DMVD ist die häufigste Ursache von Herzerkrankungen beim Hund (am häufigsten betroffen: Rüden mittleren- hohen Alters, kleiner Rassen).
Die Degeneration der Mitralklappen und der mangelnde Klappenschluss führen zu einer ansteigenden Herzvolumenüberladung mit steigenden diastolischen Drücken und einem möglichen Herzversagen.
Neuronale und endokrinologische kompensatorische Mechanismen tragen zu einem gewissen Teil zum Fortschreiten der Krankheit bei. Der Parasympathikus wird dabei gehemmt, der Sympathikus aktiviert. Sowohl das autonome Nervensystem als auch das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System beeinflussen die Herzfrequenz (HR) und die Herzfrequenzvariabilität (HRV).
Die Beurteilung der HRV, gemessen an den R-R Abständen im EKG, dient als ein indirekter Indikator für einen autonomen Tonus.
Der vasovagale-Tonus-Index ( VVTI) ist negativ korreliert mit der Herzfrequenz und der Stufe des Herzversagens. Gleichzeitig zeigten Holteraufzeichnungen von HRV eine Korrelation mit dem Ausmaß von sonographischen Befunden bei CKCS mit DMVD.
Es konnte herausgefunden werden, dass VVTI bei Hunden mit einer dilatativen Kardiomyopathie mit der HF, der Fractional Shortening, und der Überlebenszeit korreliert.
Auf der Basis früherer Studien wurden folgende Hypothesen aufgestellt:
Bei Hunden mit DMVD steigt die HR progressiv, während der VVTI progressiv sinkt, bevor die Tiere der Erkrankung erliegen oder euthanasiert werden.
Hunde, die an nicht-kardialen Erkrankungen sterben, zeigen diese Änderungen in der HR bzw. dem VVTI nicht.
Ziele der Studie
- Bewertung von Faktoren, die die HR und den VVTI beeinflussen
- Untersuchung von EKG- Veränderungen, die bei Hunden in der Langzeitstudie sichtbar sind
- Bewertung, ob eine Untersuchung eines längeren EKG-Abschnittes (VVTI 60 im Vergleich zu VVTI 20) eine bessere Einteilung der Patienten in Gruppen ermöglicht.
Material, Methoden und Untersuchungen
Die Studie wurde im Zeitraum von Dezember 2004 bis zum Januar 2013.
Voraussetzungen für die Teilnahme:
- links, apikales, systolisches Herzgeräusch
- Sonographischer Befund einer Mitralregurgitation und charakteristischer Veränderungen der Segelklappen
- keine begleitenden nichtkardialen Erkrankungen bzw. andere Herzkrankheiten als DMVD
Nach dem ersten Feststellen des Herzgeräusches wurden die Hunde alle 6 Monate untersucht. Untersuchungsgang:
Anamnese, klinische Allgemeinuntersuchung, Blutdruckmessung, Blutentnahme, 1-Minuten- EKG, Herzultraschall
Im Blut wurden NT-proBNP und cTNI gemessen. Im EKG wurde die HR bestimmt und der VVTI sowohl über eine Länge von 20 als auch 60 R-R-Intervallen errechnet.
Hunde die über mindestens 18 Monate untersucht werden konnten, wurden in 3 Gruppen eingeteilt: (n= 102)
Tiere, die an einer Herzerkrankung gestorben sind/ euthanasiert wurden. ( n=28)
Tiere, die an einer nichtkardialen Erkrankung gestorben sind/ euthanasiert wurden. (n=40)
Tiere die noch mindestens 6 Monate nach dem letzten EKG der Studie leben (n=34)
Mit den Ergebnissen wurden Modelle konstruiert (mit kommerziell erhältlicher Software), um die Faktoren, die die HR und den VVTI beeinflussen, zu untersuchen und ihre Veränderungen über die Zeit festzustellen.
Ergebnisse
Für die endgültige Untersuchung von Faktoren, die die HR und VVTI beeinflussen, wurden nur die EKGs analysiert, denen ein Sinusrhythmus zugrunde liegt.
Für die letztendliche Auswertung erfüllten 102 Hunde die Teilnahmekriterien.
Sowohl die HR und VVTI werden vom Schweregrad der Erkrankung beeinflusst und unterscheiden sich bei CKCS im Vergleich zu anderen Rassen.
Hunde der Gruppen 1 und 2 durchliefen einen Anstieg der Herzfrequenz und einen Abfall des VVTI, sichtbar mindestens 18 Monate vor ihrem Tod. Bei Hunden aus Gruppe 1 begannen diese Veränderungen ca. 1,5 Jahre vor ihrem Tod.
Diskussion
Sowohl die HR als auch VVTI können als Biomarker für Mortalität ganz allgemein eingesetzt werden. Dies widerlegt die 2. aufgestellte Hypothese. Jedoch zeigen Hunde mit DMVD eine deutlichere Veränderung dieser Parameter aufgrund ihrer Herzerkrankung.
In der Studie konnte gezeigt werden, dass sich verschiedene, schon für den Schweregrad von DMVD bekannte Marker, mit dem Verlauf der HR und VVTI in linearer Weise decken.
Dies bedeutet, dass VVTI als ein relativ einfach zu bestimmender und nicht so teurer Biomarker zur Bestimmung der Ausmaß von einer DMVD genutzt werden könnte.
Weiterhin konnte die Studie zeigen, dass CKCS einen geringeren VVTI, als andere Rassen besitzen. Schon von Rasmussen et al. Konnte gezeigt werden, dass diese Rasse eine niedrigere HRV haben.