Hund verträgt nicht die Therapie

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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Zara
Beiträge: 2
Registriert: So Mär 03, 2024 10:16 am

Hund verträgt nicht die Therapie

Beitrag von Zara »

Guten Tag,
unser Hund ist 15 Jahre alt und ein kroatischer Schäferhund-Mix (15,5 kg). Nach der letzten Untersuchung beim Kardiologen wurden Herzprobleme festgestellt sowie ein Therapieplan festgelegt. Der Herzhusten war nach einem Tag weg, allerdings kamen innerhalb von ein paar Tagen Schwindel, Übelkeit, trüber Blick sowie Herzrasen hinzu, zudem ignorierte sie immer mehr ihr Essen/Leckereien. Gestern hatte sie Durchfall und in der Nacht hat sie mehrmals erbrochen. Heute verweigert sie die Tabletten- und Nahrungsaufnahme. Zumindest trinkt sie noch Wasser. Könnte es sein, dass die Dosis zu stark war bzw. hätte langsam gesteigert werden müssen. Oder liegt eventuell eine Unverträglichkeit auf bestimmte Wirkstoffe vor. Unsere Vermutung ist, dass sie einen MDR1-Gendefekt hat, da sie mal sehr allergisch auf Ivermectin reagierte. Ist bei einer Nierenschwäche das Medikament Cardalis eine gute Wahl? Gibt es andere Medikamente, die besser verträglich sind und wäre eine Zugabe von Tabletten sinnvoll, die die Vitalorgane schützen (Magen,Leber…). Wir leben derzeit in Rumänien und aufgrund der Sprachbarriere konnten wir beim letzten Termin nicht so viel hinterfragen. Sind daher für jeden Tipp/Hinweis dankbar, damit wir diesen beim nächsten Check erwähnen können.
Vielen Dank, schöne Grüße!

Anbei die Infos zur Diagnose/Therapie:
Findings:
Heart 2D: The left atrium and and the left ventricle is moderately dilated. The interventricular septum and the posterior wall of the left ventricle become thinner, and the interventricular septum is continuous. Mitral valve leaflets are visible, and there is obvious thickening. Tricuspid leafless are visible, and there is no thickening.
M: There is no paradoxical motion between the ventricular septum and the posterior wall of the left ventricle.
CDFI: Abnormal blood flow signal is not seen in the interventricular septum, and blood flow signal isn’t seen from the left to the right through the septum at the atrial level. Moderate regurgitation signals can be seen on the mitral valve.
Diagnosis:
Valvular Degenaritive Heart Disease: mitral regurgitation, left atrial dilation, and left ventricular volume overlad.
Mitral valve disease stage C
Therapy:
Vetmedin 2.5 mg: 1.5 pill/12h.
Cardalis 2.5 mg: 1 pill/day, in the evening.
Isemid 2 mg: 1.5 pill/day in the morning for 7 days, then 1 pill/day, until recheck.
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Hund verträgt nicht die Therapie

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

es tut mir sehr leid von der Diagnose Ihres Hundes zu hören und dass er scheinbar die Medikamente nicht so gut verträgt. Bei den Medikamenten, die Ihr Hund aktuell bekommt, ist bisher keine MDR-1 Unverträglichkeit bekannt. Allerdings können sowohl Vetmedin als auch Diuretika zu gastrointestinalen Symptomen wie Erbrechen und Durchfall führen. Eine Nebenwirkung von Cardalis ist Hypotension (niedriger Blutdruck) und kann die Schwindelsymptome erklären. Herzrasen kann in sehr seltenen Fällen durch Vetmedin verursacht werden, kann aber auch ein Kompensationsmechanismus des Körpers als Reaktion auf die Dehydratation durch die Entwässerungsmedikamente sein.
Generell fördern Diuretika (Isemid, Cardalis) die Ausscheidung von Wasser über die Niere, was für eine Herzerkrankung förderlich ist, jedoch aber die Nierenfunktion beeinträchtigen kann.
Wenn ihr Hund so stark auf die verschriebenen Medikamente reagiert, wäre es sinnvoll, sich an den behandelnden Arzt/Ärztin zu wenden und eventuell eine Dosisreduktion oder eine Umstellung auf alternative Medikamente zu besprechen (Cardisure statt Vetmedin, Furosemid statt Isemid).

Ich wünsche Ihrem Hund eine schneller Besserung und weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Zara
Beiträge: 2
Registriert: So Mär 03, 2024 10:16 am

Re: Hund verträgt nicht die Therapie

Beitrag von Zara »

Guten Morgen,
herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Am Montag waren wir beim behandelnden Arzt. Nach weiteren Untersuchungen wurde auch eine chronische Niereninsuffizienz festgestellt. Die Diuretika wurden sofort abgesetzt, noch am selben Tag bekam sie eine Ringer lactat Infusion. Zwei weitere folgten am Dienstag und Mittwoch. Die Einnahme von Vetmedin sollte fortgesetzt werden, hinzu kamen Azovet und Renal vet. Nach eintägiger Pause soll heute eine weitere Infusion erfolgen. Auch wenn sie sich nach jeder Infusion etwas besser fühlt, baut sie immer mehr ab. Wir schaffen es gerade noch ihr die Medikamente zu geben, sonst verweigert sie die Nahrung. Ca. 1 Stunde nach der Infusion sind uns ihr unsicherer Gang, Zuckungen und unkontrollierte Rute aufgefallen, was nach ein paar Stunden nachlässt. Dies war auch der Fall nach der letzten Infusion, obwohl der Arzt Vitamin B12 beigefügt hat. Zudem wirkt sie desorientiert, ihr Reaktionsvermögen ist gestört, läuft sehr langsam und unsicher, leckt die Pfoten, das Herz pumpt sehr laut, hat weiterhin Durchfall, obwohl der Arzt wie ich sehe bei der letzten Behandlung der Infusion das Mittel No-spa beigemischt hat. Ihr Körper wirkt kälter als sonst, insbesondere die Ohren. Deutet das auf eine schlechtere Durchblutung hin? Gestern hatte ich das Gefühl es würde etwas aufwärts gehen, da das Herz nicht so raste und sie tagsüber gut schlafen konnte, doch nachdem ich abends die Medikamente verabreicht habe, lief sie ständig umher und fand bis 3 Uhr keine Ruhe. Wir sind dann kurz vor die Tür gegangen, danach habe ich ihr ein Leckerli gegeben (da sie ihre Nahrung einfach nicht essen mag) und endlich schlief sie etwas ein. Haben Sie eventuell noch eine Idee, was berücksichtigt werden sollte und zur Besserung führen könnte? In einem weiteren Beitrag haben Sie darauf hingewiesen wie wichtig es ist, dass Hunde mit einer Herzerkrankungen nicht an Gewicht verlieren. Doch was können wir tun, wenn sie die Nahrungsaufnahme komplett verweigert? Könnte es sein, dass in ihrem Fall ein erniedrigter Kaliumwert vorliegt, wenn die Niere nicht funktionsfähig war? Wie lässt sich das am besten beheben? Nach der Blutentnahme hat uns der Arzt nur die Analyse der drei Werte gegeben, die für die Nierenfunktion entscheidend sind und die deutlich erhöht waren. Wäre ein detaillier Blutcheck sinnvoll? Was uns bei der letzten Blutentnahme aufgefallen ist, ihr Blut war viel dickflüssiger als vor Beginn der Therapie.
Danke nochmals für Ihre Einschätzung der Situation und Hilfe!
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Hund verträgt nicht die Therapie

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

es freut mich zu hören, dass es Ihrer Hündin etwas besser geht.
Bei einer Niereninsuffizienz kann es zu einer Erhöhung des systemischen Blutdruckes kommen, wodurch die Unruhe Ihrer Hündin erklärt werden kann. Bei einem permanent erhöhten Blutdruck kann es zu Endorganschäden kommen, die vor allem das Gehirn, die Augen, das Herz und die Niere selbst betroffen. Daher kann die Desorientierung ebenfalls mit einem erhöhten Blutdruck zusammen hängen und es wäre auf jeden Fall ratsam, den Blutdruck zu messen und eventuell eine antihypertensive Therapie zu ergänzen.
Kalte Gliedmaßen und Ohren hängen mit einer Minderperfusion durch einen reduzierten Herzaufwurf zusammen, was ebenfalls bei einem Bluthochdruck der Fall sein kann.

Die reduzierte Futteraufnahme kann sehr viele Ursachen haben. Aber auch hier kommt ein hoher Blutdruck in Frage, der Unwohlsein verursacht. Außerdem kann eine Nierenerkrankung Übelkeit aufgrund der reduzierten Ausscheidung von Giftstoffen verursachen. Daher wäre es ratsam die Therapie bei Nierenpatienten, um Maropitant zu ergänzen, um die Übelkeit zu reduzieren. Ein erniedrigter Kaliumwert kann aufgrund der vorangegangenen Diurese ebenfalls die Ursache sein, allerdings wird den meisten Infusionen Kalium beigesetzt, weshalb das hier eher unwahrscheinlich erscheint. Man kann aber trotzdem den Kaliumwert im Blut kontrollieren und gegebenenfalls Kalium als Kaliumglukonat (Pulver) zum Futter ergänzen. Man kann das Pulver auch in Wasser auflösen und über eine Spritze ins Maul eingeben, wenn sie nicht fressen mag.

Ich wünsche weiterhin gute Besserung!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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