DRINGENDE Hilfe nötig!!!

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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Elbflorenza
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Registriert: Do Aug 07, 2008 7:49 am

DRINGENDE Hilfe nötig!!!

Beitrag von Elbflorenza »

Sehr geehrtes Kardiologen-Team,

ich bin völlig verzweifelt nach meinem gestrigen Tierarztbesuch mit meinem 11,5-jährigen Cavalier-King-Charles-Spaniel (Charly) und wende mich nun an Sie.

Zum Verlauf:  
Charly ist vor ca. 3 Wochen beim Spazierengehen müder geworden (er lief viel langsamer und wirkte auch ein wenig taumelig) und er hustete vermehrt (nach dem Trinken und wenn er sich freute bzw. aufregte). Ich stellte ihn sofort meinem TA vor, dem Charlys Herzschwäche seit 5 Jahren bekannt ist. Als diese von ihm per Ultraschall diagnostiziert wurde, handelte es sich nur um ein leicht vergrößertes Herz mit kräftigem Herzschlag (wie der TA meinte), das aber klinisch ohne Symtome war. Es wurde zur Herzmuskelunterstützung 1,25 mg Vetmedin jeweils früh und abends verordnet.  In den weiteren Jahren hörte der TA Charly lediglich ab, um sein Herz zu überprüfen und fragte mich, wie es ihm leistungsmäßig ginge. Da es ihm gut ging (aus meiner Sicht), wurde die Dosis an Vetmedin auch nicht erhöht bzw. regelmäßige Ultraschallkontrollen veranlasst. Vor ca. einem Jahr fiel mir bei Charly außer dem merkwürdigen Husten (hielt relativ kurz an und wirkte trocken und hektisch) bei freudiger Erregung bzw. Aufregung nichts Negatives auf.

Der jetzige Zustand von Charly ist seit ca. knapp einer Woche katastrophal. Er schleppt sich nur noch zum Wassernapf, frisst nur wenig, muss von mir nach Draußen getragen werden, damit er sein Geschäft machen kann. Er torkelt beim Laufen und legt sich nach Verrichtung seines Geschäftes sofort wieder hin. Der Tierarzt verordnete ihm daraufhin früh 1 Tabl. Lanitop 0,1, abends 1 Tabl.  Enalapril 5 mg und 1/2 Tabl. Lasix 40 mg. Aber trotz Gabe dieser Medikamente tritt auch 3 Tage danach keine Besserung von Charlys Zustand ein.

Gestern war ich wieder beim Tierarzt, und dieser meinte, dass er keinen Sinn darin sähe, die Medikamentendosis zu erhöhen, weil das wohl keine Wirkung mehr bringen würde. Er schlug nicht einmal einen Versuch vor. Das Ultraschallbild zeigte eine stark verdünnten Herzmuskel, einen stark vergrößerten Vorhof, etwas Wasser im Bauch und eine nur geringe Auswurfleistung. Charly hustet übrigens nur ganz selten und die Lunge scheint frei zu sein.

Ist denn für meinen Hund das Leben schon zu Ende oder kann ich noch darauf hoffen, dass andere oder höhere dosierte Medikamente seinen Zustand verbessern??? Und, hätte denn dieser traurige Zustand verhindert werden können, wenn bei Charly einmal im Jahr eine Ultraschalluntersuchung mit evtl. angepasster Medikamentation durchgeführt worden wäre???

Bitte helfen Sie mir, die richtige Entscheidung zu finden.

Viele Grüße von Elbflorenza
Lisa_Keller
Beiträge: 504
Registriert: Fr Jun 17, 2005 8:43 am

Re: DRINGENDE Hilfe nötig!!!

