Kater mit RCM - Torasemid und Fortekor statt Furosemid und Vetmedin?

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Moderator: j.schöbel

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sfb
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Registriert: Mi Mai 04, 2022 12:17 pm

Kater mit RCM - Torasemid und Fortekor statt Furosemid und Vetmedin?

Beitrag von sfb »

Liebes LMU Team,

mein geliebter 15-jähriger Kater hat über die Osterfeiertage die niederschmetternde Diagnose restriktive Kardiomyopathie erhalten. Er wurde punktiert (212ml, Eiweiß 3g/dl) und mit schlechtester Prognose nach Hause entlassen. Uns wurde nahegelegt ihn einschläfern zu lassen, was ich jedoch nicht übers Herz gebracht habe. Eingestellt auf die Medikamente geht es ihm soweit okay: Er frisst, trinkt, schnurrt, macht Spaziergänge im Garten.

Ultraschall:
Bild der restriktiven Kardiomyopathie ggr. Perikarderguss, Vorhöfe extrem vergrößert, LA:Ao=2,2, LVHWd=0,28cm, IVSd=0,28cm, linker Diameter eng, LVDd=1,18cm, LVDs=0,7cm, FS=41%, nicht gekoppelt

Niere:
Harnstoff-Stickstoff BLUN: 37
Kreatinin CREA: 2,4
Hämatokrit: 34%

Ich bin mir unsicher was den momentanen Medikamentencocktail angeht. Er erhält:

Furosemid: Morgens 7,5mg und abends 5mg
Vetmedin 1,25mg: Morgens und abends jeweils eine 3/4 Tablette
Clapidrogel 75mg: Abends eine 1/4 Tablette

Ich habe nun mit einer befreundeten Tierärztin gesprochen und ein wenig im Internet recherchiert. Torasemid scheint das potentere Schleifendiuretika mit höherer Bioverfügbarkeit und geringerer Resistenzbildung zu sein, das wenn richtig dosiert auch für die Nieren eine gerningere Belastung darstellt.

Könnte man ihn auf Upcard 0,75mg, mit beispielsweise einer halben Tablette morgens und einer viertel abends, umstellen oder würden sie dazu nicht raten?

Auch hat er bisher von der Kardiologin keinen ACE-Hemmer erhalten. Würde Fortekor 2,5mg --> eine halbe Tablette täglich, nicht helfen Herz und Nieren zusätzlich zu entlasten?

Vielen Dank für ihre Antwort und Einschätzung!

Beste Grüße

Franziska
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Kater mit RCM - Torasemid und Fortekor statt Furosemid und Vetmedin?

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

es tut uns Leid, von der Diagnose Ihrer Katze zu hören!

Bei Katzen im Herzversagen wird Furosemid als 1. Wahl zur Therapie des Lungenödems benutzt, da es eine sehr gute Wirksamkeit zeigt und die meisten Tierärzte ausreichend Erfahrung mit dem Dosierungsspektrum haben. Außerdem ist es für diese Indikation bei Katzen zugelassen, weshalb ein Tierarzt dazu verpflichtet ist, dieses Medikament als 1. Wahl einzusetzen (anstatt Torasemid). Torasemid hat eine stärkere und längere Wirkung: Es ist insbesondere in den Fällen sinnvoll, in denen Furosemid keine ausreichende Wirkung erzielt oder etwa eine Tablettengabe zwei mal täglich nicht möglich ist.
Das bedeutet also für Ihre Katze, dass der initiale Therapiestart von Furosemid sinnvoll ist und im weiteren Verlauf bei Bedarf auf Torasemid umgestellt werden kann.

Clopidogrel wird eingesetzt, sobald die Vorhöfe vergrößert sind oder eine eingeschränkte Funktion zeigen, um das Risiko für eine Thrombembolie (Blutgerinnsel) zu senken.

Vetmedin (Pimobendan) wird derzeit nicht als Standardmedikament bei Katzen eingesetzt, kann allerdings abhängig von den Ergebnissen des Herzultraschall im Einzelfall sinnvoll sein.

Der Einsatz von ACE-Hemmern soll das RAAS hemmen und somit die Wirkung des Entwässerungsmedikaments unterstützen und die Umbauvorgänge am Herzen positiv beeinflussen. Soweit zumindest die Theorie. Praktisch zeigen Studien zwar einen geringen Vorteil im Vergleich zu Placebo, allerings ist diese Art von Medikament in Deutschland einigermaßen teuer und vor allem bei Katzen kann jede Tablette mehr dazu führen, dass es Probleme bei der Medikamentengabe gibt. Aus diesem Grund verzichten manche Tierärzte zumindest zeitweise auf die Verschreibung. Außerdem sollen ACE-Hemmer nicht im akuten Herzversagen mit instabiler Kreislaufsituation eingesetzt werden, da dann die Nierendurchblutung gestört werden kann und die Nieren noch mehr Schaden nehmen können.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze alles Gute!
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