Tierkardiologie LMU

Hallo,

meine Katze hat am 19.03.2015 eine Thrombose im rechten Vorderlauf erlitten. Sie bekam daraufhin innerhalb von wenigen Stunden 1x Aktilyse, 350 ml Kochsalzlösung Infusion (venös), erst alle 6 Std. 0,2ml Fragmin und 0,2 Dolorex jeweils s.c. und einige Tage später die Spritzen alle 8 Std.

Das Fragmin wurde nach 1 Woche gegen Clopidogrel (1/4 Tablette v. 75mg) getauscht, also seit 3 Tagen umgestellt. Dolorex erhält sie seitdem 2x tgl. 0,1ml s.c.  und soll ab morgen auf 1 Tablette Onsior umgestellt werden.

Das Dolorex hat sie schon recht doll sediert, sie hat aber trotzdem noch die Lager gewechselt. Seit der Umstellung auf Clopidogrel liegt sie nur noch erledigt auf der Seite und sie mag seit 2 Tagen nicht wirklich fressen, leckt maximal die Flüssigkeit / die Soße vom Futter auf!

Ich habe gelesen, dass Clopidogrel Appetitlosigkeit und Übelkeit auslösen kann.

1.) Macht es sinn wieder auf Fragmin umzusteigen und/ oder kann ich ihr etwas appetitförderndes Geben?
2.) Habe ich gehört, dass Onsior das Risiko einer erneuten Thrombose erhöhen kann, ist das  richtig?

Das alles natürlich nur in Abstimmung mit der behandelnden Tierärztin..

Vielen Dank im voraus &
VG

Hallo,

bitte haben Sie Verständnis, dass, ohne die genauen Befunde zu kennen, keine Einschätzung Ihrer Katze erfolgen kann.

Generell ist es so, dass bei Katzen eine Gefäßthrombose zumeist eine Folge aus einer hochgradigen Herzerkrankung ist. In wenigen Fällen gibt es auch andere zugrundeliegende Ursachen, aber diese sind, wie erwähnt, selten.

Appetitlosigkeit ist keine beschriebene Nebenwirkung von Clopidogrel beim Tier, kann aber nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden. In selten Fällen kann die Clopidogrelgabe mit einer Erhöhung der Leberwerte in Verbindung gebracht werden.

Onsior - ein Schmerzmedikament aus der Grupper der nichtsteroidalen Antiphlogistika - sollte das Thromboserisiko nicht erhöhen, da es durch die Hemmung eines bestimmten Enzymkomplexes (COX) wirkt, welcher auch die Blutplättenaggregation hemmen kann.

Eine häufige Komplikation bei einer Gefäßthrombose ist das sogenannte Reperfusionssyndrom, d.h. dass alle Stoffwechselschlacken schlagartig bei Öffnung des Gefäßes in den Kreislauf gespült werden. Vor allem Kalium ist hier gefährlich - eine zu hohe Konzentration kann Mattigkeit, Leistungsschwäche und sogar den Tod im extremsten Fall nach sich ziehen. Dies sollte jedenfalls engmaschig kontrolliert werden.

Eine Umstellung auf Fragmin oder die Gabe von Appetitstimulantien ist möglich, es sollte jedoch eine genaue Abklärung der Ursache im Vorfeld stattfinden.

Wir drücken die Daumen, dass das Problem bald gelöst werden kann! 

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler