chemische Kastration zur Gewichtszunahme?

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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chrima02
Beiträge: 1
Registriert: Mi Mär 06, 2024 3:18 pm

chemische Kastration zur Gewichtszunahme?

Beitrag von chrima02 »

Hallo,
ich habe zwei Bolonka-Rüden, die Herzmedikamente erhalten. Der eine von beiden macht mir momentan vermehrt Sorgen. Niko ist 10 Jahre alt, ca. 5 kg leicht und bekommt morgens und abends je 1,25 mg Vetmedin, morgens 1 Furotab 10 mg und abends 1,25 mg Cardalis. In den vergangenen Jahren, als die Hunde auch noch keine Herzprobleme hatten, haben sie einige Jahre einen Kastrationschip erhalten, der insbesondere dazu geführt hat, dass meine sonst sehr wählerischen Hunde verfressen wurden, auch noch lange über die 6 monatige Wirksamkeit des Chips hinaus. Jetzt waren wir gerade drei Wochen im Urlaub und nachdem ich wieder gekommen bin, merke ich, dass Niko für seine Verhältnisse ordentlich an Körpermasse verloren hat. Dass er drei Wochen von uns getrennt war, hat sicherlich nicht zu seinem Allgemeinzustand beigetragen, das liess sich aber nicht ändern. Die Kardiologin hatte mir beim letzten Termin gesagt, ich soll zusehen, dass die Hunde nicht an Gewicht verlieren. Ich kann mich momentan aber auf den Kopf stellen, viel bekomme ich in den Hund nicht hinein. Ich merke auch, dass er viel mehr als früher auf die Spaziergänge wartet um endlich überall stundenlang zu schnuppern. Daher frage ich mich, ob es sinnvoll ist, nochmal einen Kastrationschip zu geben.Auf der einen Seite sehe ich meinen Hund, der von seinem Verhalten her viel Freude an seinem Hundeleben hat, auf der anderen Seite macht mir sein Fressverhalten Sorgen und ich weiss auch nicht, ob die läufigen Hündinnen hier in der Innenstadt (es gibt also immer irgendeine gut riechende Hündin irgendwo) sein krankes Herz zusätzlich stressen. Was ist hier Ihre Erfahrung?
Vielen Dank schon einmal für diese tolle Seite und Ihre Hilfe.
Liebe Grüße Christina
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: chemische Kastration zur Gewichtszunahme?

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

Gewichtsverlust kann bei Herzpatienten mehrere Ursachen haben. Wenn die Tiere länger Diuretika erhalten, kann Kalium vermehrt über die Niere ausgeschwemmt werden. Bei einer Hypokaliämie (erniedrigter Kaliumwert im Blut) zeigen die Tiere einen reduzierten Appetit, der zu Gewichtsverlust führt.
Außerdem wird bei Herzpatienten sehr viel Energie für die Stoffwechselvorgänge am geschädigten Herzen aufgebracht (mehr als bei einem gesunden Tier nötig ist), wodurch Körperfett, aber auch Muskelmasse vermehrt abgebaut wird. Hierbei spricht man von kardialer Kachexie. Daher ist eine konstante Futteraufnahme bei chronischen Herzpatienten sehr wichtig und es dürfen auch gerne hoch-kalorische Futtermittel verwendet werden.
Stress ist nicht förderlich für das Herz, da das geschädigte Herz hierbei noch mehr Energie verbraucht und sich die Situation weiter verschlechtert. Daher ist es immer sinnvoll, den Auslöser des Stresses zu beheben. Der Einsatz eines Kastrationschips bei Herzpatienten ist daher sogar förderlich, um den Stress durch läufige Hündinnen zu reduzieren und auch die Futteraufnahme wieder anzuregen.

Ich wünsche Ihrem Niko alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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