Mitralklappeninsuffizienz bei 4-J Galgo-Mix?

[Bergziege]

Hallo und guten Tag!

Über ein Windhundforum bin ich auf diese sehr informative Seite gestoßen.
Ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen.

Seit 3 Jahren ist bei uns der jetzt 4-jährige, kastrierte Galgo-Espanol-Mix Paco aus Spanien. Er ist sehr jung (mit 6 Monaten) schon nach Deutschland gekommen. Bis auf Blasensteine, die wir mit Rohfütterung gut in den Griff gekriegt haben, hatte er bisher keine schweren Krankheiten/Auffälligkeiten und bekommt keine Medikamente. Was in Spanien in den ersten 6 Monaten stattfand (außer die Kastration und Impfungen), wissen wir nicht.

Seit ca. einem halben Jahr fallen uns folgende Symptome bei ihm auf:

- er hat im Abstand von 2-3 Monaten  insg. 3 "Anfälle" nach starker Belastung beim Spazierengehen gehabt, die sich so äußern: plötzliches Setzen und Hinlegen, geduckte Haltung, normale Ansprechbarkeit, ängstlicher Gesichtsausdruck. Kein Schmerzensschrei, kein sehr starkes Hecheln, keine blaue Zunge, kein Husten. Dauer: ca. 10-20 Minuten, danach wieder völlig normale Verhaltensweise.

- Herzrasen nach starker Belastung: nach extremen Sprints beim Spazierengehen (Windhund) geht der Puls erst nach 1 h unterr 100! Nach einer halben Stunde ist er ungefähr bei 120, nach 1h bei 70-80. Sein Ruhepuls liegt bei ungefähr 60.

Allgemein:
- keine außergewöhnliche Müdigkeit oder Trägheit
- kein Husten
- keine Gewichtsabnahme oder Appetitverlust
- keine Kurzatmigkeit

Aufgrund dieser Symptome hat mir unsere Tierärztin empfohlen, beim Kardiologen ein Herz-Ultraschall machen zu lassen und zusätzlich ein großes Blutbild und eine Schilddrüsenhormonbestimmung.

Diagnose des Kardiologen: Endokardiose mit mittlerer Mitralinsuffizienz und leichter Trikusdipalinsuffizienz.
Bei der gesamten Untersuchung raste das Herz von Paco mit 140-175 Schlägen/min. Nach der Beurteilung des Kardiologen ist die Insuffizienz zwar deutlich ausgeprägt, aber nicht besorgniserregend. Jedoch kann mit diesen Herzbefunden die Tachykardie nicht überzeugend erklärt werden. Paco hatte zwar viel Angst, aber äußerlich war keine Aufregung von ihm zu erkennen und auch anderen Ursachen wie Schmerzen oder Fieber konnten ausgeschlossen werden.

Das große Blutbild war nach Urteil meiner Tierärzin unauffällig, auch die Schildrüsenwerte sind ok (freies T4:   3.38 ng/dl). Bis auf die hohe Zahl der roten Blutkörperchen und der hohe Hämatrokritwert.
Hier nur kurz im Detail:
Leukozyten     6.1 G/l
Erythrozyten   9.39 T/l
Hämoglobin    232 g/l
Hämatokrit     0.65 l/l
Beim Galgo Espanol bewegen sich die Normwerte zwischen 7.4 - 9.0 bei den Erythrozyten, 190 - 215 beim Hämoglobin und 55 - 65 beim Hämatokrit.      

Nach ihrer Einschätzung ist die Endokardiose in jungen Jahren erworben (durch einen Infekt?) und auch das Herzrasen eine Folge davon.
Wir sollen als Therapie einschleichend Vetmedin 5 mg 3 Tage lang eine Kapsel geben, danach 2 x täglich eine Kapsel.

Da aber nach Meinung des Kardiologen das Herzrasen noch nicht erklärt ist, sind wir jetzt stark verunsichert..... passen die Diagnose und alle Symptome wirklich zusammen? Die Insuffizienz haben wir ja mit eigenen Augen während des Ultraschall sehen können, aber wir haben Bedenken, dass da vielleicht noch ein anderes Problem ist.

Sollten Sie zur richtigen Einschätzung genauere Angaben brauchen ( z.B. Blutwerte, genaue Beschreibung der Doppler-Echokardiografie), kann ich sie gerne genauer aufführen, da ich hier alle Untersuchungsergebnisse zu Hause habe.
Vielen Dank schon im Vorraus, wir sind dankbar für jeden weiteren Denkanstoß.

Viele Grüße aus dem hohen Norden
Alice Kortekamp

[Lisa_Keller]

Hallo,
ob die gezeigte Symptomatik wirklich mit dem Herzproblem zusammen hängt, ist schwer zu sagen. Es sollte ggf. noch an z.B. neurologische Ursachen gedacht werden. Um Rhythmusstörungen als Ursache für die "Anfälle" ausschliessen zu können, könnte ein 24-h-EKG angefertigt werden. Neben einer erworbenen Klappenundichtigkeit muss bei einem jungen Hund auch immer an eine angeborene Mitralklappendysplasie (s. unsere Homepage unter Hundekrankheiten -> angeborene Krankheiten -> Mitralklappendysplasie) gedacht werden. Eine Therapie der Klappenundichtigkeit ist erst notwendig, wenn Symptome wie Husten oder Atemnot auftreten. Sollten sich Extrasystolen im EKG zeigen, sollten diese ggf. gleich behandelt werden. Rhythmusstörungen können im Zusammenhang mit Klappenerkrankungen auftreten.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller

[Bergziege]

Hallo! Wie wird denn ein 24h-EKG beim Hund angefertigt?

[Lisa_Keller]

Hallo,
der Hund bekommt für ein 24-h-EKG ein kleines Kästchen (portabler kleiner EKG-Rekorder) auf den Rücken geschnallt und kann damit ganz normal wieder mit Ihnen nach Hause. Über 24 Stunden wir dann das EKG aufgezeichnet und Sie bringen anschliessend das Gerät zur Auswertung wieder zurück. Damit die EKG-Elektroden am Hund befestigt werden können, müssen meist ein paar Stellen im Fell geschoren werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. L. Keller

[Bergziege]

Vielen herzlichen Dank für die schnellen Antworten!
Eventuell lassen wir erst ein 24h EKG machen, um mehr Klarheit zu haben. Wir lassen aber auch noch andere Möglichkeiten abklären.
Herzliche Grüße
Alice Kortekamp