DCM & Herzrhytmusstörungen Labradorhündin

Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an

Moderator: j.schöbel

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Lisette
Posts: 3
Joined: Fri Apr 09, 2010 2:39 pm

DCM & Herzrhytmusstörungen Labradorhündin

Post by Lisette »

Hallo,

mein Name ist Lisette und ich habe eine viereinhalb Jahre alte Labradorhündin für welche ich hier um Rat suche.

Vor knapp zwei Jahren fiel mir erstmals - meist nach extremen Toberunden - auf, dass sie sich immer wieder mal hingelegt hat und bei hohen Temperaturen relativ lange gebraucht hat, um wieder in eine ruhige Atmung zurück zu fallen.

Im letzten Sommer habe ich sie dann untersuchen lassen und es wurde beim Herzultraschall eine Herzerkrankung, vorrangig eine verminderte Herzkontraktionsstärke festgestellt. Der Befund sah wie folgt aus:
Diagnose Mitralklappensegel verdickt. Dilatative Kardiomyopathie, FS-Wert: 25,4-26,1%, Myokard o.b.B., linker Vorhof o.b.B. (Verhältnis linkes Atrium/Aorta: 1,0 (Norm < 1,4), linker Ventrikel dilatiert, kein Reflux an Mitralklappe, geringfügiger Reflux an Trikuspidalklappe,
Aorta: Vmax: 1,6m/sec (Norm <2,0)
Arteria pulmonalis: Vmax 1,3m/sec (Norm: <1,8)

Das bei der Ultraschalluntersuchung mitgeschrieben EKG zeigt Sinusrhythmus
Befund nach Einthoven und Goldberger: Herzfrequenz 80/min, Sinusrhythmus, mehrere ventrikuläre Extrasystolen,
Einthoven II: PII: 0,25mV(Norm: < 0,4), RII: 1,6mV (Norm: <2,5)

Seit September 2009 bekommt meine Hündin Vetmedin (2xtgl. 7,5mg). Die Rhythmusstörungen wurden nicht behandelt.

Letzte Woche waren wir dann zur Kontrolluntersuchung und leider hat sich der FS-Wert weiter verschlechtert.
Er liegt jetzt bei 23%.
Ich habe von der jetzigen Untersuchung noch keinen Befundbericht vorliegen, weswegen ich alles nur mit meinen Worten wiedergeben kann:
Die Kardiologin befand das Herz in einem guten Zustand. Es gibt noch keine Herzvergrößerung  bzw. Verdünnung der Herzwände. Die Klappen schließen alle gut und es gibt keine bemerkenswerten Rückflüsse. Auch wenn sich der FS-Wert verschlechtert hat, bestünde diesbezüglich noch kein Grund zur größeren Sorge. Sie empfahl das Vetmedin weiter zu geben. Der Blutdruck meiner Hündin lag bei 90.
Leider waren jedoch die Rhythmusstörungen Besorgnis erregend. Es gibt zu viele Extrasystolen, welche unter Belastung noch verstärkt auftreten (BelastungsEKG wurde gemacht). Laut der TÄ müssten diese behandelt werden.

Sie empfahl das Medikament Mexitil Mite 100mg/3xtgl.

So viel zur Amnamnese.

Folgende Fragen liegen mir auf dem Herzen:

1. Ist Mexitil neben Vetmedin das richtige Medikament? Wenn ja, dann besteht das Problem, dass das Medikament Mexitil nicht mehr produziert wird. Kennen Sie ein Alternativprodukt?
(Ps. Es gibt in Polen noch ein Generika namens Mexicord, wäre dies empfehlenswert oder sollte man Generika im Herzbereich nicht anwenden? Habe da von heftigeren Nebenwirkungen gelesen.)

2. Wie sieht es insgesamt mit den Nebenwirkungen bei Antiaythmikern(?) aus? Hierzu habe ich gelesen, dass diese nur mit Vorsicht einzunehmen sind, da wiederum auch andere Rhythmusstörungen eintreten könnten??
Welche Erfahrungen gibt es mit Mexitil bzw. einem anderen Produkt, welches bei meiner Hündin geeignet sein könnte. (Hinweis: Laut meiner TÄ wären Betablocker bei der Behandlung nicht geeignet, weil Mara schon einen relativ niedrigen Blutdruck hat.)


3. Wie groß ist das Risiko eines frühen Herztodes?


3. Außerdem hätte ich gern eine weitere Expertenmeinung/Einschätzung zum Zustand des Herzen meiner Hündin aufgrund der obigen Befunde. Befindet sich die Krankheit noch im Anfangsstadium oder ist sie schon fortgeschritten?

