Zahn OP - RisikoScore

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Moderator: j.schöbel

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Heike K.
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Zahn OP - RisikoScore

Beitrag von Heike K. »

ZahnOP mit tödlichem Ausgang.
Unsere Main Coon wäre einen Tag nach der OP 5 Jahre alt geworden und der Tierarzt hatte uns zu dieser ZahnOP geraten / Termin 27.12.23. In der Annahme, es handle sich nur um eine banale OP mit geringem RisikoScore sind wir der Empfehlung der Tierklinik gefolgt und müssen nun verarbeiten, dass das Baby meiner Tochter an einem Herzstillstand verstarb.
Blutuntersuchtung vor der OP - als Foto im Anhang ( Blutwerte, Leberwerte - fehlen die Nierenwerte??). Als Vorerkrankung positiv getestet auf Mycoplasmen- aber im aktuellen Blutbild bewertet zzT negativ / Thromozytopenie zzT nicht vorhanden.
Dem OP Bericht vom 29.12. ist zu entnehmen: Gewicht 7,26kg / Temperatur 37,8 Grad /Einleitungsnarkose i.v. mit 0,7ml Midazolam, 0,28ml Comfortan,1ml Narcofol u. anschließend endotracheal intubiert. CT- Untersuchung - Narcofol supplementiert insgesamt 3 ml. Sauerstoff-Inhalationsanästhesie mit Isoflura. Kurz nach dem Anschließen: Zyanose,Bradykardie und Apnoe - anschließend künstliche Beatmung, Herzdruckmassage,Gabe von Doxapram-V 50ml und 10 Amp Adrenalin 1.1000.

Herrn Prof Dr. Wess entnommen, sind u.a. Main Coon für HCM anfällig. Wäre daher propylaktisch ein Ultraschall vor jeder OP empfehlenswert, um den RisikoScore zu minimieren?? Dem Hinweis im Bericht zur Zuchtuntersuchung werden wir nochmals nachgehen und die Züchterin kontaktieren - meinen aber zu Wissen das dieser damals gemacht wurde und ohne Befund war ( klären wie aber sicherheitshalber nochmals).

Wie hoch ist nun das Risiko bei dieser OP zu sterben - ist sie die 1 von 10 000 Katzen ??

Über eine Einschätzung Ihrerseits wäre ich sehr dankbar.
MfG
Heike Knab
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j.friederich
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Re: Zahn OP - RisikoScore

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

es tut mir wirklich sehr leid, von Ihrem schmerzhaften Verlust zu erfahren.
Bei Maine Coon Katzen liegt eine Rasseprädisposition für eine Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) vor und ab einem Alter von 3 Jahren werden jährliche Screening Untersuchungen empfohlen. Vor einer Narkose ist es immer ratsam das Herz abklären zu lassen.
Selbst wenn die Elterntiere zum Zeitpunkt der Zucht unauffällig waren, schließt das leider nicht aus, dass sie später im Laufe ihres Lebens noch eine HCM entwickeln und diese vielleicht an ihre Nachkommen vererbt haben.

Weshalb ein Tier in Narkose verstirbt, hängt von sehr vielen Faktoren ab (Narkosemanagement, Medikamente, Art des Eingriffes, Alter und Vorerkrankungen) und die genaue Ursache im Falle Ihrer Katze kann leider so pauschal nicht festgelegt werden.

Ich wünsche Ihnen für die kommende Zeit viel Kraft und alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Heike K.
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Re: Zahn OP - RisikoScore

Beitrag von Heike K. »

Vielen Dank für Ihre Einschätzung - das mit der HCM und einer möglichen Weitervererbung auch bei negativen Elterntieren war uns neu
Zuletzt geändert von Heike K. am Sa Jan 13, 2024 5:19 am, insgesamt 1-mal geändert.
Heike K.
Beiträge: 3
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Re: Zahn OP - RisikoScore

Beitrag von Heike K. »

Sehr geehrte Frau Dr. Friederich,

dem Internet entnommen habe ich folgende Dosierung entnommen: "MidazolamDormicum 5 mg/ml 0.05-0.3 mg/kg iv, im, sq CRI: 0.2-0.4mg/kg/hr max. 1 mg/kg/hr Stärker als Diazepam, Wirkung kürzer Sedation sehr junge, alte und kranke Tiere Paradoxe Wirkung möglich ( aus vetmeduni.ac.at bzw Dosierung Analgetika Uni Bern)

Falls dem so wäre - dann wäre die Dosis in unserem Falle 20% über der Dosisangabe von 0,4mg/kg Körpergewicht gelegen; dies in entsprechender Kombinationsmedikation.

Werden solchen Dosen auch bei Ihnen an der LTU verwendet - gibt es veilleicht auch noch andere Literatur bezgl. der Dosierung??

