DCM beim Königspudel

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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C. Schmidt
Beiträge: 1
Registriert: Mi Jul 12, 2023 10:23 am

DCM beim Königspudel

Beitrag von C. Schmidt »

Guten Tag,
mein Königspudel, jetzt 6 Jahre alt, kastriert ist heute mit DCM diagnostiziert worden.
Normalerweise ein absolutes Powerpaket.
Gestern bei 22/23 Grad ca 2,7 km spazieren gegangen (zusätzlich war Wind, also noch recht angenehme Temperaturen). Danach draußen im Schatten und bei Wind gelegen, sehr schwer am hecheln (gefühltes Hyperventilieren.) Knapp 1 Stunde, bis die Atmung wieder auf normal war.
Zusätzlich ist er Epileptiker, hatte 2 Anfälle, seit dem er Phenotab bekommt, keine Anfälle mehr (morgens und abends 75 mg).
Wir warten jetzt noch auf das Blutergebnis, ob er zusätzlich noch Morbus Addison hat. (Meine anderen beiden Pudel hatten es.)
Dann bekomme ich morgen Tabletten für DCM mit genauer Dosierungsangabe und ebenso Taurin mit Angabe, wieviel er wovon bekommen soll.
Er hat einen "klinischen Status".
Jetzt habe ich gelesen, dass DCM nicht heilbar ist und es sein kann, dass ein Hund tot umfällt, wenn er vorher nicht Wasser in Lunge und Bauch und Ohnmachtsanfälle bekommt.
Meine Fragen an Sie:
Taurin und das Herzmittel sind lediglich unterstützende Maßnahmen? Welchen gesundheitlichen Status kann ich damit erreichen? Kann ich den derzeitigen Status verbessern oder nur halten?
Darf ein Hund Stress haben mit dieser Krankheit? Er ist leinen-agressiv (wir sind in der Hundeschule...) Bei Hundebegegnungen hat er Stress. Soll ich künftig lieber anderen aus dem Weg gehen, damit er weniger Streß hat?
Macht es wirklich Sinn, diese Krankheit (zusätzlich zur Epilepsie) zu behandeln, obwohl mein Hund dann nicht mehr richtig aktiv sein kann und darf, damit er nicht einen plötzlichen Herztod erleidet?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Carla Schmidt
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: DCM beim Königspudel

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag Frau Schmidt,

es tut mir sehr leid, von der Erkrankung Ihres Hundes zu hören.
Bei der Dilatativen Kardiomyopathie (DCM) des Hundes handelt es sich um eine genetische Herzmuskelschwäche, die zu einer reduzierten Pumpleistung und sekundär einer Vergrößerung des linken Herzens mit Ausbildung eines Lungenödems führt. Hiervon sind vor allem große Hunderassen, wie beispielsweise der Dobermann oder Doggen betroffen. Die DCM ist eine chronisch-progressive Erkrankung, die nicht geheilt werden kann, das Voranschreiten kann aber medikamentell verlangsamt werden. Die betroffenen Hunde entwickeln auch häufig Rhythmusstörungen, die im schlimmsten Fall zum plötzlichen Sekundentod führen können.

Des Weiteren gibt es auch sekundäre Ursachen, die eine reduzierte Pumpleistung mit DCM-Phänotyp verursachen können. Dies kann zum Beispiel Fütterungs-bedingt durch einen Taurin oder Carnitin Mangel verursacht werden. Aktuell wird auch eine getreidefreie Ernährung oder ein hoher Anteil an Hülsenfrüchten im Futter diskutiert. Eine weitere mögliche Ursache stellt eine Myokarditis infolge einer möglichen Infektion dar.
In beiden Fällen spricht man nicht von einer DCM, da keine genetische Grundlage gegeben ist und sich der Zustand nach Behandlung der Grundursache auch wieder verbessern kann.

