Futter bei HCM und erhöhten Nierenwerten

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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ButterkeksLover
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Registriert: Fr Nov 25, 2022 3:34 pm

Futter bei HCM und erhöhten Nierenwerten

Beitrag von ButterkeksLover »

Guten Abend,

bei meinem EKH Kater, 12 Jahre alt, wurde Ende September HCM im Endstadium festgestellt, als wir mit ihm in der Tierklinik waren wg. plötzlicher schneller Atmung (bis zu 35 Atemzüge in Ruhe!). Ein Röntgen u. Herzultraschall ergab Wasser im Thorax u. einen stark vergrößerten linken Vorhof. Das Wasser haben wir gut mit Entwässerungstabletten wieder weg bekommen. Bei der letzten Blutabnahme wurden jetzt natürlich aufgrund der Entwässerung auch noch erhöhte Nierenwerte festgestellt. Wir haben daraufhin die Entwässerung etwas reduziert u. die TA meinte wir können ihm unterstützend auch Nierendiätfutter geben.
Haben wir alles gemacht u. waren nach 2 Wochen erneut zur Blutkontrolle dort. Die Harnsäure war etwas besser, das Kreatin unverändert. Weitere Blutkontrollen u. Ultraschalluntersuchungen sollen wir ihm aber jetzt erstmal ersparen, weil er sich beim TA immer fürchterlich aufregt u. das für sein ohnehin schon sehr schwaches Herz wie Gift ist.

Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Die TA meinte bei der letzten Untersuchung, dass wir ihm zusätzlich energiereiches Aufbaufutter geben sollen, weil Herzpatienten viel Energie benötigen um nicht abzunehmen. Ich habe ihm dann jeden Tag ein Beutelchen KATTOVIT RECOVERY gegeben, später sein Nierenfutter, aber auch mal normales Supermarkt-Futter zwischendurch.
Sein Gewicht war seitdem konstant bei 4,5-4,6kg. Jetzt habe ich allerdings gelesen, dass Aufbaufutter ja einen sehr hohen Proteingehalt hat, damit die Tiere dadurch wieder zu Kräften kommen. Allerdings ist das ja total wiedersprüchlich wenn seine Nierenwerte erhöht sind! Da darf das Futter ja nicht zu viel Protein haben u. wenig Phosphor!
Ich weiß jetzt wirklich nicht mehr was ich ihm füttern soll! Ich hab ihm das Aufbaufutter eine Zeit lang nicht mehr so regelmäßig gegeben, weil er darauf mal erbrochen hat. Seitdem frisst er es auch nicht mehr ganz so begeistert wie am anfang. Gestern hab ich ihn dann mal wieder gewogen u. er wiegt nur noch 4,4kg (zuletzt 4,6kg am 8.11.) Also hat das Futter ja definitiv was gebracht. Aber wenn ich es weiter fütter, dann könnte das doch wieder schlecht für seine Nieren sein. Und ist es überhaupt ok, dass ich ihm auch mal ab u. zu normales Futter geb? Oder Gimpet Vitamin-Flocken drüberstreue, die haben ja auch 48% Ptotein! Und was ist mit Leckerlis? Er liebt seine Knusperkissen u. Stängli wirklich sehr :cry: Außerdem muss ich ihm darin ja auch seine Medis verpacken!


Hier mal noch seine Blutwerte:

20.10.
Krea 2,9 (Referenzbereich 0,8 - 2,4)
Harnstoff 53 (Referenzbereich 16 - 36)
Phosphat 6 (Referenzbereich 3,1 - 7,5)
Restliche Blutwerte alle ok

2.11.
Krea 2,9 (Referenzbereich 0,8 - 2,4)
Harnstoff 43 (Referenzbereich 16 - 36)
Restliche Blutwerte ok


Seine aktuelle Medikation:

Cardisure 1,25mg 1-0-1-0
Furosemid 40mg 1/2-0-1/4-0
Clopidogrel 75mg 0-0-1/4-0
Prillium 75mg 0-0-0-0,4ml

Viele Grüße, Laura
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Futter bei HCM und erhöhten Nierenwerten