4. Ich mache mir riesige Sorgen und will nur das Beste für meine Hündin und nichts aufgrund von Unwissenheit versäumen.
Deshalb auch die Fragen:
Wie gut kann man diese Krankheit behandeln?
Welche Alternativen oder Möglichkeiten gibt es?
Was ist als Thearapie am besten geeignet?
Wie sollte die maximale Belastung eines Herzhundes aussehen - sprich was darf ich noch alles mit meinem Hund machen, worauf sollte man besser verzichten.
Ich habe momentan richtig Angst ihr momentan mal ein paar Bälle oder ähnliches zu werfen, die Dummyarbeit habe ich auch schon eingestellt, weil ich einfach alles vermeiden möchte, was sie zu sehr belastet.

Ich hoffe ich finde hier ein paar mehr Antworten & danke für die Hilfe!!  
Liebe Gr
Alexandra_Molzahn
Posts: 17
Joined: Wed Mar 31, 2010 5:09 pm

Re: DCM & Herzrhytmusstörungen Labradorhündin

Post by Alexandra_Molzahn »

Hallo,
zur Abklärung der Herzrhythmusstörungen würden wir bei Ihrem Hund zu einem 24-Stunden-EKG raten.

Die Therapie richtet sich dann nach der Anzahl der Extrasystolen, die Geschwindigkeit mit der sie kommen und ob sie einzeln, in Gruppen oder als anhaltende Rhythmusstörungen auftreten.

Grundsätzlich kann man Mexitil zur Therapie ventrikulärer Rhythmusstörungen verwenden. Da es in Einzelfällen jedoch zu massiven gastrointestinalen Nebenwirkungen führt, verwenden wir als Alternative dazu zuerst Sotalol, einen ß-Blocker. Sollte dieses alleine nicht ausreichend sein, kann man Mexitil zusätzlich geben.

Mexitil 100 mg sind meines Wissens in Deutschland, außer eine Apotheke hat Restbestände, gar nicht mehr zu bekommen. Mexitil 200 mg können bei folgender Apotheke bezogen werden: Hubertus Apotheke, Düsseldorfer Str. 26 in 51379 Leverkusen.
Mit Generika aus dem Ausland haben wir keine Erfahrung.

Über das Krankheitsstadium kann ich, ohne Ihren Hund selber untersucht zu haben, leider keine Aussagen treffen.

Bei ihrem Hund sollte eine Blutdruckkontrolle erfolgen, ist dieser immer noch zu niedrig, sollte die Ursache dafür herausgefunden werden.
Sollten Sie barfen oder den Hund mit Lamm-Reis-Futter füttern, würden wir noch zur Bestimmung des Taurinspiegels raten.
Bei schwerwiegenden Rhythmusstörungen ist das Risiko eines Sekundentodes erhöht.

Beim Vorliegen einer DCM besteht die Therapie aus Vetmedin, im Herzversagen zusätzlich Diuretika und ACE-Hemmer und abhängig von den Rhythmusstörungen auch Antiarrhthmika.

Was die Belastung betrifft, regulieren die Hunde das meistens selber.

Mit freundlichen Grüßen
A. Molzahn
Tierärztin
Alexandra Molzahn&&Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&LMU M
Lisette
Posts: 3
Joined: Fri Apr 09, 2010 2:39 pm

Re: DCM & Herzrhytmusstörungen Labradorhündin

Post by Lisette »

Hallo Frau Molzahn,

vielen Dank für Ihre Antwort. Ich werde das ganze mit der behandelnden TÄ durchsprechen.

Dennoch habe ich gleich noch zwei Fragen:

1.
Da mein Hund in der Tat (teil)gebarft wird, würde ich gern wissen, inwiefern dies den Taurinspiegel beinflussen kann und worauf ich dabei achten muss, und welche Auswirkungen eine Veränderung des Taurinspiegels haben kann?
Sollte ich mit dem Barfen lieber aufhören und auf ein spezielles Trofu umsteigen??

2.
Meine TÄ meinte, dass bei einem niedrigen Blutdruck keine Betablocker gegeben werden könnten, weswegen Sie Mexitil verordnete. Sie empfahlen jetzt jedoch Sotalol. Wird dadurch der Bludruck nicht noch niedriger?  

Ich überlege auch, ob ich Ihnen einmal alle Unterlagen und Befunde (inklusive einer CD mit dem Herzultraschall - es wurde digital mitgeschnitten) zukommen lassen könnte und ob es gegen Entgelt durch Herrn Dr. Wess (oder einem anderen Spezialisten auf diesem Gebiet) ausgewertet werden könnte? München ist ja leider nicht ganz ums Eck, so dass das vielleicht auch eine Alternative wäre. Ginge das denn?

Das 24h-EKG würde ich dann noch machen lassen inklusive der Blutuntersuchung.

Das Krankheitsbild meines Hundes ist sicher kein so einfaches und ich möchte nicht, dass ggf. irgendetwas falsch behandelt wird.

