Herzfehler und Hecheln trotz Medikation

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

Antworten
ShariundBommel
Beiträge: 1
Registriert: So Mär 03, 2024 3:21 pm

Herzfehler und Hecheln trotz Medikation

Beitrag von ShariundBommel »

Sehr geehrtes Forum der Tierkardiologie an der LMU,

vorab bereits ein herzliches Dankeschön für das Lesen des Beitrags.
Es geht um unseren kleinen Bommel und Helmi (fast 2 Jahre alt), (Heilige Birma) bei denen vor etwa 6 Monaten mittels Herzultraschall ein Herzklappenfehler (Bommel) und ein vergößerter Vorhof (Helmi) diagnostiziert wurden. Bei Bommel schließen die Herzklappen langsam und nicht richtig und die Auswurfleistung ist auffällig, bei Helmi ist der Vorhof vergößert und die Auswurfleistung normal.Zudem lag bei beiden eine Gerinnungsstörung vor. Auch wenn wir froh sind, dass wir zum Arzt gegangen sind, war der Hintergrund war für alle sehr traurig. Ihr großer Bruder (alle aus dem selben Wurf) ist im Herbst plötzlich, innerhalb von 2 Tagen, gestorben. Der behandelnde Arzt war fassungslos und die Ursache ist ungeklärt, er ist aber von einem Herzfehler ausgegangen. Besonders schmerzlich ist für uns, dass uns die Kliniken abgelehnt haben und wir keinen Sauerstoff für unseren Kater mehr erhalten haben.

Da die kleinen Brüder, ebenso wie er, keine Symptome gezeigt hatten, sind wir mit ihnen direkt danach zum Check-up zum Arzt. Beim Checkup hat sich bei Bommel (obwohl auch er keine Symptome gezeigt hat), ein Schatten auf der Lunge gezeigt. Nachdem er mit den Herzmedikamenten behandelt wurde, ist dieser zum Glück verschwunden. Seit 6 Monaten bekommt er Fortekor 2,5 mg, 1 Tablette täglich, ebenso sein kleiner Bruder.

Unsere erste Frage ist: Bommel dreht beim Spielen regelmäßig total auf. Er spielt zum ersten Mal richtig wild. Am Freitag hat er dann so aufgedreht, dass wir ihn nicht stoppen konnten und hat sich total ausgetobt (Über 30 Minuten immer wieder gerannt, aber nicht durchgehend). In der Folge hat er dreimal mit offenem Mund gehechelt. Kann ein einmaliges Überanstrengen (aber schon intensiv) als Folge haben, dass die Herzklappen weiter geschädigt werden?

Und ist das bedenklich, dass er trotz der Medikation hechelt? Erst war er danach noch ganz frech und hat geschnurrt. Gestern und heute hat er überhaupt nicht geschnurrt, er isst gut, aber trinkt außergewöhnlich viel.

Und unsere zweite Frage ist: Halten Sie ACE-Hemmer für diese unterschiedlichen Auffälligkeiten für das richtige Mittel, oder sollten wir mit unserem Tierarzt noch einmal andere Möglichkeiten abwägen?

Vielen Dank für jegliche, sehr geschätzte, Einschätzung, wir sind um Zweitmeinungen bemüht und natürlich auch darum, nichts zu übersehen. Wir versuchen, unseren kleinen ein normales Leben mit Spiel zu bieten und auf der anderen Seite sie nicht zu überanstrengen.

Falls Sie ebenso weitere Anregungen haben, was wir besser machen können, bitte schreiben Sie es uns gern. Wir gehen viel spazieren mit ihnen (auf dem Arm) und füttern sie salzarm, mit ausbalanciertem Taurin und wollten jetzt pures Omega-3-Öl kaufen. Wir spielen ruhig mit ihnen, jeden Tag etwa 1-2 Stunden mindestens.

Herzlichsten Dank noch einmal für das Lesen des langen Textes.
Und beste Grüße,
Shari und Bommel
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Herzfehler und Hecheln trotz Medikation

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

Sehr starke körperliche Anstrengung kann bei Herzpatienten zu Maulatmung führen, da die Herzleistung eventuell nicht ausreicht, um die Sauerstoffversorgung adäquat zu gewährleisten. Deshalb bleiben die Katzen meist abrupt stehen und fangen an zu hecheln, da über den Mund in kurzer Zeit mehr Sauerstoff aufgenommen werden kann als durch die Nase.
Außerdem erhöht ausdauerndes, extensives Spielen das Blutvolumen für einen kurzen Zeitraum, was durch ein geschädigtes Herz schlechter transportiert werden kann als durch ein gesundes. Bei einer sehr weit fortgeschrittenen Herzerkrankung kann es dadurch sogar zu einer Dekompensation mit der Ausbildung eines Lungenödems oder Thoraxerguss kommen.
Spielen sollte deswegen nicht komplett unterbunden werden, aber an den Herzbefund der Katze angepasst und nicht übertrieben werden.

Es gibt aktuell keine Studie, die einen signifikanten Nutzen von ACE-Hemmern bei Herzerkrankungen bei der Katze bewiesen hat. In den meisten Fällen konnte eine kurzzeitige Verbesserung der Herzdimensionen festgestellt werden, allerdings hatten die Katzen langfristig durch die Gabe eines ACE-Hemmers keinen Benefit. Außerdem können ACE-Hemmer als Nebenwirkung den Blutdruck senken, was zu Schwächesymptomen führen kann.
Daher bitte ich Sie mit der behandelnden Kardiologin zu besprechen, ob ein ACE-Hemmer wirklich indiziert ist.
Generell gibt es sehr wenige Medikamente, die bei Herzerkrankungen der Katze einen wirklichen Benefit haben und der Einsatz hängt von der genauen Erkrankung und dem Stadium der Erkrankung ab. Da wir die Befunde Ihrer Katzen nicht selbst erhoben haben, kann ich die Frage zu einem besseren Medikament leider nicht pauschal beantworten.

Ich wünsche Ihren beiden Katzen weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Antworten