Diagnostische Aussagekraft der zytologischen Analyse von Perikardergüssen bei Hunden
Die Prävalenz von Perikardergüssen bei Hunden in einer Universitätsklinik beträgt 0,43% und tritt bei ca. 7% der Hunde mit klinischen Anzeichen einer kardialen Erkrankung auf. Ursachen von Perikardergüssen sind u.a. eine septische Perikarditis, Koagulopathien, eine Ruptur des linken Atriums, Neoplasien und eine idiopathische Genese. Am häufigsten sind sie idiopathisch (Prognose: gut bis sehr gut, Überlebenszeit bis 4 Jahre) oder ihnen liegt ein kardiales Hämangiosarkom (Prognose: infaust bis vorsichtig, mittlere Überlebenszeit 1-4 Monate) zugrunde. Weniger häufig sind Herzbasistumoren, Mesotheliom und Lymphom.
Die Zytologie eines Perikardergusses wird von vielen als von begrenztem Nutzen gehalten, aber nur wenige Studien haben den diagnostischen Nutzen tatsächlich ausgewertet.
Das Ziel der Studie war, den diagnostischen Nutzen einer zytologischen Analyse von Perikardergüssen bei Hunden festzulegen und zu bestimmen, ob die Betrachtung zusätzlicher Daten den diagnostischen Gewinn verbessern könnte.
259 Hunde mit einer zytologischen Analyse von Perikardergüssen wurden zwischen April 1990 und Juni 2012 für die Studie verwendet, davon waren 249 Proben für eine erneute zytologische Untersuchung verfügbar. Die Studie bediente sich folgender Methoden: einer retrospektiven Bewertung elektronischer medizinischer Aufzeichnungen aus einer Universitätsklinik, die Erfassung von Signalement, CBC (Complete Blood Count, großes Blutbild) bei 47,9% der Hunde, Serum-Biochemie bei 41,7% der Hunde, einer zytologischen Untersuchung von Perikardergüssen bei 98% der Hunde, echokardiographischen Daten und die Klassifizierung der Zytologie als diagnostisch (infektiös oder neoplastisch) oder nicht-diagnostisch (hämorrhagisch u.a.) und einem Vergleich dieser Gruppen mit multiplen t-Testen. Erfasste Daten des Perikardergusses waren das gesamte Erscheinungsbild und das des Überstandes, Totalprotein, Gesamtzahl der roten Blutkörperchen, Zahl der kernhaltigen Zellen, ein Differential-Blutbild und eine zytologische Diagnose.
Ergebnisse
Als Ergebnisse der Studie konnten 92,3% der Zytologien als nicht-diagnostisch und 7,7% als diagnostisch eingestuft werden. 90% der Zytologien wurden als hämorrhagisch, 4,6% als neoplastisch (Rundzelltumor z.B. Lymphom oder histiozytär, Karzinom, atypische Epitheloidzellen), 3,1% als infektiös (bakteriell oder Pilze) und 2,3% als von anderer Ätiologie (nicht-hämorrhagisch, nicht-neoplastisch, nicht-infektiös, z.B. Chylus, Transsudat, modifiziertes Transsudat, Neutrophilen-Inflammation mit gemischter Mesothelreaktion) charakterisiert. Eine genaue und definitive Diagnose bei der zytologischen Untersuchung von Perikardergüssen konnte gestellt werden, wenn Infektionen oder ein Lymphom die Ursache waren. Insgesamt betrug der diagnostische Nutzen einer zytologischen Analyse von Perikardergüssen 7,7% und stieg auf 20,3%, wenn der Erguss-Hämatokrit <10% war. Der echokardiographische Nachweis einer Masse erhöhte nicht signifikant den diagnostischen Nutzen. Diagnostische und nicht-diagnostische Ergüsse wurden basierend auf echokardiographischen Ergebnissen in 3 Gruppen unterteilt: definitive Masse (42,9% der Fälle), verdächtige Masse (13,0% der Fälle) und keine kardiale Masse (44,1% der Fälle) identifizierbar im Echokardiogramm. Der maximale diagnostische Nutzen von 21,8% in dieser Studie wurde in der Untergruppe von Hunden ohne identifizierbare Masse im Echokardiogramm und einem Erguss-Hämatokrit von <10% erreicht; in diesem Fall bestünde bei der Einreichung einer Perikarderguss-Probe an einen klinischen Pathologen also - verglichen mit dem allgemein festgestellten Nutzen von 7,7% - eine dreifach erhöhte Chance auf eine spezifische Diagnose. Eine Voreinschätzung des diagnostischen Nutzens basierend auf vorläufigen Daten (Erguss-Hämatokrit/PCV=Packed Cell Volume) und eine nicht-invasive diagnostische Methode (Echokardiographie) hilft dem Kliniker bei der Entscheidung, ob eine Einreichung einer Probe sinnvoll ist. Das Einreichen von Flüssigkeit aus einem Perikarderguss an einen Pathologen wird vermutlich einen erhöhten diagnostischen Gewinn haben, wenn das PCV <12-13% ist. Es wurden einige Unterschiede beim Vergleich diagnostischer und nicht-diagnostischer Ergüsse festgestellt: Die Gesamtzahl der kernhaltigen Zellen und der Neutrophilen im Erguss war in der diagnostischen Gruppe höher, weil die infektiösen Ergussfälle eine signifikant größere Population an Neutrophilen aufwies; die Zahl der großen mononukleären Zellen war in Ergüssen der diagnostischen Gruppe entsprechend den Erwartungen bei einer infektiösen oder neoplastischen Ätiologie erhöht; die Serum-Albumin-Konzentration war in der diagnostischen Gruppe erniedrigt, vermutlich aufgrund der Chronizität der primären Krankheit und der inflammatorischen Reaktion. Die Sensitivität und Spezifität einer zytologischen Analyse sind gegenwärtig nicht gut bestimmt und konnten in dieser retrospektiven Studie nicht angesprochen werden, da nur in 39% der Fälle und nicht in allen histopathologische Untersuchungen verfügbar waren.
Bezüglich der Bedeutung für die Klinik kommt die Studie zu dem Schluss, dass der diagnostische Nutzen abhängig von der zugrunde liegenden Ätiologie variabel ist, trotz früheren Berichten, die auf einen spärlich diagnostischen Nutzen schließen lassen. Der diagnostische Gewinn einer zytologischen Analyse ist größer bei Perikardergüssen, bei denen der Hämatokrit <10% ist.