Yorkshire-Papillon mit Mitralklappenendokardiose, Husten, verschlechterten Nierenwerten

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Moderator: j.schöbel

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Monique_Re
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Registriert: Mi Aug 23, 2023 10:18 am

Yorkshire-Papillon mit Mitralklappenendokardiose, Husten, verschlechterten Nierenwerten

Beitrag von Monique_Re »

Liebes Team der Tierkardiologie der LMU,

vielen Dank für das Angebot dieses Forums. Bei meiner kleinen zwölfjährigen Yorkshire-Papillon-Hündin wurde aufgrund eines Herzhustens Ende April dieses Jahres ein vergrößerter linker Vorhof sowie Knoten an der Aortenklappe festgestellt. Diagnose aber Mitralklappenendokardiose Stadium Chief B2.

Meiner Hündin wurden dann zuerst 2x täglich je 1/2 Tablette Cardisure verordnet.

Am 22.07. haben wir dann ein von Außen mit der Hand stark wahrnehmbares Herzgeräusch bzw. Vibrieren an ihrem Brustkorb verspürt. Zur Abklärung sind wir daraufhin zum Tierarzt. Bisher wurde jedoch weder Wasser in der Lunge noch im Bauchraum festgestellt. Hinzu zu Cardisure bekam sie nun zusätzlich 3x täglich 1 Tablette Furotab verordnet.

Am 11.08. waren wir zur Einholung einer zweiten Meinung bei einer Ultraschall- und Herzspezialistin, die oben genannte Diagnose gestellt hat. Die neue Medikation gestaltet sich nun folgendermaßen:

Cardalis 2,5 mg: 1/2 Tbl abends
Amodip 3/4 Tbl 2x täglich
Upcard 0,75 mg: 1,5 Tbl morgens
Cardisure wie gehabt 2 x täglich

Weiterhin wurde verordnet, ein Blutbild anfertigen zu lassen. Diese Ergebnisse kamen nun an. Der IDEXX SDMA Wert ist erhöht und liegt bei 17 (im vorhergehenden Blutbild vom 03.05.22 lag dieser Wert bei 12). Auch der Harnstoff (BUN) ist erhöht, bei 16,42. Können diese Veränderungen der Werte ausschließlich von den Entwässerungstabletten kommen? Unser Haustierarzt empfiehlt lediglich eine proteinarme Nierendiät, was bei Herzpatienten nun aber auch wieder kontraproduktiv ist. Auf die Antwort der Expertin warten wir noch.Unsere Hündin ist dem aktuellen Wetter entsprechend fit und fröhlich, sie hustet jedoch ab und zu, vor allem dann, wenn sie sich aufregt oder sehr freut (z. B. wenn Besuch kommt). Ich habe generell momentan die Angst ihr zu viele Medikamente zu geben, die die Lage evtl. eher verschlimmern als zu verbessern, gerade im Hinblick auf die Nieren. Für Ihre dritte professionelle Meinung und soweit mögliche Einschätzung unseres Falles wäre ich Ihnen unendlich dankbar.

Viele Grüße, Monique Reinbold
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Yorkshire-Papillon mit Mitralklappenendokardiose, Husten, verschlechterten Nierenwerten

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

es tut mir sehr leid, von der Erkrankung Ihrer Hündin zu hören. Da ich die Befunde nicht selbst erhoben habe, kann ich Ihnen leider auch keine genaue Aussage über die richtige Medikation geben.
Prinzipiell werden Entwässerungsmedikamente bei der Mitralklappenendokardiose erst dann eingesetzt, wenn ein gesichertes Lungenödem mit passenden Symptomen vorlag. Das heißt, Ihre Hündin hat eine konstant erhöhte Ruhe-Atemfrequenz gezeigt (über 30 Atemzüge pro Minute im Schlaf) oder vielleicht sogar Atemnot und es wurde ein Lungenödem röntgenologisch bestätigt. Werden Entwässerungsmedikamente zu früh gegeben, kann das zur Dehydratation führen. Ein Anstieg der Nierenwerte kann eine Folge der Diuretika sein, da dadurch die Nierendurchblutung reduziert wird. Ich rate Ihnen daher, eine Anpassung der Therapie mit der behandelnden Kardiologin zu besprechen.

