DCM - Vetmedin - Furosemid

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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happyhopp
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Joined: Thu Feb 20, 2014 9:15 am

DCM - Vetmedin - Furosemid

Post by happyhopp »

Bei meinem 14 Jahre alten Schäferhundmischling wurde DCM vom Tierarzt diagnostiziert, vergrößertes Herz, Herzklappen in Ordnungen, aber eine Herzwand sei dicker als die andere. Pumpkraft vermindert. Beim EKG legt das Herz keine Pause ein beim Atmen (da müsste irgendwie die Kurve kürzer sein), was wohl ebenfalls auf die Herzschwäche hinweist.

Seit 2 Jahren bekommt er auch Tabletten gegen Epilepsie (Phenoleptil). Er leitet oft an Durchfall und alle paar Tage läuft er wie unter Drogen 3-4 Stunden am Stück hin und her und hechelt verbunden mit einem guten Durst. Nach den 3-4 Stunden legt er sich dann ganz schillig hin, als wäre nichts gewesen.

Blut Nierenwerte in Ordnung aber Alkalische Phosphatase, ALT, GLDH, LDH, Lipase, Cholesterin, T4 gesamt sind alle leicht (+) erhöht. TSH und alle anderen Werte normal. Auf die erhöhten Werte hat er kein richtigen Rat, da die kombination der erhöhten Werte untypisch ist. Er schiebt es größtenteils auf die Langzeitbehandlung mit Phenoleptil.

Verordnet wurde Vetmedin und Furosemid. Laut Rückfrage bestätigt der Tierarzt das im Röntgenbild kein Wasser zu sehen ist. Furosemid soll er vorbeugend nehmen.

Der Hund hustet nicht (weder in Belastung noch ohne Belastung), im Ruhezustand hat er eine langsame, flache Atmung (20-22 Atemzyklen pro Minute * Ein- und Ausatem = 1 Zyklus). Die Atmung ist so flach, das man oft nicht mal sieht, wie sich die Bauchdecke hebt.

Frage: Würden Sie Furosemid rein vorbeugend verordnen?
livi.wolf
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Joined: Thu Jul 04, 2013 8:52 pm

Re: DCM - Vetmedin - Furosemid

Post by livi.wolf »

Hallo,

es gibt verschiedene Ursachen für eine DCM.  Es gibt eine genetische Komponente, hierbei handelt es sich um eine sogenannte primäre DCM. Es kann auch sekundär eine DCM ausgelöst werden, z.B. durch eine Infektion, Myokarditis, durch schnelle Arrhythmien, die den Herzmuskel schädigen (Tachykardie-induzierte DCM) oder durch einen Taurinmangel (z.B. wenn selbst gekochte Diäten gefüttert werden ohne vorherige Rationsberechnung). Bei diesen sekundären Ursachen kann die DCM in manchen Fällen reversibel sein nach Behebung der Grundursache.

Es ist sehr gut, dass sie regelmäßig (am besten täglich) die Ruheatemfrequenz Ihres Hundes zählen. Dies sollten Sie auch weiterhin beibehalten, da es ein sehr gutes Mittel ist, um ein mögliches Lungenödem (Linksherzversagen) frühzeitig zu erkennen. Sollte die Ruheatemfrequenz über 45 Atemzüge pro Minute liegen und/oder der Patient eine vermehrte Bauchatmung zeigen, sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden.

Des Weiteren würden wir Sie bitten, regelmäßig den Bauchumfang Ihres Hundes zu messen. Sollte dieser zunehmen, sollten Sie ebenfalls umgehend einen Tierarzt aufsuchen, da es sich hierbei um eine Ansammlung von Bauchwasser (Aszites) handeln könnte, dies deutet auf ein Rechtsherzversagen hin.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass es für uns nicht möglich ist Therapieempfehlungen und Diagnosen zu stellen, ohne den Patienten selbst gesehen und untersucht zu haben.

In der Regel gibt man die entwässernde Medikation ab dem Moment des Herzversagens (Dekompensation), wenn sich Wasser auf die Lunge (Lungenödem) oder in die Bauchhöhle (Aszites) zurückgestaut hat. Sollte sich jedoch bei den diagnostischen Untersuchungen (Herzultraschall, Röntgen) aufgrund der Befunde ein dringlicher Verdacht gebildet haben, dass ein Herzversagen kurz bevor steht,  kann man je nach Einzelfall bereits kurz vor der Dekompensation mit der Entwässerungstherapie beginnen.

