Studien und neue Behandlungsansätze

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Moderator: j.schöbel

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Iago
Beiträge: 2
Registriert: So Mai 28, 2023 2:23 pm

Studien und neue Behandlungsansätze

Beitrag von Iago »

Hallo,
über die Google-Suche findet man im alten Forum der Tierkardiologie einen Hinweis zu einer (entsprechend vor Jahren durchgeführten) Studie zur Stammzellentherapie bei DCM des Hundes. Auch ChatGPT sagt, dass es dazu Studien gibt oder gegeben haben soll. ChatGPT weist auch auf Ansätze durch eine Gentherapie hin.
Mich würde interessieren, in wie weit Ihnen solche Studien bekannt sind? Vielleicht auch schon mit ersten Hinweisen auf die Erfolgswahrscheinlichkeit?
Ich hatte schon vor Jahren einen Hund mit DCM, welcher daran 2016 gestorben ist. Nun hat auch mein jetziger Hund DCM in einem frühen (okkultem) Stadium. Ist es denn richtig, dass es in den letzten Jahren keine neuen Therapieansätze gegeben hat, also sich die Behandlung im Grunde weiterhin darauf beschränkt die Entwicklung mit Pimobendan zu verzögern? (Und natürlich bei Symptomen weitere entsprechende Medikamente zu verwenden.)
Vielen Dank und viele Grüße,
Michael
j.schöbel
Beiträge: 42
Registriert: Mo Okt 04, 2021 7:03 am

Re: Studien und neue Behandlungsansätze

Beitrag von j.schöbel »

Guten Abend,

es tut uns sehr leid, von der Erkrankung Ihres Hundes zu hören!
Die Wissenschaft forscht stets auf Hochtouren an neuen Therapieoptionen. Die Evidenz videnz hinsichtlich Stammzelltherapie bei Hunden mit Dilatativer Kardiomyopathie ist derzeit in der Veterinärmedizin sehr rar und diese wird derzeit in der Regel nicht für diese Indikation eingesetzt.
Es gibt jedoch eine Studie bei Dobermännern, in der sich eine Therapie mit Aptamer (aptamer BC 007, ein einsträngiges DNA-Oligonucleotid) vielversprechend zeigt.
Sonstig besteht die aktuelle Therapie im Hinblick auf eine systolische Dysfunktion (Pumpschwäche) infolge einer DCM medikamentell primär aus Pimobendan. Zudem werden im Zuge einer DCM auftretende Rhythmusstörungen entsprechend deren Auftreten antiarrhythmisch behandelt.
Es lässt sich diesem noch hinzufügen, dass es zunehmend Evidenz einer nutritiv bedingten systolischen Dysfunktion gibt und dies zunächst als Ursache ausgeschlossen bzw. entsprechend mit nutritiver Anpassung (Ernährungsanpassung) therapiert werden sollte.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund alles Gute!
Jessica Schöbel
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Iago
Beiträge: 2
Registriert: So Mai 28, 2023 2:23 pm

Re: Studien und neue Behandlungsansätze

Beitrag von Iago »

Hallo Frau Schöbel,
vielen Dank für Ihre Antwort, welche ich erst eben gelesen habe.
Es würde mich freuen, wenn Sie mir noch zwei Nachfragen beantworten könnten.
Bezüglich der von Ihnen angesprochenen nutritiv bedingten systolischen Dysfunktion ist mir der Taurin-Mangel bekannt. Gibt es bei der Ernährung inzwischen noch andere wichtige Aspekte?
Sehr interessant ist die Therapie mit Aptamer. Ich habe dazu gesucht und gesehen, dass wohl auch der Leiter Ihrer Tierkardiologie Professor Wess an dieser Studie beteiligt war. Besteht denn für mein Hund überhaupt eine Möglichkeit eine solche Therapie zu versuchen, eventuell mit meinem Kardiologen vor Ort? Ist dieses Aptamer für Tiermediziner allgemein verfügbar? (Ich lebe im Ausland, sehr weit von München entfernt.)
Vielen Dank und viele Grüße,
Michael
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Studien und neue Behandlungsansätze

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo!

In den letzten Jahren haben sich weltweit Fälle einer nutritiv bedingten Pumpschwäche gehäuft, die nicht durch einen Taurinmangel erklärt werden können. Die Arbeitsgruppe um Lisa Freeman an der Tufts University in den USA haben da viel Forschungsarbeit geleistet. Inzwischen wissen wir, dass Futtermittel mit einem hohen Abteil an Hülsenfrüchten (also Erbsen, Soja, Linsen und die Produkte daraus) bei Hunden eine Pumopschwäche auslösen können, wenn diese Futtermittel länger gefüttert werden. Da diese Inhaltsstoffe gehäuft bei getreidefreien Futtermitteln zu finden sind, sollte man bei Auswahl einen Blick auf die Inhaltsstoffe werfen. Es ist derzeit noch unklar, warum genau Hülsenfrüchte für Hunde schädlich sind.

Aptamer ist leider derzeit nicht als Medikament zugelassen, weder für Menschen noch für Tiere und ist somit nicht für humanmedizinische und tiermedizinische Patient*innen verfügbar. Es befindet sich derzeit noch in der klinischen Zulasssungsphase und kann dementsprechend nur im Rahmen von Studien eingesetzt werden.

Wir wünschen Ihnen alles Gute!
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