Main Coon mit Herzproblem

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Moderator: j.schöbel

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Amadeus
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Main Coon mit Herzproblem

Beitrag von Amadeus »

ch stell mich ganz kurz vor - 43 Jahre mit allen möglichen Tieren verlebt, immer einen Platz für Igel etc. und meine Schwester züchtet Main Coon.... womit wir beim Problem wären:

Ich bin immer der Retter für die "Problem Coonis" und so kam vor 4 Jahren ein stattlicher Kater (eine Frühgeburt) in meine Katzenfamilie. Ungewöhnlich anhängliches und liebes Tier, total auf mich fixiert, allerdings ein Paniker mit Hang zu Durchfall. Letzteres sah der Tierarzt in Futtersensibilität begründet (er verweigert fast jedes Futter, nur Thunfisch und zwei Trockenfuttersorten gehen i.O.... Thunfisch führt aber oft zu Durchfall)

Vor drei Wochen fiel mir bei meinem Kater eine Kurzatmigkeit auf, ab zum Doc und da der Bursche Fahrten hasst, schnappte er dort nur noch hechelnd durch den Fang nach Luft (sowas stresst ihn extrem... er sabbert ohne Ende, fast wie seekrank..).
Die Tierärztin behielt ihn in der Praxis, machte Ultraschall und Röntgen - der Kater hat ein aus ihrer Sicht um 2/3 vergößertes Herz und Lunge/Bauchraum war voll Wasser.
Gab es in 20 Jahren Coonizucht bei meiner Schwester noch nicht einmal...

4 Tage stationär, mehrfach punktiert, mit Enalatab und Dimazon behandelt, kam er wieder nach Hause - wie neu geboren, fröhlich quasi. Top Futteraufnahme, sogar der Stuhl war deutlich besser, Kratzbaum rauf und runter etc.
Medikamentation: Morgens 5mg Enalatab und 20mg Fursosemid, Abends 10mg Furosemid.

Kontrolle nach 5 Tagen mit Röntgen (sonst nix): Wasser schleicht sich wieder an. Furosemid subkutan. Frage nach Punktieren als sinnlos von der TA abgewiesen (Einmal bringt eh nix und stationär alle 14 Tage ist auch nur ne Qual - Zitat Ende), Dosis Furosemid auf 2 x 20mg erhöht.

Nach weiteren 5 Tagen: Wieder Röntgen (sonst nix), Herzkontour kaum erkennbar (verschattet), Lunge ziemlich frei - also wieder mehr Wasser.
TA rät (wie schon beim Termin vorher) mehr oder weniger deutlich zum Einschläfern. Früher oder später. Furosemid subkutan und ab da auch von uns (meine Frau ist Arzthelferin) 2x tgl. 20mg subkutan (weil ich der oralen Aufnahme aufgrund der Verdauungsprobleme misstraue..).

Nun, ich habe den Eindruck, dass meine (bzw. die meiner Schwester) TA eher vom Typ der "das wird eh ne Qual, besser gleich weg" Denker ist - einfach, weil der Kater ohne Wasser (also punktiert) trotz Herzproblem und Medikamenten die strotzende Lebensfreude ist. Er putzt sich, er frisst hervorragend, er spielt, schnurrt und hängt bei mir. Wäre das nicht so... sähe ich das ja ein, aber nur weil das Punktieren unangenehm ist... ich weiß nicht recht, einen Dialysepatienten richtet man ja auch nicht gleich hin... oder ich seh das falsch? Ich glaube, Tiermediziner behandeln immer zwei Patienten - das Tier und (!!) seinen Freund... Psychologie kommt da bei manchen zu kurz?
Der Bursche braucht nicht mal ein Beruhigungsmittel für die Punktion, so brav ist er... geht ohne Fauchen und Murren - man könnte das sogar bei mir vor Ort machen.

Mir ist klar, dass er kein Opa werden wird. Aber irgendwie ist mir das Bemühen zu dünn. Bei seiner Geburt war die Ansage auch schon "der wird nix mehr".. aber er wurde, das ist ein Kämpfer der am Leben hängt.

