Kardiomegalie Kaninchen - Therapiefrage

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Moderator: j.schöbel

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eigentlichsarah
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Kardiomegalie Kaninchen - Therapiefrage

Beitrag von eigentlichsarah »

Guten Tag,

meine Kaninchendame wird im März 8 Jahre alt und hat seit dem 23.12.23 eine verstärkte Atemfrequenz gezeigt. Ich bin direkt nach Weihnachten zum TA, dort wurde sie geröngt und festgestellt, dass ihr Herz viel zu groß sei. Leider wurde kein Ultraschall gemacht (Ich nehme auch an, da mein Kaninchen so extrem aufgeregt war, die TA hatte Angst, dass sie kollabiert. Da die Kleintierpraxis aber v.a. auf Hunde und Katzen spezialisiert ist, könnte es auch sein, dass sie kein Ultraschall für Kaninchen haben). Diagnose: Kardiomegalie
Nun bekommt sie seit dem 28.12.23 0,1 ml Dimazon. Außerdem soll ich eine Vasotop P 2,5 mg Tablette für Hunde in 1 ml Wasser auflösen und davon tägl. 0,1 ml geben. Sprich 0,1 ml Dimazon + 0,1 ml Vasotop.

Mein Kaninchen frisst normal, hat kein Gewicht abgenommen, bewegt sich normal viel, aber zeigt eben eine erhöhte/ stärkere Atmung. Vom Gefühl her ist die Atmung nicht viel langsamer geworden, ich weiß aber auch nicht, ob das durch die Therapie überhaupt passieren würde, da die Luftröhre nach oben gequetscht wird. Anbei befinden sich die Röntgenaufnahmen. Die Prognose sei schlecht, ich möchte aber alles mögliche verusuchen, um ihr zu helfen, damit sie wenigstens noch ein paar schöne Monate hat.

Ich wäre um eine Rückmeldung sehr dankbar, ob die Therapiemaßnahmen sinnvoll sind. Ich vertraue meiner TA, aber sie ist eben keine Kardiologin.

Außerdem noch eine kurze Frage: Kann Dimazon als Dauertherapie tägl. gegeben werden? Angesetzt waren 10 Tage, ich habe aber Angst, dass ihr Zustand nach Absetzen schlechter wird. Das Herzmedikament soll ein Leben lang tägl. gegeben werden.

Mein Kaninchen wiegt 1,7 kg (Normalgewicht für ihre Größe)

Liebe Grüße und besten Dank,

Sarah Seibert
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j.friederich
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Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Kardiomegalie Kaninchen - Therapiefrage

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

es tut mir sehr leid von der Diagnose Ihres Kaninchens zu hören.
Eine Kardiomegalie kommt bei Kaninchen in den meisten Fällen durch eine Dilatative Kardiomyopathie. Hierbei handelt es sich um eine genetisch bedingt Pumpschwäche des Herzens. Leider kann man dies röntgenologisch nicht diagnostizieren und ich würde Ihnen empfehlen, eine/n Kardiolog*in aufzusuchen. Sollte das bestätigt werden, kann die Therapie um Pimobendan (Vetmedin) zur Pumpkraftsteigerung ergänzt werden. Da auf den Röntgenbilder auch die rechte Seite des Herzens sehr groß aussieht können auch andere Erkrankungen in Betracht gezogen werden.
Außerdem können Kaninchen auch Perikardergüsse bekommen, wodurch eine Kardiomegalie verursacht wird. Diese sprechen nicht auf Dimazon oder Vasotop an und können sich auch schnell zu einem Notfall entwickeln. Daher würde ich Ihnen auf jeden Fall empfehlen, eine/n Kardiolog*in aufzusuchen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kaninchen alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
eigentlichsarah
Beiträge: 2
Registriert: Mi Jan 03, 2024 12:51 pm

Re: Kardiomegalie Kaninchen - Therapiefrage

Beitrag von eigentlichsarah »

Vielen Dank für die Antwort.

Ich war mit meinem Kaninchen beim Kardiologen, der feststellte, dass sie noch keine Herzrythmusstörungen hat und auch kein Wasser in der Lunge. Er hatte mir weitere Untersuchungen vorgeschlagen.
Nach Rücksprache mit meiner Haustierärztin hat sie mir davon abgeraten, einen weiteren TA Termin mit ihr zu machen, da sie sehr Kreislaufempfindlich ist und dann immer extrem häschelt. Beim letzten Besuch war sie danach so extrem gestresst, dass ich Angst hatte, sie kollabiert.
Bei so vielen und langen Untersuchungen wohl fatal. Das Risiko will ich ungern eingehen, da ich das Gefühl habe, ich würde mehr schaden als helfen.

