LogoMenu

Trikuspidalklappen Degeneration

Prof. Dr. Gerhard Wess

Dipl. ECVIM-CA (Innere Medizin), Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie), Dipl ACVIM (Kardiologie)

Leiter der Abteilung für Tierkardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München

Was ist eine Trikuspidalklappen Endokardiose?

Eine Trikuspidalklappen Endokardiose ist eine degenerative Veränderung der Trikuspidalklappen, also der Herzklappe zwischen dem rechten Vorhof (Vorkammer) und dem rechten Ventrikel (Hauptkammer).

Was ist eine Trikuspidalklappen Insuffizienz?

Insuffizienz bedeuted: Schwäche, ungenügende Leistung eines Organs oder Organsystems. Im Falle der Trikuspidalinsuffizienz bedeutet dies, dass die Klappe nicht richtig schließt und es deshalb zu einem Rückfluss von Blut in den rechten Vorhof kommt. Ursache kann eine Endokardiose der Trikuspidalklappe sein. Wenn die Krankheit schon von Geburt an vorhanden ist, handelt es sich um eine Dysplasie der Trikuspidalklappe. Gelegentlich kann es auch zu einer sekundären Undichtigkeit der Trikuspidalklappe kommen, wenn die rechte Hauptkammer stark dilatiert ist, z.B. bei einer DCM oder einer pulmonären Hypertonie.

Was passiert bei einer Trikuspidalklappen Endokardiose?

Der Blutkreislauf im gesunden Organismus führt auf einer Einbahnstraße durch das Herz. Das Blut fließt über die untere und die obere Hohlvene aus dem Körperkreislauf in den rechten Vorhof, von dort gelangt es durch die Trikuspidalklappe in die rechte Herzkammer. Von der rechten Kammer wird das Blut durch die Pulmonalklappe über die Pulmonalarterie in die Lunge gepresst und nachdem das Blut dort mit Sauerstoff beladen wurde, gelangt es über die Pulmonalvenen in den linken Vorhof.
Vom linken Vorhof fließt das Blut durch die Mitralklappe in die linke Kammer und von dort wird es durch die Aortenklappe in die Aorta gepresst und durchläuft so erneut den Körperkreislauf.

Schließt die Trikuspidalklappe, wie im Fall der Trikuspidalklappeninsuffizienz nicht richtig, so kann ein Teil des Blutes zurück in den rechten Vorhof gelangen. Es kommt zum sogenannten Regurgitationsjet in den rechten Vorhof.

Ursache des ungenügenden Klappenschlusses ist meist eine sogenannte Endokardiose, oder myxomatöse Klappenerkrankung genannt. Wichtig ist die Unterscheidung Trikuspidalklappeninsuffizienz bzw. -regurgitation und Trikuspidalklappen-Endokardiose. Bei der Trikuspidalregurgitation handelt es sich nur um ein klinisches Symptom, wohingegen Klappenendokardiose eine pathologisch-anatomische Diagnose darstellt.

 

Was versteht man unter Endokardiose der Trikuspidalklappe?

Unter einer Endokardiose versteht man eine degenerative Veränderung des Klappenapparates, in diesem Fall also der Trikuspidalklappe. Die Ätiologie der Trikuspidalendokardiose ist nicht vollständig geklärt. Man nimmt an, dass es sich um eine Bindegewebsschwäche handelt. Eine genetisch beeinflusste Degeneration des Bindegewebes könnte die Ursache für die Endokardiose sein. Für diese Theorie spricht die Tatsache, dass v.a. chondrodystrophische Hunderassen prädisponiert sind. Diese Tiere sind ebenfalls für Bindegewebserkrankungen, wie Bandscheibenvorfälle, Trachealkollapse, periodontale Erkrankungen und Kreuzbandrupturen prädisponiert. Auch in der Humanmedizin lassen sich diese Beobachtungen bestätigen, da Menschen mit Kollagensynthesestörungen, wie dem Marfan-Syndrom, verhältnismäßig häufig an Mitralklappenendokardiosen leiden. Früher nahm man an, dass Zahnerkrankungen durch das Streuen von Bakterien für die degenerative Erkrankung verantwortlich waren. Diese Theorie ist heutzutage aber überholt.

 

Welche Tiere bekommen Trikuspidalklappen-Insuffizienz?

Die Krankheit kann sowohl bei Katzen als auch bei Hunden auftreten.

Eine Klappenendokardiose beruht auf degenerativen Veränderungen an einer oder mehreren Strukturen des Trikuspidalklappenapparates. Betroffen sind vor allem Hunde kleiner Rassen.

Normalerweise schreitet die Krankheit langsam, über Jahre hinweg fort, so daß es im Allgemeinen erst im Alter von ca. 6-9 Jahren zu, für den Besitzer wahrnehmbaren, Krankheitserscheinungen kommt.

 

Welche Krankheitsanzeichen gibt es?

Im Frühstadium:

- Herzgeräusch:

Dieses Herzgeräusch ist für den Tierarzt mit Hilfe des Stethoskopes hörbar, noch bevor dem Besitzer selbst Veränderungen am eigenen Haustier auffallen. Deshalb kann diese Krankheit unter Umständen bei Routineuntersuchungen, wie z.B. Impfuntersuchungen erkannt werden.

