Herzbasistumor mit schweren Rhythmusstörungen

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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SimitzelP
Beiträge: 2
Registriert: Do Feb 10, 2022 9:15 am

Herzbasistumor mit schweren Rhythmusstörungen

Beitrag von SimitzelP »

Hallo,
wir haben gerade anhand eines Herzultraschalls die Diagnose Herzbasistumor (ca. 2,9x4,5 cm) im Bereich des linken Atrium/Herzbasis erhalten.
Es handelt sich um einen Continental Bulldog, Rüde, nicht kastriert, Alter ca. 6 Jahre und 8 Monate.
Bekannt war bis dato eine mittelgradige Pulmonalstenose 3,9m/s, Befund seit 2016 stabil.
Im Januar wurden Herzrhythmusstörungen beim Haustierarzt festgestellt, zudem Schwäche/Umfallen jedoch bei Bewusstsein nach Erbrechen. Das Erbrechen trag immer in Zusammenhang mit Aufregung/Stress auf. Seit August 21 insgesamt 6x.
Während dem Herzultraschall Frequenz von 140 Schlägen pro Minute, vermehrt supraventrikuläre Extrasystolen, phasenweise supraventrikuläre Tachykardie mit Frequenz von 240 Schlägen pro Minute. Aufgrund der Rasse Verdacht auf Chemodektom.

Bisher hat er 2x täglich 1/4 Tablette Propranolol 10 mg wegen der Pulmonalstenose bekommen.
Es soll jetzt auf einen Calciumkanalblocker (Diltiazem) gewechselt werden. Anfangsdosis 1,5-2 mg/kg 3x täglich mit evtl. Steigerung auf bis 3 mg/kg 3x täglich.


Leider ist nicht bekannt wie lange der Tumor bereits da ist.

Auffälligkeiten wie stellenweise Leistungseinschränkung, erschwerte Atmung bestehen seit ca. 6 Monaten, wurden anfangs jedoch mit Allergien und dadurch geschwollenen Nasenschleimhäuten in Verbindung gebracht.

Aus diesem Grund erhält er aktuell auch 5 mg Prednisolon am Tag, wodurch er viel aktiver und lebensfroher ist.

Wie schätzen Sie die Prognose ein, mit welchen Problemen/Symptomen müssen wir rechnen bzw. bei welcher Symptomatik sollte man wie reagieren.

Bis dato erlesen habe ich mir, dass man bei einem Perikarderguss zum Einschläfern rät.

Keinesfalls wollen wir das er leidet bzw. in eine Atemnot kommt.

Vielen Dank SimitzelP
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Herzbasistumor mit schweren Rhythmusstörungen

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

es tut mir sehr leid von der Diagnose Ihres Hundes zu hören.
Herzbasistumoren sind in der Regel langsam wachsend und selten metastasierend. Der genaue Verlauf hängt jedoch von der definitiven Diagnose der Tumorart ab, welche nur durch eine Biopsie festgestellt werden kann. Ein Herzbasistumor kann je nach Lokalisation den Ausflusstrakt des Herzens verengen und dadurch zu einem verminderten Herzauswurf führen. Der verminderte Herzauswurf kann durch das Auftreten von tachykarden Rhythmusstörungen (wie bei Ihrem Hund bereits beschrieben) noch verschlechtert werden. Eine weitere mögliche Komplikation ist ein Perikarderguss (Flüssigkeit im Herzbeutel), welche durch den Tumor gebildet wird. Ein Perikarderguss verursacht in der Regel einen akuten Kreislaufkollaps und sollte als ein akuter Notfall angesehen werden. In diesem Falle kann man eine Perikardiozentese (Abziehen der Flüssigkeit) durchführen, um den Kreislauf wieder zu stabilisieren. Diese kann man jedoch nicht beliebig oft wiederholen, da sich dadurch die Gefahr einer konstriktiven Perikarditis erhöht (Verklebungen des Herzbeutels mit dem Herzen) und sich das Herz dadurch in der Diastole nicht mehr richtig ausdehnen kann.
Da wir die Befunde nicht selbts erhoben haben, kann keine genaue Aussage über die Prognose getroffen werden und diese sollte mit dem behandelnden Kardiologen*in besprochen werden. Generall sollten aber auf weitere Synkopen (Bewusstlosigkeit), Schwäche, Atemnot oder ein praller Bauch geachtet werden und gegebenenfalls notfallmedizinisch gehandelt werden.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
SimitzelP
Beiträge: 2
Registriert: Do Feb 10, 2022 9:15 am

Re: Herzbasistumor mit schweren Rhythmusstörungen

Beitrag von SimitzelP »

Hallo nochmals,

danke für die ausführliche Antwort.

Zwischenzeitlich hat sich die Belastbarkeit unseres Hundes leider verschlechtert und auch der Bauch wird dicker.
Macht es denn Sinn das Bauchwasser zu punktieren zu lassen, oder könnte man in seinem Fall auch etwas zur Entwässerung geben?
Nachts jammert er auch immer wieder und weiß nicht wie er liegen soll. Das liegt wohl am dicken Bauch.

Er wiegt ca. 25 kg.
Aktuell bekommt er täglich 10 mg Prednisolon und 3 x täglich 3/4 Tablette Diltiazem 60 mg.

Viele Grüße

SimitzelP
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