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

es tut uns Leid, von der Diagnose Ihrer Katze zu hören.
Tatsächlich sind Sie mit diesem Problem nicht alleine: Häufig wird die Nierenfunktion durch die entwässernden Medikamente beeinträchtigt. Generell ist es gut, wenn man den Nierenpatienten eine entsprechende Nierendiät mit niedrigem preotein- und Phosphat-Gehalt gibt. Allerdings werden diese Diäten häufig verschäht: besonders bei Herzpatienten, da diese oft einen reduzierten Appetit zeigen. Da es für einen Herzpatienten zu einer Abwärtsspirale führt, wenn diese immer schlechter fressen und dann auch die Medikamentengabe nicht mehr gut klappt, ergeht prinzipiell der Rat, dass man erst mal sehr froh sein soll, wenn die Tiere überhaupt gut fressen.
Das bedeutet für Sie: Optimal wäre eine Diät mit einem mäßigen Gehalt an Proteinen (diese sollten jedoch sehr hochwertig und hoch verdaulich sein), wenn Ihr Tier das gerne frisst und damit nicht abnimmt. Leckerchen dürfen zur Tablettengabe natürlich benutzt werden.
Wenn das Tier eine ungewollte Gewichtsabnahme zeigt oder keine Tabletten mehr nimmt oder einen verringerten Appetit dann sollte das Futter gefüttert werden, das das Tier mag und gut frisst.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze alles Gute!
ButterkeksLover
Beiträge: 3
Registriert: Fr Nov 25, 2022 3:34 pm

Re: Futter bei HCM und erhöhten Nierenwerten

Beitrag von ButterkeksLover »

Vielen Dank erstmal für Ihre hilfreiche Antwort!

Ich füttere ihm aktuell jeden Tag ein Beutelchen Aufbaufutter damit er sein Gewicht hält und verschiedene Nierendiät-Nassfutter. Momentan frisst er zum Glück beides recht gut und hat auch großen Appetit. Zwischendurch bekommt er von mir noch Nierendiät-Trockenfutter, da ist er auch ganz heiß drauf. Aber trotzdem geb ich ihm immer mal auch eins seiner alten Lieblingsleckerlis (Dreamies), einfach für das kleine Katzenglück. Ich hoffe das ist so ok und widerspricht sich nicht alles irgendwie, grad wegen der Protein-Geschichte :(

Wäre es denn in Ordnung, wenn ich ihm zusätzlich noch die Vitamin-Hefeflocken von GIMPET übers Futter streue? Oder meinen Sie das ist wegen dem hohen Proteingehalt eher ungünstig, bzw. bringt für ihn gar keine Vorteile?
Das wäre die Zusammensetzung:
Hefen und ähnliche Erzeugnisse

Analytische Bestandteile
Protein 48,0%,Fettgehalt 0,0%,Rohasche 0,0%,Rohfaser 0,0%,Feuchtigkeit 5,5%

Analytische Bestandteile
Vit. B1: 200 mg Vit. B2: 100 mg Taurin: 2.000 mg
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Futter bei HCM und erhöhten Nierenwerten

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

es ist schön zu hören, dass Ihre Katze recht gute Futteraufnahme zeigt.
Wir würden empfehlen, die Hefeflocken nur in geringer Menge und bei Bedarf einzusetzen.

Weiterhin alles Gute!
ButterkeksLover
Beiträge: 3
Registriert: Fr Nov 25, 2022 3:34 pm

Re: Futter bei HCM und erhöhten Nierenwerten

Beitrag von ButterkeksLover »

Guten Abend,
da sich der Zustand unseres Katerchens in den letzten Tagen etwas verändert hat, haben sich mir ein paar Fragen aufgetan.

Erstmal zum aktuellen Zustand:
Gewicht liegt weiter konstant zwischen 4,6 - 4,5kg. Allerdings habe ich das Gefühl, er baut immer mehr Muskelmasse ab u. ist auch allgemein etwas unmotivierter wie früher und scheint deutlich weniger Energie zu haben, liegt mehr rum u. schläft mehr.