Und so stellen sich mir Fragen.... ob sein Herz sich nicht erstmal etwas stabilisieren muss/kann, man bis dahin eben via Punktion mithelfen muss, dies nicht auch bei mir vor Ort machbar wäre (Transport ist ein Waterloo für ihn..), ob man nicht auch eine Thrombosevorsorge treffen sollte, ob es nicht weitere unterstützende Medikamente (für das Herz..) gibt, warum keine Laborwerte ermittelt werden....

Bin etwas ratlos... einen guten Kardiologen in Regensburg kenn ich nicht, nach München kann ich den Burschen nicht fahren (das wäre schon ohne die Krankheit ein grenzwertiger Akt.. Paniker), der TA tue ich evtl. zwar Unrecht... nur gibt sie mir zu schnell auf, denn ohne Wasser ist er "lebensgeil" (sorry, beschreibt es halt gut..).

Sind 10 Röntgenbilder, Enalatab und Furosemid wirklich schon alles, was man tun kann?

Und sorry bzgl des sicher langen und "schwafligen" Posts - ich denke halt, das Gesamtbild ist einfach wichtig und ich bin noch nie... nach sicher mehreren Dutzend tierischen Freunden, nach zig gepäppelten Wildtieren und vielen harten Entscheidungen... so in Zweifeln wie der Ochs vor dem Berg gestanden.
Mein Bauch sagt halt - er vertraut mir, er will noch und es gibt einen Weg, nur seh ich ihn nicht. Ihr?
Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gef
Lisa_Keller
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Re: Main Coon mit Herzproblem

Beitrag von Lisa_Keller »

Hallo,
was die Diagnostik angeht: das Röntgen ist auf jeden Fall gut um den Grad der Flüssigkeitsansammlung zu beurteilen. Ein Herzultraschall sollte zur Diagnosestellung (welche Art der Herzerkrankung) durchgeführt und in diesem Fall ca. alle 3 Monate wiederholt werden. Um 100 % auszuschliessen, dass das Herzproblem die Ursache für die Wasseransammlung ist, könnte eine labordiagnostische Untersuchung des Ergusses durchgeführt werden. Was die Therapie angeht ist es natürlich via Internet schwer optimale Empfehlungen zu geben ohne die Befunde selbst erhoben zu haben. Die Dosis von Furosemid (Dimazon) kann auf max. 4 mg/kg 3 x täglich gesteigert werden, ggf. kann auch ein 2. entwässerndes Medikament dazu gegeben werden. Reagiert der Kater gar nicht auf die Medikation könnte tatsächlich evtl. ein zusätzliches anderes Problem bestehen, welches zu Wasseransammlungen führt. Enalapril ist ein adäquates Medikament, wenn sich aufgrund von Herzproblemen Wasser in Körperhöhlen oder die Lunge zurück gestaut hat. Alle weiteren Medikamente sind abhängig vom genauen Befund und ggf. vorliegenden Rhythmusstörungen.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
Amadeus
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Re: Main Coon mit Herzproblem

Beitrag von Amadeus »

Hallo Frau Dr. Keller,

vorweg herzlichen Dank für die schnelle Antwort - ich hab mich ein wenig in das Forum eingelesen und was Sie und das ganze Kardioteam hier für Besitzer, die Tiere und ihren Berufsstand leisten, verdient großen Respekt und Anerkennung. Und ich denke, auch Studenten können eine Menge dabei lernen - z.B. wie wichtig eine hohe und an den Tierbesitzer auch kommunizierte Fachkompetenz ist. Mir fehlen ein wenig die Worte, jedenfalls ist das was sie hier geben für alle sehr wichtig und wertvoll.

Wie gesagt, bekommt unser Katerle nun seit 2 Tagen 2x tgl. 20mg Furosemid subkutan statt oral und - wie ich vermutet habe - ist eine signifikante Verbesserung gegenüber der oralen Verabreichung eingetreten (..seine Verdauung..)
Enalatab verträgt er soweit gut.