Mir wurde allerdings gesagt, dass falls eine Dilatative Kardiomyopatie vorliegt, es bei der derzeitigen Medikation von Vasotop und Dimazon zu Herzrythmusstörungen kommen wird.
Auch Sie erwähnten ja, dass sonst noch Vetmedin/ Cardisure hinzugefügt werden muss.

Mit der Information bin ich nochmal zu meiner TA, die meinte, dass sie Cardisure nur bei starker Verschlechterung der Atmung/ des Zustandes verschreiben würde, ich es aber mal für eine Woche ausprobieren könne.
Nun hätte ich einige Fragen:

1. Schadet das Medikament dem Herz, wenn es etwas anderes ist als eine DCM? (die genaue Ursache kann ja leider nicht genannt werden)

2. Wäre eine Nichtgabe von Dimasure fatal, wenn es sich um eine DCM handelt?

3. Erkenne ich eine Besserung durch das Medikament an einer ruhigeren und flacheren Atmung? Momentan atmet sie durch die eingequetschte Luftröhre recht stark und schnell, ist aber noch fit und frisst normal.

4. Wenn sich der Zustand durch Zugabe von Cardisure gar nicht verändert, sollte ich es dann sicherheitshalber weitergeben oder eher absetzen?

Viele Lieben Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Sarah Seibert
j.schöbel
Beiträge: 46
Registriert: Mo Okt 04, 2021 7:03 am

Re: Kardiomegalie Kaninchen - Therapiefrage

Beitrag von j.schöbel »

Guten Tag,

ich verstehe Ihre Bedenken und Ihr Anliegen.
Um eine zielführende Therapie durchführen zu können und somit eine entsprechende Verbesserung hervorzurufen, ist eine Diagnose leider sehr wichtig.

Eine entwässernde Therapie mit Schleifendiuretika wie Furosemid (Handelsname Dimazon / Diuren oder Furotab) ist dann indiziert, wenn bereits ein Lungenödem oder Pleuralerguss bzw. Bauchhöhlenerguss, welcher herzbedingt ist, vorliegt. Anderen Falles ist eine Entwässerung nicht notwendig und kann zu einer Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) sowie Elektrolytveränderungen führen.
Ist es allerdings infolge einer Herzerkrankung zu einem Rückstau gekommen und die erhöhte Atemfrequenz herzbedingt, so ist eine Entwässerungstherapie unabdingbar.
Im Falle eines Herzbeutelergusses kann eine entwässernde Therapie leider negative Folgen haben. Der Grund hierfür ist, dass eine Tamponade insbesondere der rechten Herzhälfte aufgrund des äußerlichen Druckes durch den Herzbeutelerguss vorliegen kann und eine entwässernde Therapie noch mehr Volumen des Herzens nehmen kann.

Pimobendan (Handelsname Cardisure oder Vetmedin) ist ein Inodilatator, welcher die Pumpkraft des Herzens steigert. Dieses Medikament ist im Falle einer Pumpschwäche bspw. infolge einer dilatativen Kardiomyopathie, indiziert. Kontraindikationen sind u.a. Stenosen (Engstellen) des großen Gefäße (Aorten- oder Pulmonalstenosen).
Sollte keine Pumpschwäche vorliegen, wird dieses Medikament nicht den gewünschten Erfolg hervorbringen und kann sich ebenso negativ auswirken.

Beide Medikamente sind nicht antiarrhythmisch wirksam, das heißt behandeln mögliche Arrhythmien nicht.
Pimobendan kann in höheren Dosisbereichen bzw. bei keiner vorliegenden Indikation zu Tachykardie (beschleunigten Herzfrequenz) führen. Sonstige Rhythmusstörungen bleiben in der Regel hiervon unbeeinflusst.

Eine genaue Diagnose zur optimalen Therapieeinstellung ist daher leider unabdingbar. Ich verstehe aber natürlich, dass eine entsprechende Aufregung einen erneuten Tierarztbesuch nicht leicht macht.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Kaninchen alles Gute!
Jessica Schöbel
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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