Kater 2,5 Jahre fortgeschrittene hcm/rcm

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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Jalue
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Kater 2,5 Jahre fortgeschrittene hcm/rcm

Beitrag von Jalue »

Im November sind wir mit unserem Kater (4,9 kg) aufgrund dauerhaft beschleunigter und angestrengter Atmung zum Tierarzt gefahren. Dort wurde vorerst mit Verdacht auf Lungenentzündung behandelt. Beim Herzultraschall Termin stellte sich dann allerdings eine weit fortgeschrittenen hcm heraus. Auf dem Röntgenbild war Flüssigkeit in der Lunge zu sehen.
Die Medikamente wurden in der Zwischenzeit mehrmals angepasst. Dimazon reichte in Maximaldosis (3x tgl. 15mg) nicht mehr aus (konstant Atemfrequenz bei 40-50 und erneutes Röntgenbild am 06.01.ohne Besserung ) weshalb nun auf UpCard umgestellt wurde.
Empfohlene Dosis vom Haustierarzt: 1x tgl. 0,75mg.
Bereits am nächsten Tag ging es dem Kater schlechter und ich habe telefonisch Rücksprache mit der externen Kardiologin gehalten, welche mir sagte, dass die Dosis viel zu niedrig sei.
Nun bekommt er 2x tgl. je 1,5mg torasemid und er ist wie ausgewechselt. Spielt wieder, ist neugierig, schläft weniger.
Seine Atmung war in all der Zeit nie konstant unter 30. Außer selten in der Nacht mal bei 28.
Aktuell liegt sie in Ruhe bei ca. 35-38 und im Schlaf bei ca. 32-35.

Nun ist es ja so, dass unter Medikamentengabe die Atmung konstant unter 30 sein sollte, wir ja nun aber bereits bei der Maximaldosis Entwässerung angekommen sind.
Was können wir da nun noch tun?
Ist dieser Wert tatsächlich so ausschlaggebend, auch wenn es der Katze unter höheren Werten gut geht?

Upcard bekommt er erst seit Samstag 21.01.
Den Samstag und Sonntag nur die vom Hausarzt empfohlenen 0,75mg tgl.
Ab Montag 23.01. dann die neue Dosierung von 3mg tgl.
Kann eine Besserung der Atemfrequenz noch in den nächsten Tagen eintreten?

Am 15.02. haben wir einen erneuten Termin zu. Herzultraschall.
Bisher wurde kein Clopidogrel verordnet. Sollte ich die Kardiologin darauf ansprechen?
Ebenfalls sind noch keine Blutwerte kontrolliert worden, was ich bei der hohen Entwässerung jedoch spätestens beim Termin am 15.02. für notwendig halte, oder?


Aktuelle Medikation:

Morgens:
1 Vetmedin
1,5mg torasemid (upcard)
1/4 Atenolol

Abends:
1 Vetmedin
1,5mg torasemid
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Kater 2,5 Jahre fortgeschrittene hcm/rcm

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

es tut mir sehr leid, von der Erkrankung Ihrem Kater zu erfahren!
Furosemid und Torasemid sind beides Schleifendiuretika, das heißt, beide Medikamente blockieren die gleichen Rezeptoren in der Niere, aber Torasemid wirkt 10-20 fach potenter als Furosemid. Daher ist der Umrechnungsfaktor für Torasemid 1/10 bis 1/20 der Furosemid Dosierung.
Da bei Ihrem Kater die Torasemid Dosis mittlerweile sehr hoch gewählt ist, kann im nächsten Schritt eine sogenannte sequentielle Nephronblockade durchgeführt werden, das heißt, dass man die Rezeptoren der Niere an einer anderen Stelle als Torasemid blockiert und so die Wasserausscheidung weiter fördert. Hierfür kann entweder Hydrochlorothiazid (Thiaziddiuretikum) oder Spironolakton (Aldosteron-Rezeptorblocker) eingesetzt werden.

Dass es Ihrem Kater mit der höheren Entwässerungsdosis klinisch deutlich besser geht, ist ein Zeichen, dass diese hohe Dosis auch nötig ist, um eine Kongestion zu verhindern. Allerdings sollte die Atemfrequenz unter der Therapie auch unter 30/min im Schlaf sinken. Man muss jedoch auch andere Ursachen für eine hohe Atemfrequenz im Schlaf berücksichtigen (wie zb. Traum, Schmerzen), weshalb die Atemfrequenz auch bei adäquater Therapie höher sein kann.