Da allein der Anblick einer Box bei ihm für Aufregung sorgt und der Transport schon immer zu heftigem Sabbern, jetzt halb zum Ersticken - habe ich ihm heute auch aufgrund der weiteren Verbesserung den TA Besuch erspart. Auf meinem Arm liegend gehts zwar (da bleibt er auch im Wartezimmer oder wo auch immer ggf. stundenlang brav hocken - aber das wollte ich nicht gleich wieder zunichte machen und hätte ja doch nur wieder den alten Text dort gehört. Evtl. stimmt einfach die Chemie nicht, aber Fragen meinerseits nach Labor oder Zustandsschilderungen usw. werden mehr oder weniger von der TÄ vom Tisch gewischt... zumindest kommt es bei mir so rüber.

Es steht also die Suche nach einem erfahrenen, engagierten und etwas feinfühligerem Kardiologen/TA für Katzen in Regensburg an - gibt es da eine Empfehlung?

Ist vorläufig die Dosierung der Medikamente unbedenklich?
Muss ich bzgl. Ernährung oder Nahrungsergänzung diesbzgl. auf etwas besonders achten?
ASS oder ein Heparin wird nicht gegeben... warum auch immer.

Kleine Nebenfrage - er mag ja nicht jedes Futter, Trockenfutter Royal Canin Sensible 33 und Almo Nature pure Thunfischsorten (auch nicht jede), alles andere wird nur (wenn überhaupt) als Notration verspeist. War schon immer so... Nun, was er begeistert frisst und richtig scharf drauf ist: Stinknormaler Thunfisch in Wasser (für Herrchen eigentlich gedacht :) ) - ist das, neben dem angeführten Futter, ok für ihn?



Viele Grüße und eine Dank auch an das ganze Team, allein schon hier zu lesen baut auf, macht Mut und hat offensichtlich schon vielen das Gefühl der Ohnmacht genommen - und ganz wichtig: Vielen Tieren das Leben besser gemacht oder gar gerettet.
Amadeus
Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gef
Lisa_Keller
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Re: Main Coon mit Herzproblem

Beitrag von Lisa_Keller »

Hallo,
vielen Dank für das große Lob. Positive Resonanz ist natürlich auch für uns ein Ansporn Ihnen und Ihren Tieren weiter zu helfen.
Wenn es Ihrem Kater mit der derzeit verabreichten Therapie soweit gut geht kann diese so beibehalten werden. Sollte er die nächsten Tage und Wochen stabil bleiben könnte vorsichtig versucht werden die Furosemiddosis wieder leicht zu senken.
Auf der Homepage des Collegium Cardiologicum können Sie sich nach einem qualifizierten Kardiologen in Ihrer Nähe umsehen, dort gibt es eine Liste von spezialisierten Untersuchern.
Hinsichtlich der Ernährung ist das wichtigste, dass der Kater nicht abnimmt. D.h. wenn Ihre Katze sehr heikel ist, ist das wichtigste, dass er überhaupt etwas zu sich nimmt. Desweiteren sollte im Futter nicht zu viel Kochsalz (NaCl) vorhanden sein.
Ein gerinnungshemmendes Medikament ist nicht in jedem Fall indiziert. Ist im Ultraschall eine beginnende Blutgerinnung (Smoke) im linken Vorhof zu erkennen sollten solche Medikamente zusätzlich verabreicht werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
Amadeus
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Re: Main Coon mit Herzproblem

Beitrag von Amadeus »

