Vergleich von vorläufigen Ultraschalldiagnosen mit endgültigen Diagnosen von Herztumoren bei Hunden
V. Rajagopalan, S.A. Jesty, L.E. Craig, R. Gompf
Hintergrund
Herztumoren sind mit einer Inzidenz von 0,19 % beim Hund selten. Am häufigsten treten Hämangiosarkome (69 %) auf, gefolgt von Herzbasistumoren, die sich im Einzelnen als Chemodektome (8 %), Lymphome (4 %) und ektopische Schilddrüsenkarzinome (1 %) präsentieren. Darüber hinaus finden sich Mesotheliome.
Die durchschnittliche Lebenserwartung des betroffenen Hundes hängt dabei von der Tumorart ab. Die Prognose für Hämangiosarkome bleibt durch eine Perikardektomie unbeeinflusst und beträgt im Durchschnitt zwei Monate. Im Gegensatz dazu erhöht eine Perikardektomie die Überlebenszeit von Hunden mit einem Herzbasistumor von unter zwei auf über 22 Monate. Vor diesem Hintergrund ist eine zuverlässige Diagnose der Tumorart für die Auswahl einer wirkungsvollen Therapie essentiell. In der Praxis ist die Bestimmung der Tumorart durch Feinnadelaspiration oft schwer durchzuführen. Die Untersuchung des Perikardergusses ist selten diagnostisch. Aus diesem Grund wird meist mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung eine vorläufige Tumordiagnose gestellt. Dabei werden die unterschiedlichen Tumorarten auf Grund ihrer Lage am Herzen unterschieden; in geringerem Ausmaß tragen auch Struktur und Invasivität der Tumoren zur Differenzierung bei.
In dieser retrospektiven Studie werden die vorläufigen sonographischen Diagnosen von kardialen Umfangsvermehrungen bei 24 Hunden mit den endgültigen zytologischen oder histopathologischen Diagnosen verglichen. Ziel ist es, die Genauigkeit der Ultraschalldiagnose von Herztumoren bei Hunden zu ermitteln.
Material, Methoden und Untersuchungen
In diese retrospektive Untersuchung wurden 24 Hunde eingeschloßen, bei denen in den Jahren 2006 bis 2012 am University of Tennessee John and Ann Tickle Small Animal Hospital ein Herztumor sonographisch diagnostiziert und im Anschluss zytologisch oder histopathologisch untersucht wurde. Die ursprünglich mittels Ultraschall gestellten Verdachtsdiagnosen wurden für die Studie von einem Kardiologen überprüft.
Dabei führten Umfangsvermehrungen im rechten Atrium oder rechten Herzohr zur Diagnose „Hämangiosarkom“; Tumoren an der Herzbasis wurden als „Chemodektom, ektopisches Schilddrüsenkarzinom oder Lymphosarkom“ diagnostiziert.
Für Umfangsvermehrungen an anderen Lokalisationen wurde eine offene Diagnose gestellt. Die im Anschluss durchgeführten histopathologischen oder zytologischen Untersuchungen zur Differenzierung der Tumorart wurden im Rahmen der vorliegenden Untersuchung von einem Pathologen nachgeprüft. Weder der Kardiologe noch der Pathologe kannte die Diagnosen des jeweils anderen.
Ergebnisse
In der Ultraschalluntersuchung zeigte sich bei neun Hunden eine Umfangsvermehrung an der Herzbasis, die zur Verdachtsdiagnose „Chemodektom, ektopisches Schilddrüsenkarzinom oder Lymphangiosarkom“ führte. Diese vorläufige Diagnose erweist sich nach histopathologischer oder zytologischer Untersuchung in sieben der neun Fälle als korrekt; die restlichen beiden Umfangsvermehrungen präsentieren sich als undifferenzierte Karzinome.
Die Verdachtsdiagnose „Hämangiosarkom“ auf Grund sonographisch detektierter rechtsatrialer oder rechtsaurikulärer Umfangsvermehrungen wird in acht Fällen ausgesprochen; die Zytologie oder Histopathologie führt in vier dieser acht Fälle zur endgültigen Diagnose „Hämangiosarkom“; die restlichen vier Umfangsvermehrungen erhalten die definitive Diagnose Chemodektom, ektopisches Schilddrüsenkarzinom, Thrombus und Entzündung.
In sieben Fällen wird die Diagnose auf Grund von untypischer Lokalisation der Umfangsvermehrung im Ultraschall offen gestellt; hiervon ergeben sich die zytologischen oder histopathologischen Diagnosen wie folgt: zwei Hämangiosarkome, drei ektopische Schilddrüsenkarzinome, ein Lymphomsarkom, ein Chondrosarkom.
Ein Perikarderguss wird in zehn Fällen beobachtet und führt bei 50 % davon zur Herztamponade. EKG-Veränderungen wie ventrikuläre Arrhythmien, supraventrikuläre Tachykardien, AV-Block 2. Grades und Rechtsschenkelblock fallen bei acht Fällen auf. Weder das Auftreten von Perikarderguss noch von EKG-Veränderungen lassen dabei zuverlässige Rückschlüsse auf die Tumorart zu. Anzumerken ist allerdings, dass in einigen Fällen erst das Auftreten von Arrhythmien im EKG eine Ultraschalluntersuchung veranlasste.
Die Überlebensdauer beträgt 1 bis 150 Tage nach Erstdiagnose mittels Ultraschall.
Diskussion
Auch wenn die Inzidenz von Herztumoren bei Hunden niedrig ist, können sie durch Komplikationen wie Herztamponade, Metastasierung, Arrhythmien und Behinderung des Blutflusses klinisch relevant werden. Dementsprechend sind eine frühzeitige Diagnose und eine effektive Therapie nötig.
In 17 von 24 Fällen konnte mittels Ultraschalluntersuchung eine vorläufige Tumordiagnose gestellt werden, die in 65% der Fälle mit der definitiven zytologischen oder histopathologischen Diagnose übereinstimmte. Die vorläufige Diagnose „Hämangiosarkom“ war in 50% der Fälle korrekt, während die Diagnose „Chemodektom, ektopisches Schilddrüsenkarzinom oder Lymphosarkom“ in 78% der Fälle richtig war. Darüber hinaus traten die 4 häufigsten Herztumoren beim Hund (Hämangiosarkom, Chemodektom, ektopisches Schilddrüsenkarzinom, Lymphosarkom) auch an untypischen Stellen im Herzen auf.
Vor allem auf Grund der geringen Anzahl an untersuchten Fällen sind die Ergebnisse dieser Untersuchung nicht uneingeschränkt gültig.
SCHLUSSFOLGERUNGEN und KLINISCHE BEDEUTUNG
In dieser retrospektiven Studie war die Verdachtsdiagnose der Tumorart auf Grund von sonographischer Tumorlokalisation nur mäßig genau. Herztumoren, die sich im Ultraschall untypisch präsentierten, wurden im Anschluss häufig als typisch auftretende Herztumoren bei Hunden diagnostiziert. Eine genauere Diagnose ante mortem ist möglich, wenn Untersuchungen wie Herzbeutelergussanalyse hinsichtlich kardialem Troponin I, Feinnadelaspiration der Umfangsvermehrung, T4-Serumbestimmung, Schnittbildverfahren, Thorakoskopie oder Thorakotomie Anwendung finden.