Diagnose HOCM

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Moderator: j.schöbel

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Jeanette
Beiträge: 2
Registriert: Do Jul 02, 2009 8:10 pm

Diagnose HOCM

Beitrag von Jeanette »

Guten Tag,

gestern wurde bei meiner Perser/Siam-Mix Katze Lilly (11 Jahre alt) eine HOCM - Hypertrophe Obstruktive Cardiomyopathie diagnostiziert.

Bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung hatte unser TA ein Herzgeräusch II gehört. Da er auch Facharzt für Kardiologie ist, führte er auch die Untersuchung mit dem Farbdoppler durch.

Zuletzt war Lilly vor drei Jahren geschallt worden, damals waren bis auf eine "kleine Nase" im Septum und einer grenzwertigen Aortenfließgeschwindkeit noch keinerlei Auffälligkeiten vorhanden. Bei der Untersuchung vor 5 Jahren o.B. Die Aortenfließgeschwindigkeit ist gleich geblieben. Vor einem Jahr gab es auch noch keine Herzgeräusche.

Jetzt ist aus der "Nase"  eine Verdickung an der Septumwand kurz vor der Aortenklappe geworden.
Mein TA ist leider ab heute in Urlaub, daher kann ich ihn nicht nach der Prognose für Lilly befragen, ausserdem möchte ich gerne eine Zweitmeinung.

Er sagte, ob man in diesem Stadium bereits mit Medikamenten behandelt, sei etwas umstritten, aber er würde für Lilly einen ACE-Hemmer plus Diuretikum empfehlen, kein kontraktilitätsförderndes Medikament, da das Herz von selbst sehr gut kontrahiert.

Lilly trinkt sehr wenig und ist immer leicht ausgetrocknet, daher macht mir ein Diuretikum Sorgen.
Ihr Blutbild ist völlig unauffällig und gut - die Hämatologie und klinische Chemie  incl. T4 sind sehr gut ausgefallen.
Lilly ist völlig symptomfrei, es kam nur durch die Routineuntersuchung ans Licht.

Meine Kleine ist sehr wichtig für mich. Sie mag *nur* eine Katze sein, aber für mich ist sie eine ganze Welt. Ich habe innerhalb weniger Jahre vier Katzen verloren, zwei an CNI, ein Katerchen mit 9,5 Monaten an akutem Leberversagen und einen 2,5 jährigen Kater am Sekundentod nur 7,5 Monate nach einer zuerst erfolgreich verlaufenen OP nach einer peritoneo-perikardialen Hernie

Meine Fragen:

Würden Sie ebenfalls so behandeln und wie sehen Sie die Prognose für meine Kleine?
Mich erschreckt die Geschwindigkeit mit der diese Verdickung gewachsen ist, und ich habe Angst, dass sie mir plötzlich tot umfallen könnte oder gar erstickt? Würde die Medikation jetzt ein Fortschreiten der Krankheit aufhalten?

Kann man auch bei Katzen mit dem Elektrodenlaserkatheter das störende Gewebe entfernen, so wie es hier beschrieben ist mit Foto von einem Hundeherzen, wie gefährlich ist das?:

http://www.ccep.de/ablation/documents/de/HOCM-Laser.pdf

Hier die Untersuchungswerte:

Messungen:
LA D 1,13 cm
AoWurzel 0,89 cm

M-Mode:
IVSd 0,50 cm
IVSs 0,79 cm
AoWurzel 0,92 cm
LA D 1,23 cm
LVIDd 1,28 cm
LVIDs 0,50 cm
LVPWd 0,47 cm
LVPWs 0,75 cm
LA/Ao 1,34
%FS 60,67 %
EF Teich 92,29 %
SV Teich 3,70cm3

Aortenklappe:

AV AccT  24 msec
AV VTi  14,02 cm
AVmeanV  1,02 m/s
AVmeanPG  4,50 mmHg
AVpeakV  1,37 m/s
AVpeakPG  7,54 mmHg
AVEjecT  138 msec

