Eplerenon und Lorsatan

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

Antworten
nadine23
Beiträge: 1
Registriert: Di Mär 21, 2023 4:16 pm

Eplerenon und Lorsatan

Beitrag von nadine23 »

Sehr geehrte Damen und Herren,

letzte Woche wurde bei unserem 4 jährigen Kater (BLH) eine HCM diagnostiziert.
NT-proBNP liegt bei 535, alle weiteren Werte wie SD, Niere und Leber sind im Normalbereich.
Unserem Kater geht es vom Erscheinungsbild her sehr gut, er frisst, hat keine Atemnot, kein Husten etc.
Das Röntgenbild war o.B. im US deutliche Verdickung des Herzmuskels.

Nun geht es um die Medikamentengabe. Uns wurde gesagt das wir die Medikamentengabe mit unserer Haustierärztin
besprechen sollen. Dummerweise ist diese im Urlaub. Da mein Mann in der Kardiologie arbeitet und seine
Chefin große Katzenliebhaberin ist, hat sie dies mitbekommen und uns empfohlen Eplerenon oder Lorsatan zu geben.
Da es einmal gegen den zu hohen Blutdruck hilft aber auch "gegen" die Fibrose des Herzmuskels.

Nun meine Frage, haben Sie Erfahrung mit diesen Medikamenten bei Katzen gemacht?
Könnten Sie mir evtl. eine Dosierung nennen?

Vielen Dank im Voraus für Ihre Hilfe!!!

Mit freundlichen Grüße,
Nadine
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Eplerenon und Lorsatan

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die HCM bei der Katze hat tatsächlich viele Paralleln zu der Erkrankung beim Menschen. Dennoch sind Katzen keine haarigen kleinen Menschen. Das bedeutet, dass sie sich bei vielen Fragestellungen dennoch unterscheiden und man auch nicht eine Therapie einfach speziesübergreifend anwenden kann, ohne diese vorher in der Zieltierart zu testen. In der Vergangenheit wurden zahlreiche Medikament, die in der Humanmedizin wirksam sind, bei Tieren mit ähnlichen Erkrankungen getestet und nicht immer wird wie erhofft der selbe Effekt erreicht.
Ähnlich verhält es sich mit den von Ihnen genannten Medikamenten: beide wurden nicht bei Katzen mit Herzerkrankungen getestet, somit weiß man nicht, welche Nebenwirkungen auftreten, wie häufig diese sind, wie das Medikament optimalerweise dosiert wird und ob es letztendlich auch die erhoffte Wirkung erzielt. Beide Medikamente zielen auf eine Blockade des RAAS (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System) ab und sind derzeit nicht für Katzen zugelassen.

Es ist jedoch möglich auf verwandte Wirkstoffe zurückzugreifen:

Bei Eplerenon handelt es sich um einen Aldosteronrezeptorantagonisten. Spironolacton ist aus der selben Wirkstoffklasse, ist für Tiere zugelassen und es existieren ausreichend viele Daten über die Sicherheit. Leider gibt es keine aussagekräftigen Studien, ob es bei Katzen mit okkulter (also symptomloser) HCM einen signifikanten Effekt hat. In der SEISICAT Studie zeigte es bei Katzen mit Herzversagen aufgrund einer Kardiomyopathie vielversprechende Effekte und wenig Nebenwirkungen. Eine andere Studie bei Maine Coon Katzen mit HCM zeigte keine Verbesserungen der diastolischen Funktion oder der Herzmasse durch die Gabe von Spironolacton und manche Katzen entwickelten Hautveränderungen im Gesicht.

Lorsatan ist ein Medikament aus der Gruppe der Sartane und wird generell zur Blutdrucksenkung und Therapie von Nierenerkrankungen eingesetzt.
Es ist ebenfalls nicht für Katzen zugelassen und bisher wenig bei Katzen erforscht. Der verwandte Wirkstoff Telmisartan ist hingegen für Katzen mit Nierenerkankung zugelassen und wird auch zur Blutdrucksenkung eingesetzt. Ob es einen positiven Effekt bei Katzen mit okkulter HCM hat, ist derzeit nicht erforscht.
Beim Menschen ist hinreichend bekannt, dass ein großer Anteil der positiven Wirkungen der RAAS-Blockade auch auf die blutdrucksenkende Wirkung zurückzuführen ist. Bei Hunden und Katzen fallen diese Folgen einer Hypertension weniger ins Gewicht, zudem ist eine primäre HCM der Katze nicht durch eine Hypertension verursacht. Entsprechend sollte vor einer antihypertensiven Therapie überhaupt erst einmal bestimmt werden, ob ein Bluthochdruck vorliegt. Sollte dies nicht der Fall sein, könnten Medikamente mit blutdrucksenkender Wirkung unter Umständen auch zu hypotensiven Situationen führen (zu niedriger Blutdruck) und man riskiert dadurch z.B. eine Schädigung der Nieren. Entsprechend sollte man den Blutdruck regelmäßig kontrollieren, wenn man Medikamente einsetzt, die eine blutdrucksenkende Wirkung haben, auch wenn sie aufgrund einer anderen Indikation eingesetzt werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Blockade des RAAS prinzipiell und in der Theorie Sinn macht, jedoch die derzeitige Studienlage bei keinem Medikament bisher wirklich deutlich positive Effekte bei Katzen gezeigt hat. Wirklich vielversprechende Therapien für eine okkulte HCM bei der Katze existieren derzeit nicht, weshalb auch die aktuellen Guidelines lediglich die Gabe von Clopidogrel bei Katzen mit vergößertem Vorhof empfehlen.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze alles Gute!
Antworten