Beitrag von Lisa_Keller »

Hallo,
Die Medikation bei Hunden mit Mitralendokardiose im dekompensierten Stadium (wenn Hunde ein Lungenödem oder Ergüsse in Bauch- oder Brusthöhle haben) setzt sich aus Entwässerungsmedikamenten (Furosemid 1 - 5 mg/kg bis 3 x tägl.), ACE-Hemmern (z.B. Ramipril 0,125 mg/kg 1 x tägl.) und Pimobendan (Vetmedin 0,25 mg/kg 2 x tägl.) zusammen. In besonderen Fällen, wenn Furosemid allein nicht ausreicht um das Lungenödem und damit den Husten/die Atemnot zu kontrollieren können weitere Entwässerungsmedikamente dazu gegeben werden. Um das Allgemeinbefinden zu verbessern gibt es leider keine weitere Medikation. Lanitop (Digoxin) wird zur Behandlung von Rhythmusstörungen (Vorhofflimmern) eingesetzt. Ist mit all dieser Medikation keine adäquate Lebensqualität mehr zu erzielen, spricht man von Therapieversagen. Zu diesem Zeitpunkt ist leider eine Euthanasie angeraten.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
Elbflorenza
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Re: DRINGENDE Hilfe nötig!!!

Beitrag von Elbflorenza »

Hallo Frau Dr. Keller,

ich danke Ihnen sehr für die schnelle Antwort, auch wenn sie einerseits niederschmetternd ist. Aber es könnte ja bei der derzeitigen Medikamenten-Dosierung bei meinem derzeit 7,5 kg schweren Cavalier (er hat in kurzer Zeit 1 kg abgenommen) sein, dass diese noch garnicht ausgereizt ist. Wären Sie so freundlich und würden noch einmal schreiben, wieviel mg Enalapril und Furosemid er am Tag max. zu bekommen hätte. Ich kann leider die mg-Angabe pro Tablette nirgendwo ablesen.

Und woraus leiten Sie Ihre Diagnose ab? Wenn ich den Tierarzt richtig verstanden habe, sprach er von einer DCM.

Ich grüße Sie nochmals.

Elbflorenza
Lisa_Keller
Beiträge: 504
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Re: DRINGENDE Hilfe nötig!!!

Beitrag von Lisa_Keller »

Hallo,
eine Diagnose kann ich natürlich nicht stellen. Aus dem was sie schildern hat Ihr Hund anfangs eine Klappenundichtigkeit ohne Pumpschwäche gezeigt und erst später (jetzt im dekompensierten Stadium) eine reduzierte Pumpfähigkeit. Dies spricht eher für eine primäre Mitralklappenendokardiose mit sekundärem Schaden des Herzmuskels was zur Pumpschwäche führt. Cavalier King Charles Spaniel sind ausserdem prädisponiert für die Mitralklappenendokardiose. Bei dieser Rasse tritt die Krankheit sehr früh auf und verläuft relativ progressiv.
Die genaue Tablettenzahl kann ich Ihnen leider nicht nennen, da es beide Präparate in verschiedenen Grössen gibt.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
Elbflorenza
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Re: DRINGENDE Hilfe nötig!!!

Beitrag von Elbflorenza »

Hallo Frau Keller,

ich danke Ihnen für Ihre Antwort. Gestern habe ich Charly noch in einer guten Dresdener Tierklinik wegen meiner Unsicherheit bezüglich höher dosierter Medikamentenvergabe vorgestellt. Da Charly gestern plötzlich anfing, röchelnder zu husten und Blut dabei zu spucken, war es auch dringend nötig. Durch den Stress während der Röntgen- und Ultraschallprozedur wäre Charly fast gestorben. Aber da er offenbar eine kleine Kämpfernatur ist und nicht aufgeben wollte, tat er es vermutlich nicht. Der Tierarzt schlug vor, Charly in der Klinik zu lassen und intensivmedizinisch zu betreuen (Punktion der Bauchhöhle und der Lunge, die voller Wasser waren). Und er sprach davon, dass es nur eine Chance von 30 % gäbe und man auch nicht sagen könne, wie lange der Hund dann noch zu leben hätte. Vermutlich sprach er von der Überlebenschance, die Charly nach dem Eingriff hätte. Und als ich mir dann vorstellte, dass bei meinem kleinen Hund vielleicht trotz Überlebens immer wieder zum Lungenödem mit Erstickungsgefühlen kommen könne, wenn die entwässernden Medikamente nicht dagegen ansteuern können und Charly kein richtiges Hundeleben mehr hätte, weil er kreislaufmäßig ständig zusammenbricht, habe ich dann aus dem Bauchgefühl heraus entschieden, mich für die Erlösung meines Hundes zu entscheiden. Denn der Arzt konnte mir nicht sagen, wie die Lebensqualität des Hundes im Anschluss eine erfolgreichen Klinikaufenthalt aussehen würde. Und als ich diesen Arzt unter Tränen fragte, ob er meine Entscheidung, Charly weitere Leiden zu ersparen, für richtig hält, meinte er: Meine Entscheidung wäre nicht falsch. Was meinte der Arzt damit?