Mitralklappe

MR meanPG  21,87 mmHg
MRpeakV  2,63 m/s
MRpeakPG  30,43 mmHg
MVpeakA  0,78 m/s
MV E/A  0,71
MVpeak E  0,56 m/s
MV AccT  128 msec
MV VTI  4,79 cm
MVpeakV  0,50 m/s
MVmeanV  0,32 m/s
MVpeakPG  1,01 mmHg
MVmeanPG  0,45 mmHg

Pulmonalklappe:

PVpeakPG  5,04 mmHg
PVmeanPG  3,32 mmHg
PV AccT  60,27 msec
PV VTI  11,70 cm
PVpeakV 1,12 m/s
PVmeanV  0,88 m/s
PVaccT/EjecT  0,45
PV Eject  133 msec

Vielen Dank für Ihre Hilfe und freundliche Grüße

Jeanette mit Lilly
Liebe Gr
Lisa_Keller
Beiträge: 504
Registriert: Fr Jun 17, 2005 8:43 am

Re: Diagnose HOCM

Beitrag von Lisa_Keller »

Hallo,

ohne die Befunde selbst erhoben zu haben kann ich leider sehr schlecht eine Therapieempfehlung geben und ein Prognose stellen.

Soweit beurteilbar sind die Messwerte bei Ihrer Katze nicht stark verändert und auch die Vorkammer ist noch nicht vergrössert. Zeigt Ihre Katze keine Atemsymptome (Atemnot) ist eine Entwässerungstherapie mit Dimazon nicht notwendig. Bei der HCM ist bekannt, dass Tiere dabei auch einen plötzlichen Herztod sterben können, allerdings ist damit in einem geringgradigen Stadium eher nicht zu rechnen, wobei in der Medizin leider nichts unmöglich ist. Wenn sich Wasser auf der Lunge bildet, kann Ihre Katze tatsächlich Atemnot entwickeln, ob die Gefahr bei Ihrer Katze sehr hoch ist kann ich so leider nicht 100 %ig beurteilen, dafür müsste jedoch eigentlich die Vorkammer deutlich vergrößert sein (in den Messwerten dafür eher kein Hinweis). Zu der von Ihnen beschriebenen Ablation habe ich leider keine weiteren Informationen, dies stellt keine Standard-Therapie dar.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
Jeanette
Beiträge: 2
Registriert: Do Jul 02, 2009 8:10 pm

Re: Diagnose HOCM

Beitrag von Jeanette »

Guten Tag Frau Dr. Keller,

danke für Ihre Antwort.

Meine Angst betrifft nicht eine HCM, sondern die obstruktive Hypertrophie des Septums, die die Aortenklappe blockieren kann.

Vor drei Jahren war da "nur" eine kleine Nase, jetzt ist bereits die Aortenklappe betroffen, und es besteht das Herzgeräusch II.

Gibt es dazu Erfahrungen, wie schnell diese Erkrankung durchschnittlich voranschreitet.

Vielen Dank und freundliche Grüße
Liebe Gr
J.Simak
Beiträge: 400
Registriert: Mo Okt 16, 2006 11:26 am

Re: Diagnose HOCM

Beitrag von J.Simak »

Hallo,
dass die HCM und die HOCM (gekennzeichnet durch SAM, s. unsere Homepage unter Katzenkrankheiten -> erworbene Krankheiten -> HCM) fortschreiten ist bekannt. Wie schnell die Erkrankung im Einzelfall fortschreitet können nur wiederholte Kontrolluntersuchungen zeigen. Generell kann ich zur Prognose via Internet in speziellen Fällen leider keine Aussage machen. Eine Therapie mit Atenolol oder Diltiazem kann in Fällen mit SAM in Erwägung gezogen werden um SAM zu reduzieren. Dies sollten Sie mit Ihrem behandelnden Kardiologen direkt besprechen.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&Universit
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