Ein großes Problem ist mittlerweile das Futter. Seine Außer seinem Nieren-Trockenfutter u. Nieren-Cremeschleckis frisst er seine Nierendiät nur noch lustlos, manchmal auch überhaupt nicht, dann wird nur in den vollen Napf geguckt. Das selbe mit dem Aufbaufutter von Kattovit (egal ob Pastete oder Brocken). Manchmal kommt er schon gar nicht mehr zur täglichen Fütterungszeit, wahrscheinlich weil er genau weiß was wieder in den Napf kommt. Wenn man ihm aber mal ganz normales Supermarktfutter gibt, dann wird der Napf bis auf den letzten Krümel leergeschleckt.
Aber genau von diesem Futter wollte ich eigentlich wegkommen, weil es einfach zu viel Phosphat enthält u. Ich nicht möchte, dass seine Niere dadurch noch mehr geschädigt wird.

Jetzt zu meinen Fragen:
1. Ich habe mir jetzt erstmal Futter mit niedrigem Phosphatgehalt besorgt (Animonda Senior ; Miamor Milde Mahlzeit). Das hat er heute zum ersten Mal ganz gut gefressen. Aber wenn er das auch wieder verschmäht, werde ich wahrscheinlich wieder auf normales Futter zurückgreifen müssen! Wie sieht es denn hinsichtlich eines Phosphatbinders aus, z.B. Ipakitine? Er hat ja keine gesichterte CNI. Kann ich den Binder trotzdem für sein normales Futter verwenden, was er früher immer gern gefressen hat? Oder hätte das irgendwelche Nachteile für ihn?

2. Vor Jahren wurde bei ihm die Kniescheibe in einer OP gerichtet, weil sie nicht mehr da saß wo sie hingehörte. All die Jahre war alles in Ordnung, bis er sich bei einer seiner letzten Blutabnahme heftig mit Tritten gewehrt hat. Danach hat er stark einseitig gehumpelt und seitdem trott dieses Humpeln immer wieder auf, manchmal stärker (grad wenn er lang gelegen war), an manchen Tagen gar nicht. Ich bin mir sicher, dass er wahrscheinlich oft Schmerzen deswegen hat. Meine TA hat mir damals nach der Blutabnahme Metacam für ihn gegeben! Allerdings ist das ja absolut kontraindiziert bei HCM! Gäbe es noch ein anderes Medikament was ich ihm gegen die Schmerzen geben könnte, das weder sein Herz noch seine Nieren belastet?

Vielen Dank schonmal im Voraus für Ihre Hilfe und ihre Bemühungen!

Viele Grüße, Laura
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Futter bei HCM und erhöhten Nierenwerten

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

es tut mir sehr leid von der Verschlechterung des Zustandes Ihres Katers zu hören.
Wenn Herzpatienten die Futteraufnahme reduzieren oder sogar einstellen, kann das mehrere Ursachen haben. Einerseits kann es durch die Entwässerung zu einem Verlust von Kalium über die Niere kommen. Sollte der Kaliumwert im Blut reduziert sein (Hypokaliämie), dann kann dies in Schwäche und reduzierter Futteraufnahme resultieren. Daher ist es ratsam, den Kaliumwert im Blut zu bestimmen und gegebenenfalls Kaliumglukonat zur Therapie zu ergänzen.
Andererseits kann es leider in einem weit fortgeschrittenen Stadium der Herzerkrankung zur sogenannten kardialen Kachexie kommen. Dann stellen die Tiere von allein die Futteraufnahme ein und bauen Muskelmasse ab. In diesem Fall ist es wichtig, die Katze irgendwie zur Futteraufnahme zu animieren und dem Muskelabbau entgegen zu wirken. Wenn das Nierenfutter dann nicht mehr schmeckt und lieber das Futter aus dem Supermarkt gegessen wird, dann ist das in diesem Zustand durchaus akzeptabel.
Vom Einsatz von Phosphatbindern wird abgeraten solange noch keine Erhöhung des Phosphats im Blut vorliegt.
Nicht-steroidale Antiphlogistika, wie Metacam, reduzieren die Nierendurchblutung und sollten bei einer Nierenerkrankung nicht eingesetzt werden. Alternativ kann bei orthopädischen Schmerzen bei Herz- und Nierenpatienten Pregabalin eingesetzt werden. Dieses Medikament hat jedoch auch einen leicht sedierenden Effekt.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Kater weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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