Danke für alles!!!
Liebe Gr
Alexandra_Molzahn
Posts: 17
Joined: Wed Mar 31, 2010 5:09 pm

Re: DCM & Herzrhytmusstörungen Labradorhündin

Post by Alexandra_Molzahn »

Hallo,
ein Taurinmangel kann zum Herzmuskelschaden und damit einhergehender Abnahme der Pumpkraft (wie bei einer DCM) sowie Herzrhythmusstörungen führen. Wenn man barft sollte man sicherstellen, dass man Taurin zuführt.
Ansonsten ist in jedem kommerziellem Trockenfutter (außer bei den meisten Lamm-Reis-Futtersorten) Taurin in ausreichendem Umfang enthalten.
Ich würde in Ihrem Fall, den Taurinspiegel kontrollieren lassen und danach entscheiden wie der Hund weiter gefüttert werden soll.
Grundsätzlich können ß-Blocker als Nebenwirkung den Blutdruck erniedrigen.
Sie sollten bei Ihrer Hündin den Blutdruck nochmal kontrollieren lassen.
Zusätzlich sollte das Medikament bei Hunden mit Pumpschwäche über mehrere Wochen eingeschlichen werden. Sollte der Hund unter Behandlung schlapper werden, sollte man dann unter Therapie den Blutdruck auch noch mal kontrollieren.
Die Unterlagen hierher zu schicken und von uns ansehen zu lassen, überschreitet leider den Umfang dieses Forums bzw. unsere Möglichkeiten uns außerhalb der Sprechstunde mit anderen Fällen zu beschäftigen.
Sollten Sie aufgrund der Entfernung nicht die Möglichkeit haben den Hund hier vorzustellen, sind Sie sicherlich in der Uniklinik in Gießen auch gut aufgehoben.

Mit freundlichen Grüßen
A. Molzahn
Tierärztin
Alexandra Molzahn&&Team Tierkardiologie&&Medizinische Kleintierklinik&&LMU M
Lisette
Posts: 3
Joined: Fri Apr 09, 2010 2:39 pm

Re: DCM & Herzrhytmusstörungen Labradorhündin

Post by Lisette »

Hallo,

wie bereits oben beschrieben hat meine Hündin eine beginnende DCM gepaart mit Herrhythmusstörungen.

Dank Sotalol 1a 40 mg sind die Extrasystolen deutlich verringert, im Ruhezustand vielleicht 3-4 pro Minute.

Leider schlägt das Vetmedin (7,5 mg 2x tgl.) nicht wirklich an. Sie ist jetzt seit zwei Jahren medikamentös damit eingestellt und es wird dennoch immer schlechter. Der FS-Wert war bei der ersten Untersuchung bei 28, jetzt liegt er noch bei 19 bis 20 (April 2011). :(

Der Herzultraschall hat bei der letzten Untersuchung aus erstmalig leichte Rückflüsse an der Herzklappe gezeigt, was vorher noch nicht der Fall war.

Meine Frage, gibt es ein anderes Medikament? Anscheinend wirkt Vetmedin nicht bei meiner Hündin, bzw. vielleicht ja doch, aber nicht ausreichend?

Meine TA weiß auch keine andere Lösung, so dass ich mich jetzt mal hier her wende.

Liebe Grüße
Lisette

Ps. Ich habe auch die Bilder vom Herzulraschall zu Hause inkl. Befundbericht, ich kann das gern hier einstellen.

Ps2: Ab wann beginnt man weiterreichende Untersuchungen für die Lunge (wegen der Wasserbildung) etc. zu machen? Bislang ist da noch nichts erfolgt. Dennoch mach ich mir immer wieder Gedanken darüber.
Liebe Gr
C.Steudemann
Posts: 25
Joined: Fri Feb 18, 2011 8:55 am

Re: DCM & Herzrhytmusstörungen Labradorhündin

Post by C.Steudemann »

Hallo,

Vetmedin ist das potenteste Mittel, das es gibt, um die Pumpkraft des Herzens zu unterstützen. Die Dosierung Ihres Hundes erscheint mir schon relativ hoch.

Beim Herzultraschall gibt es noch andere Messungen, die aussagekräftiger sind als die FS. Wichtiger sind uns hier im Hause die enddiastolischen und endsystolischen Kammerdimmensionen des linken Ventrikels sowie die Messungen des Volumens mittels Simpson Scheibchensummationsmethode. Wenden Sie sich hierzu an einen ausgebildeten Tier-Kardiologen.

Das Wasser auf der Lunge bei einem Rückstau des Herzens wird erst ab dem Stadium therapiert, an dem die Tiere anfangen, eine erhöhte Ruhe-Atemfrequenz (über 45/min) oder Husten zu zeigen. Die Ruhe-Atemfrequenz können Sie zählen, wenn Ihr Hund bereits 10min tief schläft. Einmal Heben und Senken des Brustkorbes entspricht einem Atemzug.

Mit freundlichen Grüßen,

Carola Steudemann

Tierärztin
Abteilung für Kardiologie
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