Husten kann ein Zeichen für ein Lungenödem sein, kann aber auch durch eine Kompression der Bronchien durch ein vergrößertes Herz verursacht werden (Bronchialkollaps), wenn kein Lungenödem vorliegt. Um dies zu unterscheiden, sollte die Ruhe-Atemfrequenz im Schlaf gezählt werden. Im Falle eines Lungenödems wäre diese, wie oben beschrieben, erhöht.
Außerdem kann Husten bei kleinen Hunderassen häufig auch durch einen Trachealkollaps (Verengung der Luftröhre) verursacht werden. Dieser tritt vor allem bei Aufregung/Freude oder bei Zug an der Leine auf und ist unabhängig von der Herzerkrankung. Außerdem kann der Husten in diesem Fall durch Druck auf die Luftröhre ausgelöst werden.
In beiden Fällen (Tracheal- und Bronchialkollaps) zeigt eine Therapie mit Theophyllin meist gute Erfolge.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Hündin weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Monique_Re
Beiträge: 2
Registriert: Mi Aug 23, 2023 10:18 am

Re: Yorkshire-Papillon mit Mitralklappenendokardiose, Husten, verschlechterten Nierenwerten

Beitrag von Monique_Re »

Liebe Frau Dr. Friederich,

vielen Dank für ihre schnelle Antwort und Ihre Einschätzung. Ich verstehe natürlich, dass Sie nur eine generelle und keine individuelle Beurteilung geben können. Tatsächlich ist es so, dass ich schon seit April (als der erste Befund festgestellt wurde) die Atemfrequenz zähle. Ich habe selbst viel im Internet recherchiert und daher gleich zur persönlichen Überwachung ihres Zustandes mit der täglichen Zählung begonnen. Ihre Atemfrequenz lag bisher immer im Bereich von 14 bis 17 Atemzügen pro Minute im Ruhezustand.

Auch den Trachealkollaps wollte ich bei unserem Haustierarzt abklären lassen. Aufgrund des vergrößerten Herzen vermutete er dann eben den Bronchialkollaps.

Von beiden Ärzten wurde aber nie eine Behandlung Theophyllin vorgeschlagen. Ich wundere mich sowieso sehr über die sehr hohe Entwässerungsmedikation. Auch unser Haustierarzt meinte, dass mehr wohl gar nicht möglich wäre - und das, obwohl die Kleine noch kein Ödem hatte. Nun frage ich mich wirklich, warum die Kardiologin so entschieden hat und ob der Besuch in dieser Klinik wirklich zum Wohl unserer Hündin war. Kann es ohne Ödem eine plausible Erklärung für diese hohe Medikation an Entwässerung geben? Ich versuche schon die letzten vier Tage die Kardiologin ans Telefon zu bekommen... leider hat sie nie Zeit. Ich bin daher am Überlegen, ob ich noch eine weitere Meinung einholen soll. Will aber natürlich auch nicht ohne ärztlichen Rat mit der Medikation rumexperimentieren.

Ich verstehe natürlich, dass Sie hier keine persönliche Einschätzung geben könnten, bin aber auch etwas ratlos.

Trotzdem vielen Dank für Ihre Hilfe!
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Yorkshire-Papillon mit Mitralklappenendokardiose, Husten, verschlechterten Nierenwerten

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

der Hauptgrund für eine Entwässerungstherapie bei Herzerkrankungen ist eine Dekompensation, das heißt, die Tiere haben ein Lungenödem oder Körperhöhlenergüsse (Thoraxerguss, Aszites) entwickelt. Dann sollten die Tiere initial eine höhere Dosis der Diuretika erhalten, die dann im weiteren Verlauf abhängig von der Ruhe-Atemfrequenz weiter reduziert wird. In manchen Fällen kann man, wenn man im Ultraschall feststellt, dass eine Dekompensation vermutlich bald bevorsteht, schon eine Entwässerungstherapie starten, auch wenn noch kein offensichtliches Lungenödem da war, um dieses abzufangen. In diesem Fall wird aber eher eine niedrige Dosis verwendet.
Ich hoffe, Sie hatten mittlerweile die Gelegenheit, dies mit Ihrer behandelnden Kardiologin zu besprechen und wünsche Ihnen und Ihrer Hündin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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