Bradykardie

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Moderator: j.schöbel

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Monty
Beiträge: 2
Registriert: Di Sep 04, 2012 5:59 pm

Bradykardie

Beitrag von Monty »

Hallo,



mein Hund ist seit ca. 4 - 5 Wochen bradykard. Ein EKG zeigte bis auf atemabhängige leichte Arrhythmie keine Veränderungen.

Er hat seit 3 Monaten gesundheitliche Probleme - Gewichtsverlust, Oberbauchschmerzen, Lymphoplasmazelluläre Duodenitis mit Bild einer IBD, starke Atrophien, besonders fällt sie bei der Kaumuskulatur auf...

Zunehmende Leistungsschwäche kommt dazu, vor der Erkrankung war er quasi unermüdbar, jetzt schafft er max. 300 - 400 m, ohne dass er in schleppenden Schritt verfällt - zwischendurch war es auch schon so schlimm, dass er es nur bis zum Ende der Straße geschafft hat und ich ihn tragen musste...

Was kann diese Bradykardie denn auslösen, kann das auch dem Bild eines SLE entsprechen...? Oder welche Möglichkeit kommt noch in Frage, was kann man evtl. testen...?

Was genau passiert da?

Wie würde das denn behandelt (also speziell die Bradykardie) und wie "belastbar" ist solch ein Hund? Sollte ich wenn es ihm besser geht an manchen Tagen, ihn trotzdem einschränken?


Viele Grüße
P.Renz
Beiträge: 35
Registriert: Mo Jan 23, 2012 8:38 am

Re: Bradykardie

Beitrag von P.Renz »

Hallo Chrissy,

Sie schreiben, dass ihr Hund sei 4- 5 Wochen bradykard ist. Wie genau wurde das festgestellt? Wie niedrig ist die Herzfreqenz? Um was für einen Hund handelt es sich denn? Je nach Hunde Rasse und Größe sind nämlich ganz andere Herzfrequenzen normal. Ohne das EKG selber gesehen zu haben ist es natürlich schwierig, ihnen genaue Auskünfte zu geben.
Anhand des EKGs könnte man Rhythmusstörungen erkennen, die auch zu einer Bradykardie führen und je nachdem was vorliegt entsprechend behandeln.
Wenn sich keine Rhythmusstörungen zeigen, handelt es sich um eine Sinusbradykardie, die unterschiedliche Ursachen haben kann. Dabei ist es auch wichtig zu wissen, ob der Hund bei Aufregung die Herzfrequenz anpassen, also steigern kann, oder nicht. Dies könnte man testen indem man den Hund fordert und dann gleich abhört oder den Hund mit Futter in Aufregung versetzt.  Eine weitere Möglichkeit wäre dies medikamentell zu testen.
Wie geht es ihrem Hund sonst? Ist er jemals plötzlich umgefallen? Dies wäre eine Anzeichen für langsame Rhythmusstörungen. Wenn in einem Kurzzeit EKG nichts festgestellt werden konnte gibt es noch die Möglichkeit eines 24 Stundeneks, wo die Herzfrequenz ihres Hundes über 24 Stunden aufgezeichnet werden kann. Mit Hilfe dieser Untersuchung könnte man dann feststellen ob es im Laufe eines Tages zu Rhythmusstörungen kommt oder nicht.

Was bei ihrem Hund nicht zu vernachlässigen ist, ist das Problem der IBD. Jede Darmerkrankung kann zu einem hohen Vagustonus führen, der wiederum den Parasympathikus anregt und dieser führt zu einer langsamen Herzfrequenz. Da würde dann nur ein gutes Einstellen der Darmerkrankung dazu führen, dass die Herzfrequenz wieder gesteigert wird. Wenn ihr Hund auf den Medikamentelllen Test zur Anregung der Herzfrequenz gut reagiert könnte zusätzlich unterstützend ein Medikament in Absprache mit ihrem Tierarzt gegeben werden.

Was meinen sie mit SLE?
Des Weitern hat ihr Hund leider sehr viele Probleme, die auch zu dieser Leistungsschwäche führen können. Ihr Hund sollte genau internistisch und neurologisch abgeklärt werden, da zum Beispiel eine Myasthenia gravis und oder eine Polymyosistis ebenfalls diese Symptome hervorrufen können.
Es sollte möglichst die Grundursache für die Probleme ihrese Hundes gefunden werden, damit nicht nur einzelne Symptome behandelt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Patricia Renz
Tierärztin
Abteilung für Kardiologie
Monty
Beiträge: 2
Registriert: Di Sep 04, 2012 5:59 pm

Re: Bradykardie

Beitrag von Monty »

Hallo Frau Dr. Renz,


vielen Dank für Ihre rasche Antwort und die Erklärungen.

