Kardial bedingte Synkope

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Andrea29
Beiträge: 2
Registriert: Do Mär 09, 2023 11:04 am

Kardial bedingte Synkope

Beitrag von Andrea29 »

Guten Abend,
Meine fast 15jährige Hündin (Tibetspaniel) hat eine hochgradige Mitralklappenendokardiose, Lungenhochdruck und Niereninsuffizienz. Vor der Medikamenteneinstellung hatte sie oft Synkopen, die sich folgendermaßen darstellen. Sie kippt zur Seite, überstreckt den Kopf, streckt die Beine vom Körper und rudert mit ihnen so, als wollte sie aufstehen. Meistens verliert sie dabei Urin. Das ganze dauert immer so zwischen 10 und vielleicht 30 Sekunden. Danach ist sie meist recht schnell wieder wach und ansprechbar, wenn auch erschöpft. Und, jetzt kommt meine Frage..., sie schreit dabei herzzerreissend (eine Mischung aus jaulen und bellen). Heute hatte sie nach langer Zeit wieder eine Synkope. Und eigentlich möcht ich gern wissen, ob es Erkenntnisse darüber gibt, warum manche Hunde dabei so schreien? Ist das ein Reflex und sie bekommt es gar nicht mit? Oder kann es sein, dass sie es bewusst tut, weil sie Angst hat? Aber sie ist doch ohnmächtig? Es tut mir im Herzen weh und eigentlich will ich "nur" wissen, ob sie leidet.
Für eine Antwort wäre ich wirklich sehr dankbar.
Liebe Grüße
Andrea Schulz
j.schöbel
Beiträge: 46
Registriert: Mo Okt 04, 2021 7:03 am

Re: Kardial bedingte Synkope

Beitrag von j.schöbel »

Guten Tag,

zunächst tut es uns sehr Leid, von der Erkrankung Ihres Hundes zu hören!
Kardial bedingte Synkopen können sich leicht unterschiedlich äußern - gemein haben sie zumeist, dass sie von kurzer Dauer (wenige Sekunden) sind, in der Regel kein Speicheln oder tonisch-klonisches Krampfen vorliegt und die Tiere sich im Anschluss sowie davor weitgehend normal wieder verhalten (sie besitzen keine prä- oder postiktale Phase). Es handelt sich bei Synkopen um eine kurze Sauerstoffunterversorgung des Gehirns, sodass die Äußerung der Episoden sich leicht different darstellen kann.
Die Differenzierung, ob das Vokalisieren eine Angstäußerung aufgrund keines vollständigen Bewusstseinsverlustes ist, oder Folge der kurzzeitigen Sauerstoffunterversorgung des Hirns, ist mitunter schwierig. Wichtig ist jedoch, Synkopen von Schmerzepisoden oder neurologischen / epileptiformen Anfällen zu differenzieren. Bei Unklarheit ist es manchmal ratsam, einen Neurologen bzw. Orthopäden hinzuzuziehen.

Gern kann auch darauf geachtet werden, ob die Synkopen einen sogenannten "Trigger" wie vorangegangenes Husten, Freude, Anstrengung, Kotabsatz o.ä. haben und ein Filmen der Episoden hilft den behandelnden TierärztInnen häufig bei der genauen Differenzierung.

Wir wünschen Ihnen und ihrem Hund alles Gute!
Jessica Schöbel
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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