Herztumor (Vorhof) beim Hund

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Moderator: j.schöbel

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Junonia357
Beiträge: 3
Registriert: Fr Feb 27, 2009 4:10 pm

Herztumor (Vorhof) beim Hund

Beitrag von Junonia357 »

Liebe Fachkundige,

bei meinem Windhund (Galgo, ca. 12 Jahre, aber "gut in Schuß") wurde als Zufallsfund bei anderen Untersuchungen ein Herztumor (Primärtumor, keine Metastase) im Vorhof (liegt an der inneren Seite der Außenwand, gegenüber der Aorta) entdeckt, der ca. die Größe einer Mirabelle hat. Die letzte Herzkontrolle war im Mai 08, da war davon noch nichts zu sehen. Blutwerte meines Hundes sind gut und bislang hat sich der Tumor nicht in irgendeiner Form bemerkbar gemacht, meine Hündin erhält daher bislang auch keine Herzmedikamente.

Diagnose erfolgte über Herzunltraschall und Röntgenbild.

Laut meiner Tierärztin würde beim Hund i.d.R nicht im geöffneten Herzen operiert, man könne nur Proben entnehmen um die Tumorart zu bestimmen und dann ggfs. eine Chemotherapie machen. Sie scheint nicht wirklich überzeugt davon, da sie es als kritisch ansieht, die Proben zu entnehmen, sagte aber eine Chemotherapie wäre beim Hund durchaus gut machbar.

Meine Fragen ans Forum:

1. Gibt es tatsächlich keine Möglichkeit der OP?
2. Wie ist eine Chemo bei einem Hund dieses Alters zu bewerten?
3. Wie gefährlich ist die Probenentnahme?
4. Kann man die den Hund verbleibende Zeit irgendwie einschätzen?
5. Wie würde es sich bemerkbar machen wenn der Tumor platzt?

Mir ist klar, daß es sich dabei teils um subjektive Einschätzungen handelt, aber ich möchte einfach mal ein paar andere Meinungen hören (werde auch noch einmal in eine andere Klinik gehen und dort eine Zweitmeinung einholen.

Ich möchte meinen Hund, den ich sehr liebe, nicht unnütz quälen, möchte aber auch nicht zu schnell aufgeben.

Vielen Dank für Ihre Hilfe,

Pia
Lisa_Keller
Beiträge: 504
Registriert: Fr Jun 17, 2005 8:43 am

Re: Herztumor (Vorhof) beim Hund

Beitrag von Lisa_Keller »

Hallo,
so wie Sie die Lokalisation des Tumors beschreiben, könnte es sich um ein sog. Hämangiosarkom handeln (s. dazu auch unsere Homepage unter Hundekrankheiten -> erworbene Erkrankungen -> Perikarderguss).  Dieser Tumor kann theoretisch schon operiert werden, dabei sollten auch Gewebeproben entnommen und zur histologischen Untersuchung eingeschickt werden. Allerdings ist das Hämangiosarkom ein sehr bösartiger Tumor, die OP mit anschliessend notwendiger Chemotherapie ist nur symptomatisch und ggf. lebensverlängert, jedoch nicht heilend. Zur Prognose bei OP und Chemo bei kardialen Hämangiosarkomen gibt es noch keine verlässlichen Studien. OP und Chemotherapie werden z.B. in der Tierklinik Hofheim bei Frankfurt a. M. durchgeführt.
Chemotherapie beim Hund ist nicht vergleichbar mit der beim Menschen, es werden Dosen gewählt, die minimale Nebenwirkungen verursachen. Da die Probennahme mit einer OP am Herzen einhergeht,  besteht schon ein gewisses Risiko. Die Prognose bei Hämangiosarkomen ist ohne Therapie schlecht (wenige Monate). Symptomatisch kann man ausser den oben genannten Maßnahmen im Falle eines Herzbeutelerguss eine Punktion durchführen. Sollte der Tumor "platzen", d.h. sollte es zu Blutungen aus dem Tumor kommen bildet sich ein Herzbeutelerguss. Dabei zeigt der Hund Schwäche, ggf. akuten Kollaps, Atemnot, Umfangsvermehrung des Bauchs usw.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller
Dr. Lisa Keller&&Resident Kardiologie&&Team Tierkardiologie LMU
Junonia357
Beiträge: 3
Registriert: Fr Feb 27, 2009 4:10 pm

Re: Herztumor (Vorhof) beim Hund

Beitrag von Junonia357 »

Hallo Frau Dr. Keller,

herzlichen Dank für Ihre schnelle Antwort, auch wenn die Prognose offensichtlich nicht gut ist, weiß ich doch lieber woran ich bin.

Sie haben mir mit Ihrer Einschätzung sehr geholfen, u.a. auch deswegen, weil ich jetzt weiß daß ich in Hofheim an der richtigen Adresse bin. Denn dort habe ich bereits morgen einen Termin um eine zweite Meinung zu erhalten.

Die Kollegen werde ich morgen dann auch mit meinen weiteren Fragen löchern.

Herzlichen Dank und viele Grüße

Pia
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