Wir danken für diese Möglichkeit der Information und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
Heike Knab
Zuletzt geändert von Heike K. am So Dez 31, 2023 1:30 pm, insgesamt 1-mal geändert.
j.friederich
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Re: Zahn OP - RisikoScore

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

die Standard-Dosierung für Midazolam, die hier an der LMU verwendet wird, lautet 0,1-0,3 mg/kg iv. Bei älteren Katzen ist 0,2 mg/kg die normale Ausgangsdosis zur Narkoseeinleitung. Wie im Falle Ihrer Katze dosiert wurde, kann man allein anhand des Gewichtes des Tieres und der Menge in ml nicht berechnen, da nicht bekannt ist, welches Präparat genau verwendet wurde (das heißt wie viel mg pro ml in dem Präparat enthalten sind). Wenn Sie dazu fragen haben, bitte ich Sie, das mit dem behandelnden Anästhesisten zu besprechen.
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Heike K.
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Re: Zahn OP - RisikoScore

Beitrag von Heike K. »

Sehr geehrte Frau Dr. Friederich,

besten Dank für Ihre Informationen - welche üblichen Dosen bei ihnen an der Klinik verwendet werden.

Die Narkose setzte sich bei unserer Katze wie folgt zusammen:
i.v. mit 0,7ml Midazolam, 0,28ml Comfortan,1ml Narcofol u. anschließend endotracheal intubiert. CT- Untersuchung - Narcofol supplementiert insgesamt 3 ml. Sauerstoff-Inhalationsanästhesie mit Isoflura. - Die verwendeten Fertigarzneimittel sind im OP Bericht namentlich aufgeführt.

Rechnerisch liegt Midazolam bei 0,48mg/kg KG und somit höher als empfohlen.
Laut den unvollständigen Ausführungen im OP Bericht - siehe Foto: "2ml ????? " - was??? / 2ml einer unbekannten Substanz? - eine i.v. Injektion mit einer 2 ml Einmalspritze - ein Fehler bei der Dokumentation ??

Die Narkoseerklärung haben wir unterschrieben in der Annahme, das umgesetzt wird was schriftlich niedergeschrieben ist: " Für diese standardmäßigen Narkoseüberwachung ist stets ein Anästhesist zuständig" - eine Aussage, die leider nicht zugetroffen hat, da im OP Bericht namentlich nur ein Arzt aufgeführt wird (laut Homepage der Tierklinik eine Assistenzärztin).
Wir sind so traurig, denn wir fragen uns immer wieder - warum??
Vielen Dank nochmals für die vielen Information und wir verbleiben mit
freundlichen Grüßen
Heike Knab[attachment=0]IMG_0722.jpg[/attachment]
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Zuletzt geändert von Heike K. am Sa Jan 06, 2024 4:03 pm, insgesamt 5-mal geändert.
j.friederich
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Re: Zahn OP - RisikoScore

Beitrag von j.friederich »

Guten Abend,

ich kann Ihre Fragen, Ihre Trauer und auch Ihre Wut sehr gut nachvollziehen. Aber ich kann Ihnen leider keine Fragen zum OP Ablauf oder zur verwendeten Dosierung in einer anderen Tierklinik beantworten. Diese Fragen können nur die behandelnden Tierärzt*innen Ihrer Katze klären. Ich denke, sie haben nach bestem Wissen und Gewissen und sicherlich nicht vorsätzlich gehandelt. Wenn Sie die Fragen klären möchten, um besser damit abschließen zu können, würde ich Sie bitten, die dortige Tierklinik zu kontaktieren.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und weiterhin ganz viel Kraft!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
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Heike K.
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Re: Zahn OP - RisikoScore

Beitrag von Heike K. »

Sehr geehrte Frau Dr. Friederich,

wir wollten Antworten auf die Frage " Warum ist unsere Katze tot?" und sind zwischenzeitlich sehr froh eine Obduktion veranlasst zu haben.
Wir haben schmerzvoll erfahren müssen, dass eine äußerlich fit erscheinende Katze trotzdem sehr krank sein kann und dass Erfahrungen aus vorangegangenen Narkosen (Sterilisation mit 3 Jahren) nicht zwingend übertragbar sind.
Narkose eine Polymedikation und die Notwendigkeit der Gabe von Midzolam mit 0,48mg/kg KG mag ich nicht beantworten - doch anhand der Obduktion
hat möglicherweise die bestehende, akute degenerative Kardiomyopathie die Herzkreislaufsituation in der Narkose folgenschwer mit negativ beeinflusst.

Sie haben die Empfehlung ausgesprochen, regelmäßige Ultraschalluntersuchungen durchführen zu lassen und wir können diese Empfehlung nur bestötigen und würden uns wünschen, dass dies vielleicht irgendwann in die Leitlinien der Anästhesie aufgenommen wird !!!

Mit freundlichen Grüßen

Heike Knab
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