Clopidogrel sollte bei einer Vorhofvergrößerung zur Thromboseprophylaxe auf jeden Fall eingesetzt werden. Da sich Ihr Kater offensichtlich im Herzversagen befand, wird der Vorhof auch vergrößert sein. Deshalb können Sie gerne den Einsatz von Clopidogrel mit dem behandelnden Tierarzt*in besprechen.

Eine Blutkontrolle der Nierenwerte und Elektrolyte sollte unter Entwässerungstherapie in regelmäßigen Abständen stattfinden (alle 4-6 Wochen), um vor allem einen Verlust von Kalium durch die Diurese frühzeitig zu erkennen und ggf. zur Therapie zu substituieren, um entsprechende Symptome wie Apathie und reduzierte Futteraufnahme zu vermeiden.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kater weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Jalue
Beiträge: 4
Registriert: Mo Jan 23, 2023 4:30 pm

Re: Kater 2,5 Jahre fortgeschrittene hcm/rcm

Beitrag von Jalue »

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Nun ist es mittlerweile tatsächlich so, dass wir zum Abend hin häufig bemerken, dass es unserem Kater doch wieder etwas schlechter geht. Er atmet dann sehr schwer, kurzzeitig auch Mal pumpend.
Am nächsten morgen wirkt er dann seltsamerweise wieder deutlich fitter. Über den Tag hin, nimmt das dann leider ab...
Ich habe nun kurzfristig da Wochenende war aus der Notsituation heraus torasemid erhöht und gebe nun Morgens 1,875mg und abends 1,5mg.
Allerdings ist es hier ja auch vermutlich nur wieder eine Frage der Zeit, bis das nicht mehr ausreicht.

Nächste Woche Mittwoch haben wir den Kontrolltermin bei der Kardiologin.
Die von Ihnen erwähnte sequentielle nephronblockade werde ich ansprechen.

Zudem habe ich anderweitig im Internet gelesen, dass teilweise gute Erfahrungen gemacht wurden, ein Diuretika täglich zu Haus zu spritzen.
Auf einer Humanmedizin Seite las ich jedoch die Info, dass das im Akutfall wie bspw bei Lungenödem, nicht empfohlen wird.

Können Sie mir dazu etwas sagen?

Der Kater hat noch Lebensfreude, frisst tagsüber mit Appetit und so mag ich an ein einschläfern aktuell noch nicht denken und möchte gern zumindest alles mögliche versucht haben, bevor ich diesen Schritt gehe.
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Kater 2,5 Jahre fortgeschrittene hcm/rcm

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo!

In welchen Dosierungsintervallen geben Sie die Entwässerung denn? Etwa alle 12 Stunden oder ist das eine Intervall länger als das andere? (also zB 8h und 16 h?). Dann könnte es gegen Ende des langen Intervalls zu einem Absinken des Wirkspiegels kommen.

Eine Injektion ist aus verschiedenen Gründen problematisch: zum Einen müssten Sie mindestens 2x täglich spritzen, da sonst kein ausreichender Wirkspiegel gehalten werden kann. Ob Ihre Katze das mitmacht und ob Sie dadruch ihre Lebensqualität evtl. mindern, sollten Sie vorher gut überdenken: es wäre traurig, wenn Ihre Katze am Lebensabend das Vertrauen zu Ihnen verliert und Angst entwickelt, weil das Spritzen zu schmerzhaft ist. Manche Katzen sind da auch hart im Nehmen und können gut gespritzt werden (evtl dann die dünnen Insulin-Spritzen verwenden).

Ich denke, dass in der Humanmedizin von einer Injektion zu Hause abgeraten wird, weil man in akuten Notfällen eine wesentlich intensivere Therapie im Krankenhaus benötigt: möglicherweise könnte bei einer Injektion zu Hause eine intensive Therapie im Krankenhaus zu lange hinausgezögert werden (weil man einfach den Ernst der Lage verkennt und hofft, dass es bald besser wird) und dadruch fatale Situationen entstehen können. Außerdem ist im Notfall eine intravenöse Gabe nötig, die schneller wirkt als eine subcutane Injektion.