 

Im weiteren Verlauf:

- Bauchwassersucht (Aszites)

- Atemnot (durch einen Pleuralerguss- Wasser in der Brusthöhle) hervorgerufen

- Lustlosigkeit

- Leistungsschwäche

- kurze Phasen von Bewustseinsverlust:

 

Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Die tierärztliche Untersuchung:

 

Sie stellt den ersten Schritt des Untersuchungsgangs dar und umfasst eine klinische Allgemeinuntersuchung, wobei großer Wert auf das Abhören von Herz und Lunge gelegt wird.

Auskultatorisch: Wie bereits erwähnt, kann der Tierarzt mit Hilfe des Stethoskopes ein Herzgeräusch im Bereich der Trikuspidalklappe wahrnehmen. Zudem kann der Tierarzt gelegentlich gestaute Jugularvenen am Hals entdecken. Dies ist ebenso wie die Bauwassersucht (Aszites) und Pleuralerguss (Flüssigkeit in der Brusthöhle) nur im fortgeschrittenen Stadium zu beobachten.

 

Das Röntgen:

Auf einem Röntgenbild können folgende Befunde erhoben werden:

- Herzgröße: Zuerst kommt es zu einer Vergrößerung des Herzschattens im Bereich des rechten Vorhofs und später auch im Bereich der rechten Herzkammer.

 

- Wie schon oben erwähnt kann es auch zur Bauchwassersucht (Aszites) oder zum Pleuralerguss kommen. Beides ist ebenfalls im Röntgen erkennbar.

 

Das EKG:

Im EKG werden hauptsächlich Herzrhythmusstörungen diagnostiziert. Es ist ein wichtiges diagnostisches Kriterium, da Hunde mit einer Trikuspidalklappen-erkrankung Arrhythmien bekommen können. Wann ein EKG sinnvoll ist, entscheidet letztendlich der Kardiologe, grundsätzlich aber sollte immer dann eines angefertigt werden, wenn beim Abhören eine Arrhythmie oder zusätzliche Herztöne entdeckt werden.

 

Der Herzultraschall:

Bei der Ultraschalluntersuchung können folgende Befunde erhoben werden:

 

- Im Ultraschall lässt sich der Trikuspidalklappenapparat genau darstellen. Die Klappe weist häufig blumenkohl- oder keulenartige Verdickungen auf. Oft lässt sich auch ein Klappenprolaps feststellen.

- Die Größe von Vorhof und Herzkammer kann gemessen werden somit kann eine eventuelle Vergrößerung sicher festgestellt werden.

- Die Fähigkeit des Herzmuskels zur Kontraktion kann gemessen werden.

- Im Farbdoppler zeigt sich der Insuffizienzjet während der Systole als eine Verwirbelung unterschiedlicher Stärke im rechten Vorhof.

Das rechte Atrium ist meistens vergrößert. Veränderungen des rechten Ventrikels lassen sich in fortgeschritteneren Fällen als ekzentrische Hypertrophie darstellen.

 

Verlauf:

Durch die insuffiziente Klappe fließt während der Herzaktion Blut zurück in den rechten Vorhof. Da so das pro Zeiteinheit ausgeworfene Blutvolumen in die Lunge und damit dann auch in das linke Herz abnimmt, sorgt der Körper mit Hilfe von Kompensationsmechanismen (wie z.B. erhöhte Herzfrequenz, erhöhten Flüssigkeitsrückhalt, und Verengung der Gefäße in der Peripherie) für eine Erhöhung des Blutvolumens. Die chronische Volumenüberlastung führt zu einer Ausweitung und Vergrößerung des rechten Vorhofs.

In der Folge kommt es zum Rückstau von Blutflüssigkeit in die Bauchhöhle. Es kann nun ein Aszites (Bauchwassersucht) entstehen.

 

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Sie kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen, aber nicht vollständig verhindern. Ein Ersatz der Herzklappe, wie in der Humanmedizin wird nicht vorgenommen.

 

Die Medikamente der Wahl sind:

- Diuretika: Medikamente, die durch direkte Wirkung an der Niere die Ausscheidung von Wasser steigern und so für eine Verringerung des vergrößerten Blutvolumens, das durch die Kompensationsmechanismen des Körpers entstanden ist. Ein Lungenödem kann durch diese Medikamente wirkungsvoll bekämpft werden.

- Pimobendan: wird verabreicht, wenn das Herz vergrößert ist, auch wenn noch keine Symptome vorliegen. Für dieselbe Krankheit auf der linken Seite (Mitralklappen-Endokardiose) konnte Pimobendan den Verlauf der Krankheit deutlich verlangsamen. Für die Trikuspidalklappe fehlen solche Studien, aber wir gehen davon aus, dass es dennoch hilfreich ist.

- Im Einzelfall entscheidet der Tierarzt, je nach Zustand und Leistung des Herzmuskels, über den Einsatz weiterer herzwirksamer Medikamente.