Pulmonale Hypertonie mit komplexen VES

[ABöttjer]

Sehr geehrte Damen und Herren,

es geht um einen 11jährigen Terrier-Mischling mit mgr Pulmonaler Hypertonie (röntgenologischer V. a. Lungenfibrose).

Gleichzeitig zeigt der Hund im EKG komplexe Ventrikuläre Extrasystolen mit Frequenzen von über 200/Min, die über einen längeren Zeitraum als Couplets und in Salven auftreten.

Die Besitzer wünschen keine stationäre Therapie.

Kann hier eine Therapie mit Sildenafil und Sotalol versucht werden?

Vielen Dank für Ihre Einschätzung.
A. Böttjer

[ABöttjer]

Sehr geehrte Damen und Herren,

der hier vorgestellte Hund wurde in der Zwischenzeit euthanasiert.

Für zukünftige Patienten wäre ich Ihnen aber trotzdem dankbar für eine Einschätzung der Therapiekombination von Sildenafil und Sotalol bei Patienten mit Lungenfibrose und Komplexen Arrhythmien.

Ich bedanke mich im Voraus,
mit freundlichen Grüßen
A. Böttjer

[j.schöbel]

Guten Tag,

es tut uns sehr leid zu hören, dass der Hund euthanasiert werden musste! Zudem entschuldigen wir uns für die späte Rückmeldung.

Sotalol als Betablocker sowie Kaliumkanal-Blocker wird häufig bei ventrikulären Arrhythmien mit vorliegenden Malignitätskriterien eingsetzt. Malignitätskriterien stellen insbesondere die Folgenden dar:
- Mehrere aufeinanderfolgende ventrikuläre Extrasystolen wie Couplets, Triplets sowie ventrikuläre Tachykardien
- Multiple Ventrikuläre Extrasystolen innerhalb kurzer Zeit
- Schnelle Schlag-zu-Schlag-Frequenzen (insbes. > 260/min) oder gar R-auf-T-Phänomene
- Polymorphe ventriuläre Extrasystolen

Sind einige dieser Kriterien erfüllt, sollte eine Therapie erwägt werden. Zudem wird empfohlen, eine etwaige zugrundeliegende strukturelle Herzerkrankung mittels Echokardiographie weiter abzuklären. Neben klassischen Kardiomyopathien können auch Myokarditiden oder myokardiale Ischämien Arrhythmien hervorrufen.
Langsame ventrikuläre Extrasystolen bzw. beschleunigt Idioventrikuläre Schläge oder Rhythmen können jedoch ebenso durch extrakardiale Erkrankungen verursacht werden und bedürfen häufig lediglich einer Therapie der Grundursache.

Sildenafil als Phosphodiesterase-5-Hemmer kann durchaus bei hämodynamisch relevanter pulmonärer Hypertension eingesetzt werden. In hochgradigen Fällen kann gegebenen Falles Pimobendan als Phosphodiesterase-3-Hemmer ergänzt werden. Bei pulmonären Fibrosen kann der Effekt jedoch eingeschränkt sein, da es sich um eine primäre Parenchymerkrankung handelt.

Wir wünschen inzwischen alles Gute!

[ABöttjer]

Guten Morgen,

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
Eine Nachfrage hätte ich:

Sehen Sie in diesem oder ähnlichen Fällen Probleme bei der Anwendung von Sotalol als Antiarrhythmikum aufgrund der Beta-blockierenden Wirkung im Zusammenhang mit der Lungenfibrose? Z. B. Nebenwirkungen wie Bronchokonstriktion?

Sind Sotalol & Sildenafil problemlos zu kombinieren?

Viele Grüße
A. Böttjer

[j.schöbel]

Guten Abend,

generell besteht ein gewisses Risiko nicht-selektiver Betablocker bei respiratorischen Erkrankungen, welche mit einer Bronchokonstriktion einhergehen können. Die Kombiantion eines Betablockers sowie Kaliumkanalblockers, besteht jedoch lediglich bei Sotalol. Nicht-selektive Betablocker sind in der Regel ausschließlich als reine Betablocker erhältlich, welche einen geringeren antiarrhythmischen Effekt aufweisen.
Eine Abwägung der Risiken und der entsprechenden Therapieentscheidung sollte demnach Fall-basiert individuell erfolgen.

Eine Kombination mit Sildenafil ist möglich.

Herzliche Grüße