Da Ihr Tierarzt umfassende Befunde erhoben hat, empfehlen wir bei Bedarf weitere Fragen und Unklarheiten mit ihm zu besprechen.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund alles Gute.

Liebe Grüße,
O.Wolf
Tier
Toppymano
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Joined: Sun May 18, 2014 10:16 am

Re: DCM - Vetmedin - Furosemid

Post by Toppymano »

Liebes Ärzteteam.
Ostermontag ist der Bruder meiner 2 Dobermänner plötzlich umgefallen und verstorben. ( geb. 20.06.2007 ) Nun tippen wir auf DCM. Ich bin total verunsichert. Eine Ärztin soll angeblich nur am Ultraschall diese Krankheit erkennen können. ( ohne 24h EKG ) Ist das überhaupt möglich? Ich weiss nicht so recht was ich glauben soll.
Vielen Dank vorab und liebe Grüsse
Mariposa3103
Posts: 53
Joined: Tue Jul 31, 2012 9:14 am

Re: DCM - Vetmedin - Furosemid

Post by Mariposa3103 »

Hallo,

die Dobermann-Kardiomyopathie stellt eine besondere Form der "klassischen" DCM dar, da neben der Pumpschwäche des Herzmuskels auch Rhythmusstörungen auftreten können.
Es ist möglich, dass ein Dobermann zuerst eine Pumpschwäche aufweist, welche dann natürlich im Herzultraschall auffällt. Im weiteren Verlauf können Herzrhythmusstörungen hinzu kommen.
Es kann aber auch sein, dass das Herz zunächst eine normale Kontraktilität zeigt, demnach im Herzultraschall völlig normal erscheint, dass aber trotzdem schon Rhythmusstörungen auftreten, welche im schlimmsten Fall zum Sekundentod führen können.
Diese Rhythmusstörugen treten meist nicht regelmäßig verteilt über den Tag auf, es kann sein, dass stundenweise ein normaler Herzrhythmus vorliegt und die Arrhythmien z.B. erst am Abend auftreten, d.h. dass diese z.B. während einer echokardiographischen Untersuchung oder eines Kurzzeit-EKGs gar nicht auffallen.
Daher sollte neben einem Herzultraschall immer auch ein 24-Stunden-EKG angefertigt werden, um beim Dobermann diese Form der DCM zu erkennen.

Sofern kein 24-Stunden-EKG durchgeführt wurde, kann eine Dobermann-Kardiomyopathie nicht sicher ausgeschlossen werden, weitere Informationen zu der Erkrankung finden Sie hier: http://www.tierkardiologie.lmu.de/besit ... athie.html

Mit herzlichen Grüßen

M. Seckerdieck
Maria Seckerdieck
Tier
Gitti41
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Joined: Tue Aug 26, 2014 8:41 pm

Re: DCM - Vetmedin - Furosemid

Post by Gitti41 »

Hallo liebes Ärzteteam
Mein Jack Russel Rüde Willi" ist im Oktober 15 jahre alt! Er war immer ein sehr gesunder Hund! Seit einiger Zeit hustet er und zieht nach Luft und vor kurzem ist er einfach umgefallen. Ich bin sofort zum Tierarzt, der ihn dann untersucht und auch geröngt hat. Dieses ergab, das er ein viel zu großes Herz hat und auch eine vergrößerte Leber! Er bekommt nun folgende Medikamente:Prilactone. Fortekor und Furotab 40 mg. Er bekommt von jeder Tablette eine halbe! Das Medikament zum Entwässern gebe ich bereits die 2. Woche und der Husten ist fast weg! Wie lange soll ich die Wassertabletten noch geben? Soll ich die Dosis erhöhen? Hat der Hund eventuell einen zu hohen Elektrolytverlust? Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen. Noch etwas , der Blutwert GPT/ALT hat einen Wert von 251 und GOT/AST 25,9!
Anna_Fritscher
Posts: 44
Joined: Tue Jul 01, 2014 10:58 am

Re: DCM - Vetmedin - Furosemid

Post by Anna_Fritscher »

Hallo,

Bitte haben Sie Verständnis dass wir keine individuellen Therapieempfehlungen geben können oder Diagnosen beurteilen, ohne Ihren Hund selbst untersucht zu haben.