Hätte Charly aus Ihrer Sicht denn überhaupt eine Chance gehabt, nach dieser Punktion - wenn er zu den 30 % gehört hätte, die den Eingriff überstehen - mit den entsprechenden Medikamenten wieder so auf die Beine zu kommen, um wieder Freude am Gassigehen zu haben. Oder wäre es sehr wahrscheinlich gewesen, dass sein Allgemeinbefinden aufgrund des stark geschwächten Herzens schlecht geblieben wäre?

Viele Grüße von Elbflorenza
Lisa_Keller
Beiträge: 504
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Re: DRINGENDE Hilfe nötig!!!

Beitrag von Lisa_Keller »

Hallo,
aus Ihren Schilderungen entnehme ich, dass es Ihrem Hund klinisch sehr schlecht ging und die Untersuchungen weit fortgeschrittene Befunde zeigten. Die Punktion von Bauch- und Brusthöhle ist in der Regel kein sehr kritischer Eingriff, allerdings besteht immer die Gefahr, dass ein Tier dabei stirbt, vor allem, wenn ein Tier durch Atemnot sehr gestresst ist. Ihnen auf diesem Wege ein Prognose zu stellen ist leider nicht möglich, Sie sollten jedoch davon ausgehen, dass Ihr Tierarzt Ihnen ehrlich seine Meinung gesagt und Ihr Tier auch nicht vorschnell eingeschläfert hat.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
Elbflorenza
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Re: DRINGENDE Hilfe nötig!!!

Beitrag von Elbflorenza »

Hallo Frau Keller,

ich danke Ihnen für Ihre meinen Entschluss bestätigende Meinung. Inzwischen habe ich - da in mir die letzten Stunden ein Restzweifel nagte - in diversen Foren recherchiert, dass es selbst nach dem Überleben eines Hundes nach intensivmedizinischen Maßnahmen wie im Fall von meinem Hund keine entwässernden Medikamente mehr für längere Zeit geschafft haben, die Lungen bzw. den Bauch wirklich frei von Wasser zu halten. In allen Fällen wurde nur von einer zeitweisen Verbesserung berichtet, so dass es dem Tier nach dieser wieder schlechter ging bis hin zu größter Atemnot. Abgesehen davon llitt die Lebensqualität des Hundes darunter. Und dieses Auf und Ab wollte ich meinen treuen Begleiter ersparen. Die Frage war also für mich nicht, ob Charly zu den 30 % (es ist ohnehin nur ein statistischer Wert) gehört, die den Eingriff überleben, sondern jene, wie sein Hundeleben danach ausgesehen hätte. Bei einer Herzkrankheit im Endstadium "greifen" irgendwann keine Medikamente mehr. Und wann dieser Zustand erreicht ist, ob schon in wenigen Tagen oder Monaten, ist eben nicht abzusehen. Jeder Tierhalter sollte sich überlegen, ob er für sein geliebtes Tier wirklich lebensverlängernde Maßnahmen in Kauf nimmt, um es dann im Anschluss danach mit hoher Wahrscheinlichkeit dahinvegetieren zu sehen. Vielleicht hat mein Tierarzt, der ja schon die Medikamente von Charly nicht mehr höher setzen wollte, erkannt, dass das Leben von ihm zu Ende geht. Aber ich wollte es eben noch nicht sehen. Das Dramatische ist, dass ich im Grunde genommen keine Überlegenszeit hatte, um meine Entscheidung für oder gegen Charly in der Klinik zu fällen.

Als traurige Bilanz ziehe ich, dass ich einen Hund bei einer festgestellten Herzkrankheit zukünftig nur noch von einem Spezialisten in einer Tierklinik untersuchen und behandeln lassen würde. Bei schnellstmöglicher Anpassung der Medikamente an den jeweiligen Gesundheitszustand hätte mein Hund vielleicht jetzt noch leben können.

Viele Grüße von Elbflorenza
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