Hallo Frau Dr. Keller,

ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Engagement hier - neben dem Klinikbetrieb per se noch dazu - eine hohe Affinität zum Beruf und zu allen Lebewesen erfordert, ist es doch sicherlich ein nicht unerheblicher Mehraufwand an Zeit und Herzblut.
Ich verstehe auch in gewissem Sinne, dass niedergelassene TAs mit überfüllten Kleintierpraxen, in denen vom Kakadu bis zum Serval alles auf den Daktari wartet, wenig Zeit und Lust für den Wissens- und Verstehensdurst des Besitzers haben, wie auch dafür, dass sie nicht in jedem Thema firm sind und nach Schema F abhandeln.
Mein Metier ist die Psychologie - und ich versichere Ihnen: Sie leisten hier unschätzbare Dienste, für Mensch und Tier. Denn nichts ist schlimmer, als Unsicherheit, Hilflosigkeit für einen Menschen. Und für ein krankes Tier nichts schlimmer als zu spüren, dass sein Herrchen unsicher ist. Und für die Therapie insgesamt, als dass ein Herrchen (oder Frauchen) Signale nicht richtig deuten kann, nicht weiß was sie bedeuten könnten oder ob sie relevant sind, den Ansätzen des TAs mangels Wissen nicht vertraut und seinem "Kind" unfreiwillig das Gefühl gibt "Ich hab so Angst, ich kenn mich auch nicht aus, ob das noch was werden wird?" Imho ist das Zusammenspiel aus Diagnose, med. Eingriffs und der Psyche aller (!) dabei der Schlüssel für eine optimale und wirksame Therapie... oder des "unlogischen" Misserfolgs. Es würde mich gar nicht wundern, wären Therapien erfolgreicher, würde man noch mehr den Besitzer verstehend machen und psychologisch quasi "konditionieren".
Und auch aus diesem Grund, kann man ihr Engagement hier gar nicht genug loben - Lob ist zwar nicht viel, aber es ist das Mindeste, was sie sich redlich dafür verdient haben.

So - sorry für die Abschweifung, aber ich finde, dass man das alles mal bedenken, bemerken und vor allem würdigen sollte...

Back to topic - wie man zu sagen pflegt :)

Dem Kater gehts soweit ganz gut, mal ist er etwas rammdösig, mal putzmunter. Die Atmung ist ok, ich habe nur den leisen Verdacht, dass der Flüssigkeitshaushalt nicht optimal ist...
In der CC Liste findet sich in der Nähe leider kein Mitglied, ich werde mich mal beschläuen, dann detailiertere Untersuchungen durchführen lassen und die Ergebnisse dann hier einstellen.

Bzgl. Thunfisch - ich denke, der Salzgehalt des "normalen" Thunfischs in Wasser dürfte rel. hoch sein... der Kerle ist halt ziemlich groß, hat einen mords Schädel mit einer Löwenhalskrause drumrum und doch nur 5kg, bin froh, dass er das Zeug so eifrig futtert... Katzenmilch hat er neu für sich entdeckt und bisserl hat er sogar schon wieder angesetzt. Und schnurrt wie ein 750ccm Rasenmäher :)
Den bekommen wir schon wieder richtig auf die Beine, jetzt erstmal die soweit erfolgreiche Medikation, weitere diagnostische Fakten und dann schau mer weiter...

Liebe Grüße an die Frau Keller sol ich auch noch ausrichten - von Studienteilnehmer Enzo (mein ganz ganz spezieller Freund) aus Regensburg, dem wirklich aussergewöhnlichen Dobi eines sehr guten Freundes ;)
Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gef
Lisa_Keller
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Registriert: Fr Jun 17, 2005 8:43 am

Re: Main Coon mit Herzproblem

Beitrag von Lisa_Keller »

Hallo,
Kollegen in der "näheren Umgebung" wären z.B. Frau Dr. Baumann in der Tierklinik Nürnberg oder Herr Dr. Schramm in Erlangen. Beide sind erfahrene Kardiologen aber leider auch nicht ganz "ums Eck".
Frisst und Trinkt Ihr Kater normal, reguliert sich der Wasser- und Elektrolythaushalt in aller Regel von selbst. Sollte er ausser Thunfisch nichts anderes essen wollen ist dies auch OK, wobei ich auch denke, dass relativ viel Kochsalz enthalten ist.
Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kater alles Gute und bedanke mich für die netten Grüßen,

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
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