Ohne aus der Ferne eine Diagnose stellen zu können spricht bei Ihrem Hund Willi sowohl die Rasse, das Alter und die Symptome für eine Herzerkrankung, die Mitralklappenendokardiose, eine Erkrankung der Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer. Die Klappe wird infolge von Verdickungen der Klappensegel undicht und der dadurch entstehende ständige Rückfluss in die linke Vorkammer kann zu einer Vergrößerung des Herzens und im schlimmsten Fall zu einem Rückstau von Flüssigkeit in die Lunge führen (Lungenödem oder "Wasser auf der Lunge"). Ab diesem Zeitpunkt ist eine kardiale Therapie indiziert, mit Entwässerungstabletten (z.B. Furotab (Wirkstoff Furosemid), Prilactone (Wirkstoff Spironolacton), ACE-Inhibitor (z.B. Fortekor (Wirkstoff Benazepril) und Vetmedin (Wirkstoff Pimobendan).

Angenommen Willi leidet an dieser Herzerkrankung müsste er ab jetzt die Entwässerungstherapie lebenslang erhalten. Würde man die Tabletten wieder absetzen würde sich wieder Wasser auf die Lunge zurückstauen und der Husten/die Atemnot würde wieder schlimmer werden.

Wenn Willi an der Mitralklappenendokardiose leidet würden wir dringend die zusätzliche Gabe von Vetmedin empfehlen. Studien zeigen dass Hunde im weiter fortgeschrittenen Stadium (nach dem es schon zu einem Rückstau von Wasser auf die Lunge gekommen ist) durch das Medikament deutlich länger leben (fast doppelt so lange) und eine bessere Lebensqualität haben als nur mit der Therapie mit Fortekor und Furosemid alleine. (QUEST Studie)

Ob die Dosis der Entwässerungstherapie erhöht werden muss kann am Besten Ihr betreuender Tierarzt entscheiden der alle Befunde und Willi selbst untersucht hat.

Für Sie zu Hause ist es wichtig die Ruheatemfrequenz von Willi zu zählen, wobei einmaliges Ein- und Ausatmen als ein Atemzug zählt. Die Ruheatemfrequenz sollte immer unter 45/min, im Schlaf sogar eher unter 30/min liegen. Sollte die Ruheatemfrequenz dauerhaft erhöht sein ist eine frühere kardiologische Kontrolle angeraten um ein erneutes Lungenödem mithilfe eines Röntgenbildes ausschließen zu können und die Entwässerungstherapie ggf. anzupassen.

Bei dauerhafter Entwässerungstherapie besteht das Risiko eines Elektrolytverlustes, besonders von Kalium, daher raten wir zu regelmäßigen Kontrollen der Elektrolyte durch eine Blutuntersuchung. Im Falle eines Kaliummangels kann dies durch ein Pulver (Kaliumglukonat) im Futter ergänzt werden.

Eine Erhöhung der Leberwerte und eine Vergrößerung der Leber auf dem Röntgenbild könnte mit einer Herzerkrankung zusammenhängen, wenn auch die Herzklappe auf der rechten Seite betroffen ist (Trikuspidalklappenendokardiose). Dann kann es zu Rückstau des Blutes in den Körperkreislauf kommen, häufig die Leber dann wegen den gestauen Gefäßen vergrößert.
Dies kann aber nur durch weitere Untersuchungen festgestellt werden (z.B. Herzultraschall um auch die rechte Seite des Herzens zu untersuchen, und Ultraschall der Leber und anderer Bauchorgane um andere Erkrankungen und Ursachen für eine Lebervergrößerung auszuschließen, sowie weitere Blutuntersuchungen).

Alles Gute für Willi und viele Grüße
Anna Fritscher
Tier
Gitti41
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Joined: Tue Aug 26, 2014 8:41 pm

Re: DCM - Vetmedin - Furosemid

Post by Gitti41 »

Hallo Frau Fischer, vielen Dank für Ihre Antwort! Hat mir sehr geholfen! Kann ich meinem Willi mit einer evt. anderen Ernährung helfen? Bisher habe ich Trockenfutter für Senioren gefüttert, wobei es nicht sein Lieblingsfutter ist. LG Britie
Anna_Fritscher
Posts: 44
Joined: Tue Jul 01, 2014 10:58 am

Re: DCM - Vetmedin - Furosemid

Post by Anna_Fritscher »

Hallo

Bezüglich des Futters wäre ich mit Willi nicht mehr so streng  ;) er soll fressen was er mag. Es gibt zwar spezielle Diäten für herzkranke Tiere, z.B. mit niedrigerem Natriumgehalt (z.B. Cardiac von Royal Canin), dies könnte man ihm unterstützend füttern wenn es es ihm gut schmeckt. 
Im Endeffekt ist allerdings die Lebensqualtität von Willi immer das Wichtigste, und dazu gehört ein Futter was ihm schmeckt.

Viele Grüße und alles Gute
Anna Fritscher
Tier
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