Diurese bei Kater mit HCM

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Mol
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Registriert: Mo Okt 25, 2021 12:47 pm

Diurese bei Kater mit HCM

Beitrag von Mol »

Hallo,

bei meinem 10 Jahre alten Kater wurde schon vor längerer Zeit HCM, SAM, linksventrikuläre Hyprtrophie, leichte Mitralklappeninsuffiziens und Dilatation festgestellt.

Seit ungefähr 1 Jahr wird zudem davon ausgegangen, dass er einen Herzbasistumor (Mastzelltumor) an/in der Aorta direkt nach der Aortaklappe hat.

Mein Kater wiegt ca. 5,9 kg (er ist wirklich groß, nicht dick.

Seine Medikation ist derzeit wie folgt:
  • 2x tägl. 1 Prednitab 5mg (wegen Mastzelltumor)
  • 2x tägl. ¼ Atenolol 25mg (Betablocker)
  • 1x tägl. ½ Enalatab 5mg (Wirkstoff Enalaprilmaleat Blutdrucksenkung)
  • 1x tägl. ¼ Clopidogrel 75mg (Gerinnungshemmung)
  • 3x tägl. Furotab 10mg, insg. 25-30mg (Wirkstoff Furosemid Entwässerung)
  • - morgens 1 Tablette = 10mg
  • - abends 1 Tablettte = 10mg
  • - nachts ½ - 1 Tablette = 5-10mg (je nach Atemfrequenz)
Außerdem bekommt er tägl. eine ½ Kapsel Kalinor, da die Kaliumwerte bei der letzten Untersuchung nicht ideal waren

Nun habe ich Fragen zur Furosemidgabe

1. Wovon soll ich abhängig machen, ob er nachts eine halbe, eine dreiviertel oder eine ganze Tablette (also 5mg, 7,5mg oder 10 mg bekommt).
- Ich gebe 7,5 mg wenn ich höre, dass er beim Einatmen pfeift und wenn seine Ruhatemfrequenz über 20/min ist (früher bzw. wenn er "gut entwässert" ist hat er eine Atemfrequenz von 16) und behalte das dann auch ein paar Tage bei.
- Bei größerer Verschlechterung gebe ich 10mg.
- Tendenziell bin ich nun sehr oft bei 7,5 mg

Ich bin mir nicht sicher, ob sich einfach so eine Gewöhnung einstellt oder ob ich durch "vorausschauende" Erhöhung bei einer Atemfrequenz auf/über 20 in der Ruhe eine solche Gewöhnung forciert und deshalb kontraproduktiv ist.

2. Handelt es sich hierbei, gemessen an seinem Gewicht (ca. 5,9kg) überhaupt noch noch um eine vertretbare Dosis an Furosemid?

3. Gibt es sinnvollere Alternativen, z.B. Torasemid?
Und wenn ja
- was wäre die Dosis?
- welche Nachteile hat es gegenüber Furosemid?
- mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?
- Ist die Umstellung riskant?


4. Haben Sie sonstige Anregungen zu Medikamentation etc?

Ich danke Ihnen im Voraus, mit freundlichen Grüßen
J.Eberhard
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Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Diurese bei Kater mit HCM

Beitrag von J.Eberhard »

Halllo,

es tut uns Leid, dass Ihre Katze gleich an mehreren Erkankungen leidet.
Bei Furosemid bewegt man sich in der Regel bei Dosierungen zwischen 1 bis 3 mg/kg (jeweils 2 bis 3x täglich). Das bedeutet, dass sich Ihre Katze noch in einem eher niedrigen Dosierungsbereich befindet und eine Erhöhung der Dosierung möglich wäre.

Generell sollte die Ruhe-Atemfrequenz unter Therapie bei unter 30 Atemzügen pro Minute liegen: wenn Sie eine erhöhte Ruhe-Atemfrequenz bemerken, sollte (ggf in Absprache mit dem Tierarzt) die Dosierung erhöht werden.
Eine Gwöhnung im eigentlichen Sinne findet nicht statt: dennoch muss meist nach und nach die Dosierung erhöht werden, da die Herzerrkankung progressiv ist und auch verschiedene Mechanismen des Körpers eine Wirkung aushebeln können.

Eine Umstellung auf Torasemid ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Wirkung von Furosemid nicht ausreichend ist oder wenn Tabletten nur einmal pro Tag gegeben werden können.
Dabei orientiert man sich an der Tagesgesamtdosis von Furosemid und gibt ungefähr ein 1/20 der Furosemiddosierung als Startdosis: diese Dosierung sollte allerdings ebenfalls entsprechend der Atmung individuell angepasst werden.
Da Torasemid sehr potent ist, muss die Dosierung so niedirg wie möglich gewählt werden, um die Nieren zu schonen. Außerdem kommt es schneller zu einem Verlust von Kalium, weshalb der Kaliumspiegel gut überwacht werden muss und ggf Kalium gegeben werden sollte (so wie Sie das bereits machen).