Unsere TÄ in der Tierklinik hat die Bradykardie festgestellt beim "abhören"; sie meinte, im Gegensatz zu sonst (Monty ist sehr ängstlich) schlägt sein Herz viel zu langsam. Das passte nicht zu seinem Grad der Aufgeregtheit, die HF hat sie mir nicht gesagt, ich muss mal nachfragen morgen.

Wenn ich selbst teste, hat mein Hund (Beagle, 7 Jahre, 41 cm) einen (Femoralis)Puls im Schlaf von 39 - 40, in Ruhe (wach, ab und zu gehen von Küche zu Wohnzimmer z.B.) von 45 und nach einer kleinen Hunderunde (eine größere vermeiden wir im Moment, ich bin ja froh um jeden Meter) von 60.

MIT SLE meinte ich einen Systemischen Lupus Erythematodes (Viszerale Form).

Umgekippt ist er nie, bisher war er auch nicht z.B. wärmeintolerant; so wie er sich jetzt verhält, hab ich ihn noch nie erlebt zuvor. Monty läuft, wenn es ihm schlecht geht, die ersten Schritte in flottem leichten Trab an und fällt dann in Schritt oder Pass und sieht recht geschwächt aus. (KFZ ist dann leicht verzögert.)

In gesundem Zustand ist er quasi unermüdbar - Anfang Nov. letzten Jahres waren wir z.B. 17 km wandern mit recht schwierigem Gelände (Brocken im Harz)...

Wir versuchen, die Ursache zu finden, im Moment behandeln wir die IBD mit Prednisolon und Azathioprin seit ca. 1 1/2 Wochen; bisher wurde untersucht:


- Pankreatitis (cPLI) - negativ
- Pankreasinsuffizienz (cTLI) - negativ
- M. Addison (ACTH-Test) - negativ
- Schilddrüse - im Referenzbereich
- CT: Bandscheibenprolaps, Fremdkörper; sonst o.B.
- Gastroskopie: Fremdkörper (Wurstpelle  ::) ) entfernt, Lymphoplasmazelluläre Duodenitis mit Zottenatrophie
- erheblicher B12-Mangel - wurde substituiert (Folsäure im Ref.-Bereich)
- Organprofile - unauffällig
- Blutbild - Lymphozyten erhöht, sonst o.B.

Für ein tumoröses Geschehen gibt es keine Anhaltspunkte.

Eine Darmveränderung dieser Art kann also auch bei einer Myasthenia gravis und einer Polymyositis auftreten? Wahrscheinlich wenn es in den Kontext einer Autoimmunproblematik passt, oder...? Und beides kann auch eine Bradykardie hervorrufen?

Ich möchte einfach alles möglichst sicher ausschließen, nicht "nur" eine IBD behandeln lassen, die ja eigentlich auch nur eine Art Zustandsbeschreibung ist, wenn evtl. mehr oder anderes dahintersteckt...

Hm, kann man einen Tensilontest unter Prednisolon durchführen, hat dieser dann Aussagewert...? Die ANA möchte ich ja auch gern überprüfen lassen, wobei das Ergebnis mit 1 1/2 Wochen Prednisolon sicher nicht wirklich aussagekräftig ist - aber Monty geht es mit dem Cortison gefühlt so viel besser, da kann ich es nicht riskieren, es wieder abzusetzen jetzt schon...


Viele Grüße, Christiane Wolff
P.Renz
Beiträge: 35
Registriert: Mo Jan 23, 2012 8:38 am

Re: Bradykardie

Beitrag von P.Renz »

Hallo Chrissy,

Die Herzfrequenzen die sie beschreiben, können für einen Beagle der entspannt schläft normal sein. Dass die Herzfrquenz nicht wirklich ansteigt unter Belastung ist eher untypisch . Wobei auch dafür die Tests durchgeführt werden müssten, die ich oben schon geschrieben habe um es sicher zu wissen. Die Symptome  die sie beschreiben sprechen eher nicht für ein kardiologisches Problem,  es lässt sich allerdings aus der Ferne nicht sicher beurteilen.

Eine Darmveränderung dieser Art kann auch bei Myasthenia Gravis oder Polymyositis auftreten, allerdings hat jedes Tier leider auch Anrecht auf mehr als eine Erkrankung. Beides kann einen Bradykardie hervorrufen. Da es sich hier um ein kardiologisches Forum handelt kann ich ihnen bei diesen Problemen nicht weiterhelfen. Ich würde Ihnen zu einer weiteren internistischen und neurologischen Abklärung raten.

Mit freundlichen Grüßen
Patricia Renz
Tierärztin
Abteilung für Kardiologie
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