Alles Gute!
Jalue
Beiträge: 4
Registriert: Mo Jan 23, 2023 4:30 pm

Re: Kater 2,5 Jahre fortgeschrittene hcm/rcm

Beitrag von Jalue »

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Unser Kater bekommt die Tabletten morgens und abends zwischen halb 8 und 8. Also bis auf eine halbe Stunde genau 12 Stunden Abstand.

Gestern Morgen war es leider so, dass wir ein leichtes zittern seiner Beine festgestellt haben, als er lag.
Wir haben direkt telefonisch Rücksprache mit der Kardiologin gehalten, und geben nun zusätzlich noch Clopidogrel und cardalis.
Durch das Spironolacton im cardalis erhoffen wir uns nun noch eine bessere Entwässerung.

Sollte das weiterhin nicht ausreichen, habe ich vorerst für den Akutfall 3 Dimazon spritzen mit nach Haus bekommen.

Tatsächlich ist es so, dass auch die Kardiologin etwas ratlos ist, warum die ganze Entwässerung nicht anschlägt und wir in der kurzen Zeit seit November bereits so stark die Dosis erhöhen mussten und es immer nach kurzer Besserung wieder schlechter wird.
Wir hoffen dass der nächste Herzultraschall am nächsten Mittwoch ggf. Mehr Informationen bringt.

Haben Sie vielleicht eine Idee oder Erfahrungswerte, womit es zusammenhängen könnte, dass eine Katze auf die Entwässerung so schlecht anspricht?

Ich habe die Schilddrüse bereits angesprochen, jedoch sagte man mir da, dass das bei einem so jungen Tier kein Thema ist.

Zudem habe ich bei dem Beinzittern gestern an einem kaliummangel gedacht, aufgrund der starken Entwässerung.
Da sagte die Kardiologin jedoch dass torasemid den Kaliumhaushalt nicht entsprechend stark beeinflusst, dass solche Symptome auftreten können dadurch.
Wir supplementieren auch daher bisher kein Kalium zu.
Sollte ich das vielleicht dennoch tun?

Zusätzlich überlege ich, die Entwässerungstherapie pflanzlich mit Brennnesselpulver zu unterstützen.
Gibt es dazu schulmedizinische Erfahrungswerte?
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Kater 2,5 Jahre fortgeschrittene hcm/rcm

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

wir empfehlen immer, das Kalium und die Nierenwerte unter Therapie mit entwässernden Medikamenten zu überwachen: auch Torasemid kann zu einem Kaliummangel führen, sodass es zusätzlich supplementiert werden muss. Allerdings kann man auch durch die Gabe von Spironolacton (im Cardalis entahlten), den Kaliumhaushalt positiv beeinflussen. In jedem Fall sollte das Kalium übberprüft werden.

Leider sprechen manche Tiere weniger gut auf Entwässerung an. Das kann zum einen an einer schnell fortschreitenden Erkrankung liegen. Andererseits wird das RAAS (Renin-Angio-Tensin-Aldosteron-System) durch die Herzerkrankung und die Entwässerung angestoßen. Durch eine Aktivierung des RAAS hält der Körper Wasser und Salze zurück. Durch die Gabe von Cardalis (ACE-Hemmer und Spironolacton) versucht man das RAAS zu blocken. Leider sind die Ergebnisse bei Studien bei Hunden dazu nicht so gut, wie man sich das aus der Theorie erhofft. Bei Katzen gibt es zu wenig Daten, wie gut Cardalis explizit in solchen Fällen wirkt: es ist auf jeden Fall einen Versuch wert.
Bei Menschen und Hunden wird neurdings über Entresto viel positives berichtet. Allerdings ist die Studienlage bei Hundne extrem dünn und bei Katzen existieren weder Fallberichte noch weiß man etwas über eine mögliche Dosierung. Man muss also die Forschung der nächsten Jahre abwarten.
Neuere Ergebnisse von amerikanischen Forschungsgruppen rücken außerdem das Chlorid in den Vordergrund: ein sehr niedirger Chlorid-Wert ist vemehrt bei den schlecht zu stabilisierenden Patienten zu finden. Hier gibt es evtl auch die Möglichkeit, therapeutisch anzusetzen.
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