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze alles Gute!
Mol
Beiträge: 4
Registriert: Mo Okt 25, 2021 12:47 pm

Re: Diurese bei Kater mit HCM

Beitrag von Mol »

Hallo, ich danke Ihnen sehr für Ihre ausführliche Antwort.

Dass mein Kater mit der Furosemid-Dosierung noch in einem eher niedrigen Bereich liegt, überrascht mich. Ich denke, ich hatte bisher Einzel- und Tagesdosis verwechselt.

Zusammengenommen mit Ihren Angaben zur Ruheatemfrequenz (die bei meinem Kater "normalerweise" bei 16, selten über 20 liegt) wollte ich mich nun nochmals versichern, ob ich so weiterverfahren kann:

Ist es sinnvoll, bereits bei einer einmaligen, geringfügigen Erhöhung der Ruhe-Atemfrequenz mit einer geringfügigen Dosiserhöhung zu reagieren? D.h. die nächtliche Dosis dann von 5mg auf 7,5mg zu erhöhen (morgens und nachmittags bekommt er jeweils 10mg).

Viele Grüße!
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Diurese bei Kater mit HCM

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

wir empfehlen, wenn die Ruhe-Atemfrequenz einmalig erhöht ist, die Atemfrequenz noch einmal ca 15 bis 30 min später erneut zu zählen (um auszuschließen, dass man doch z.B. während eines Traums gezählt hat). Sollte die Atemfrequenz dann weiterhin erhöht sein, kann zusätzlich Furosemid gegeben werden: wir würden in diesem Fall empfehlen, solche Ereignisse mit dem behandelnden Tierarzt zu besprechen um ggf. die Dosierung anzupassen.

Mit besten Grüßen
Mol
Beiträge: 4
Registriert: Mo Okt 25, 2021 12:47 pm

Re: Diurese bei Kater mit HCM

Beitrag von Mol »

Hallo, ich hatte vor 1 1/2 Jahren bereits zu meinem Kater geschrieben, bei dem schon vor längerer Zeit HCM, SAM, linksventrikuläre Hyprtrophie, leichte Mitralklappeninsuffiziens und Dilatation festgestellt wurde.

Seit ungefähr 2 Jahren wird zudem davon ausgegangen, dass er einen Herzbasistumor (Mastzelltumor) an/in der Aorta direkt nach der Aortaklappe hat.

Mein Kater wiegt ca. 6 kg (er ist wirklich groß, nicht dick).

Seine Medikation ist derzeit wie folgt:
2x tägl. 1 Prednitab 5mg (wegen Mastzelltumor)
2x tägl. ¼ Atenolol 25mg (Betablocker)
1x tägl. ½ Enalatab 5mg (Wirkstoff Enalaprilmaleat Blutdrucksenkung)
1x tägl. ¼ Clopidogrel 75mg (Gerinnungshemmung)
3x tägl. Furotab 10mg, insg. 47,5 bis 50mg (Wirkstoff Furosemid Entwässerung)
- morgens 15 mg
- abends 17,5 mg
- nachts 17,5 mg (je nach Atemfrequenz)
Außerdem bekommt er tägl. eine 2/3 Kapsel Kalinor, da die Kaliumwerte bei der letzten Untersuchung nicht ideal waren

Nun habe ich Fragen zur Furosemidgabe

Nach allem, was ich gelesen habe und was Sie bzw. Ihre Kollegin/Ihr Kollege mit geschrieben hat, bin ich mit dem Furosemid mittlerweile im hohen bis maximalen Bereich, sofern ich von 1 bis 3 mg/kg (jeweils 2 bis 3x täglich) ausgehe.

Nieren- und Leberwerte werden ca. alle 4 Monate überprüft und sind soweit in Ordnung gewesen.

1. Kann ich die Dosis an Furosemid trotz der bald erreichten Obergrenze des "Bereichs" weiter steigern, wenn sich seine Ruhe-Atemfrequenz verschlechtern sollte? Diese liegt idealerweise bei 16-20 Atemzüge/Minute. Wenn sie über mehrere Tage höher ist, kommt es häufig auch zu Situationen, in denen er nach Anstrengung kauert und hechelnd atmet, dann habe ich die Tagesdosis meist um 2,5mg Furosemdi (= 1/4 Tablette) erhöht.

2. Gibt es sinnvollere Alternativen, z.B. Torasemid?
Und wenn ja
- was wäre die Dosis?
- welche Nachteile hat es gegenüber Furosemid?
- mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?
- Ist die Umstellung riskant?

3. Haben Sie sonstige Anregungen zu Medikamentation etc?

Ich danke Ihnen im Voraus, mit freundlichen Grüßen
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Diurese bei Kater mit HCM

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

wir freuen uns, dass Ihr Kater mit der Medikamentgabe so lange echt stabil halten konnte.