Welchen Effekt die verordnete Therapie bei Ihrem Hund haben wird, kann ich leider nicht beurteilen, da ich den Hund nicht selbst untersucht habe.
Generell gilt es aber, Stress bei Herzpatienten zu vermeiden. Da Stress sehr individuell ist, muss das in einzelnen Situationen speziell abgeschätzt werden. Wichtig ist dabei aber, dass die Tiere noch am Leben teilnehmen und Spaß haben können. Da sie selbst nicht von der Herzerkrankung wissen und das Verhalten nicht verstehen, können aus einer Isolation auch Verhaltenauffälligkeit entstehen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiter helfen und wünsche Ihnen und Ihrem Hund alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
C. Schmidt
Beiträge: 1
Registriert: Mi Jul 12, 2023 10:23 am

Re: DCM beim Königspudel

Beitrag von C. Schmidt »

Sehr geehrte Frau Schobel, ich habe keine illegales Software auf meinem Rechner und auch keine Links. Daher möchte ich Sie herzlich bitten, diesen Beitrag freizugeben. Vielen Dank, Carla Schmidt


Sehr geehrte Frau Dr. Friedrich,
ich danke Ihnen herzlich für Ihre Antwort.
Mein Königspudel bekommt jetzt seit gestern, 13.7. jeweils morgens und abends 2 Vetmedin, 10 mg. Er hat ein Körpergewicht von 33,5 kg.
Taurin und L-Carnitin seit heute, 17.7.

Wenn ich den cTNI-Marker bestimmen lasse, wie genau ist die Aussage über das Risiko eines plötzlichen Herztodes? (Da ich gelesen habe, dass dieser "Sekundentod" nicht unbedingt in einer Sekunde passiert sondern länger dauern kann, ist das für mich eine absolute Horrorvorstellung.)
Wann lohnt sich ein neuer Ultraschall vom Herz, um eine Veränderung zum aktuellen Stand festzustellen? Nach 1 oder 2 Monaten oder länger ab Vetmedin-Einnahme?
Gibt es Ihrer Erfahrung nach überhaupt eine Verbesserung des Herzens durch die Gabe von VETMEDIN oder kommt die Krankheit "nur" zum Stillstand oder schreitet daraufhin nur langsamer voran?
Oder dient VETMEDIN letztlich nur dazu, dass ein Hund wieder mehr Aktivität zeigt und mehr Kondition aufbauen kann, weil das Herz besser pumpen kann?


Mit freundlichen Grüßen,
Carla Schmidt
Zuletzt geändert von C. Schmidt am Mo Jul 17, 2023 3:06 pm, insgesamt 1-mal geändert.
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: DCM beim Königspudel

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag Frau Schmidt,

Das kardiale Troponin I (cTNI) ist ein Biomarker, der im Blut stark erhöht ist, wenn ein akuter Herzmuskelschaden vorliegt. Dies ist vor allem bei einer akuten Myokarditis der Fall. Bei allen anderen Herzerkrankungen kann der Wert trotzdem immer leicht erhöht sein.
Das höchste Risiko für den Sekundentod besteht, wenn die Tiere ein vergrößertes Herz haben und gleichzeitig auch maligne Arrhythmien (vor allem ventrikuläre Tachykardien). Wenn bei Ihrem Hund keine Arrhythmien vorliegen, ist das Risiko nicht als sehr stark erhöht anzusehen.
Der Sekundentod tritt vor allem dann ein, wenn über mindestens 6 Sekunden kein Herzauswurf besteht (in der Regel aufgrund von malignen Tachyarrhythmien). Dann werden die Tiere bewusstlos und bekommen von der Situation nichts mehr mit. Wenn in dieser Zeit kein adäquater Herzauswurf mehr hergestellt wird, folgt anschließend der Tod. Das heißt, der Sekundentod ist in der Regel nicht mit einem erhöhten Leid für das Tier verbunden.

Da Vetmedin die Pumpkraft des Herzens steigert, kann dadurch auch eine Besserung der Herzdimensionen im Ultraschall festgestellt werden. Außerdem verlangsamt Vetmedin dadurch auch das Voranschreiten der Erkrankung. Und natürlich ist das Ziel der Therapie, das Allgemeinbefinden und die Leistungsfähigkeit des Hundes wieder zu verbessern.
Wir empfehlen eine Ultraschall-Kontrolle 3 Monate nach Start der Therapie.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Hund alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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