Ventrikels des gesunden Boxers ermitteln
Vergleich der SMOD- Werte aus der rechts parasternalen Längsachsenansicht mit denen aus dem links apikalen Vierkammerblick
Vergleich der SMOD- Werte von weiblichen und männlichen Boxern
Untersuchung der Korrelation zwischen enddiastolischem und endsystolischem Volumen des linken Ventrikels zu Körpergewicht und Körperoberfläche
Material, Methoden und Untersuchungen
Tiere: Es wurden die Daten von 85 herzgesunden Boxern verwendet, die der Klinik bereits vorlagen, da sie von vorangegangenen Kontrolluntersuchungen stammten.
Methode: Die bereits vorhandenen Ultraschallaufnahmen wurden von einem Untersucher mittels SMOD ausgewertet, das enddiastolische und endsystolische Volumen des linken Ventrikels wurde sowohl in der rechts parasternalen Längsachsenansicht als auch im links apikalen Vierkammerblick ermittelt (EDV, ESV). Die erhaltenen Volumina wurden in Relation zu Körperoberfläche (EDVI, ESVI) und Körpergewicht gesetzt. Die Messungen aus den beiden unterschiedlichen Ansichten sowie zwischen weiblichen und männlichen Hunden wurden mittels T-Test verglichen. Referenzwerte wurden mit Hilfe der zweifachen Standardabweichung ermittelt.
Ergebnisse
Mittelwert
EDVI [ml/m2]
Mittelwert
ESVI [ml/m2]
Mittelwert EDVI
[ml/m2]
Mittelwert ESVI
[ml/m2]
männl. Tiere
weibl. Tiere
männl. Tiere
weibl. Tiere
Minimum
42
22
51
42
24
22
Maximum
94
52
94
89
52
47
Mittelwert
49 - 93
22 – 50
53 - 93
46 – 90
24 - 52
20 – 48
EDVI und ESVI im rechts parasternalen Längsachsenansicht waren zwar kleiner als die im links apikalen Vierkammerblick, diese Differenz ist jedoch ohne klinische Relevanz, weswegen Mittelwerte für EDVI und ESVI ermittelt werden konnten.
Als Maximalwert für das enddiastolische Volumen wurden im Mittel 94 ml/m2 ermittelt, für das endsystolische Volumen 52 ml/m2.
EDVI und ESVI waren bei männlichen Tieren größer als bei weiblichen Tieren. Wurden EDV und ESV zum Körpergewicht indiziert (männliche Boxer hatten meist höhere Körpergewichte als weibliche Boxer), war die Differenz nicht länger von statistischer Bedeutung.
Diskussion
Diese ist die erste Studie, die SMOD-Referenzwerte für EDVI und ESVI bei gesunden Boxern präsentiert. Die erhaltenen Ergebnisse sind denen von Messungen mit der Teichholz-Methode aus dem M-Mode sehr ähnlich. Eine Studie, die die Messungen bei erkrankten Hunden durchgeführt hat, zeigte jedoch, dass die Ergebnisse der beiden Methoden in diesem Fall auseinandergehen. Es ist also zu vermuten, dass die Unterschiede der verschiedenen Messungstechniken bei erkrankten Hunden deutlicher werden.
Obwohl die Messungen aus rechts parasternaler und links apikaler Ansicht keine klinisch relevanten Unterschiede aufwiesen, ist es ratsam, die Volumenbestimmung des linken Ventrikels immer von beiden Seiten durchzuführen und dann mit dem Höchstwert oder einem Mittelwert aus beiden Messungen zu arbeiten.
Um den ermittelten Unterschieden gerecht zu werden, sollten entweder unterschiedliche Referenzwerte für EDVI und ESVI für männliche und weibliche Hunde verwendet werden, oder EDV und ESV sollten zum Körpergewicht indiziert werden, da hier keine klinisch bedeutende Differenz zwischen männlichen und weiblichen Tieren auftrat.
Abschließend ist zu sagen, dass noch weitere Studien auf diesem Gebiet nötig sind, da in dieser Studie die untersuchten Tiere die Boxerpopulation nicht komplett repräsentierten, Varianzen aufgrund verschiedener Ultraschalluntersucher möglich sind und außerdem an DCM erkrankte Boxer untersucht werden müssten, um Cut-Off Werte ermitteln zu können.