Man kann die Furosemid-Dosierung auch noch weiter erhöhen: jedoch wird dann bei höherer Dosierung demnächst der sogenannte Ceiling-Effekt eintreten: eine höhere Dosierung führt nicht zu mehr Wirkung.
Dann kann es in vielen Fällen helfen, auf Torasemid umzustellen: hierbei orientiert man sich an der bisherigen Furosemid-Dosierung: die neue Dosierung Torasemid beträgt etwa 1/20 (bis 1/10) der bisherigen Tagesgesamtdosis Furosemid. D.h., dass man bei 25-30mg Furosemid pro Tag auf etwa 1,5-3 mg Torasemid pro Tag umstellt. Am besten man teilt es anfangs für einen stabilen Wirkspiegel auf 2x täglich auf. Auch hier sollte die optimale Dosierung wieder individuell bestimmt werden (anhand der Ruhe-Atemfrequenz).
Da Torasemid deutlich potenter ist als Furosemid, sind die typischen Nebenwirkungen ähnlich wie bei Furosemid: erhöhte Nierenwerte und Kaliumverlust sollten mittels Blutuntersuchungen überwacht werden.

Im weiteren Verlauf könnte auch noch Spironolacton ergänzt werden (zusätzlich oder in Form von Cardalis als Kombi-Präparat mit Benazepril: dann entsprechend Enalapril weglassen).

Wir wünschen Ihnen alles Gute!
Mol
Beiträge: 4
Registriert: Mo Okt 25, 2021 12:47 pm

Re: Diurese bei Kater mit HCM

Beitrag von Mol »

Hallo,
vielen lieben Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort.

Ich habe dennoch Nachfragen zu einer eventuellen Umstellung auf Torasemid.

1. Sie schreiben, dass man mit 1/20 bis 1/10 der aktuellen Furosemid-Dosis einsetzen sollte, verteilt auf 2 Tagesdosen. Mein Kater erhält derzeit 47,5 bis 50mg Furosemid/Tag (je nach Atemfrequenz) verteilt auf 3 Dosen. Somit würde er zwischen 2,5 und 5mg Torasemid bekommen, in 2 Dosen und mit einem Abstand von 12 h. Empfiehlt es sich, tatsächlich mit 1/20 einzusteigen und ggf. zu erhöhen oder sollte man im mittleren Bereich beginnen? Ich habe etwas Angst vor der Umstellung und und dass du Anfangsdosis zu niedrig gewählt werden könnte, da ich bereits die gefährlichen Effekte gesehen habe, wenn die Furosemid-Dosis zu klein war/ einmalig ausblieb.

2. Soweit ich mich erinnere wirkt Furosemid früher „vollständig“ als Torasemid. Wie geht man in Notfällen vor. Bisher habe ich (in Rücksprache mit der Tierärztin) immer zusätzlich einmalig 5mg Furosemid gegeben und die Wirkung ist recht schnell, innerhalb 1 h sichtbar gewesen. Wie sieht das bei Torasemid aus?
Kann ich z.B. in Notfällen Furosemid geben?

3. Würden Sie mit der Umstellung warten, bis sich der zu erwartende Ceiling-Effekt einstellt, da - von der Notwendigkeit einer fortschreitenden Dosiserhöhung abgesehen - das Furosemid zumindest bisher funktioniert oder könnte eine Umstellung bereits zum jetzigen Zeitpunkt Sinn machen. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob ich irgendwo gelesen habe, dass Torasemid bei gleicher Wirksamkeit gegenüber Furosemid etwas kaliumsparender sei und ggf. auch weniger schädlich für die Nieren.

4. Könnten die beiden Torasemid-Dosen zeitgleich mit den übrigen Medikamenten gegeben werden?

Das wäre dann morgens
- Torasemid
- Enalatab/Enalapril
- Atenolol
- Prednitab/Kortison

und abends
- Torasemid
- Clopidogrel
- Atenolol
- Prednitab/Kortison

Oder muss/sollte die Gabe zeitversetzt sein?

Ich danke Ihnen schon im Voraus!
J.Eberhard
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Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Diurese bei Kater mit HCM

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

bitte besprechen Sie die Details der Dosieurng und einer Umstellung mit der behandelnden Tierärztin, da diese den Fall am besten kennt und im Notfall Ihre Ansprechpartnerin ist.
Bei einer Umstellung von Furosemid auf Torasemid kann man mit einer eher höheren Dosierung einsteigen und dann unter Kontrolle der Atemfrequenz die Dosierung schrittweise reduzieren.
Eine "Notfallmedikation" mit Tabletten ist grundsätzlich sowieso nur begrenzt möglich, da damit nur eine mild erhöhte Atemfrequenz abgefangen werden kann, da Tabletten generell eher langsam wirken, im Vergleich zu einer Injektion. Dementsprechend muss ein Patient mit Atemnot immer einem Tierarzt vorgestellt werden.

Torasemid kann wie Furosemid zuammen mit den anderen Medikamenten gegeben werden.
Wann genau eine Umstellung Sinn macht, sollten Sie am besten zusammen mit den behandelnden Tierärzten entscheiden.

Wir wünschen Ihnen alles Gute!
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