Massive Leberwertveränderungen bei Kater mit Mitralklappeninsuffizienz

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Moderator: j.schöbel

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Magnacumlaude
Beiträge: 1
Registriert: Mi Apr 13, 2022 1:31 pm

Massive Leberwertveränderungen bei Kater mit Mitralklappeninsuffizienz

Beitrag von Magnacumlaude »

Hallo zusammen…

Seit einer vermuteten Vergiftung in freier Natur hat mein Kater Joschi eine diagnostiziere Mitralklappeninsuffizienz.

Aus der TK wurde er mit 2x tgl. 15 mg Diltiazem entlassen. Seine Atemfrequenz in Ruhe lag hierbei kontinuierlich unter 23 Zügen.

Im November 2020 kam noch 1x tgl. 1/4 Clopidogrel hinzu, da die Sono eine beginnende Aggregration vermuten ließ. Hier waren die Laborparameter alle noch im grünen Bereich, laut Blutbild.

Im Mai 2022 ist mir dann das erste Mal bewusst aufgefallen, dass Joschi abgenommen hat.

Bei der darauf folgenden tierärztliche Untersuchung wurden im Labor massiv erhöhte Leberwerte festgestellt.

Der Ultraschall ließ, laut Tierarzt vermuten, dass das Herz nicht richtig eingestellt ist und es somit zu einem Blutstau vor der Leber kommt, der die massiv schlechten Werte verursacht.

Joschi wurde daraufhin auf zweimal täglich 22,5 mg Diltiazem Retard hochtitriert. Zusätzlich dazu gibt es noch hochdosiert Mariendistel und S-förmiges Methionin Adenosil.

Seit der Erstdiagnose haben wir die Werte engmaschig kontrolliert. Sie sind leider gleich bleibend hoch, dies ist aktuell:

Bilirubin: 1.3
ALT (GPT): 1141
Alk. Phosphatase: 197
y-GT: 11
AST (GOT): 335
GLDH: 145

Alle anderen Werte, wie zum Beispiel Schilddrüse, Niere, Bauchspeicheldrüse sind im grünen Bereich!

Im Laufe der letzten Monate haben wir noch zusätzliche Diagnostik betrieben:


* Parasitenprofil, Giardien, Trichomonaden
* Nahrungsausnutzung
* Chimotrypsin
* Bakteriologische Kotuntersuchung

➡️ alles komplett unauffällig!


Dass die erhöhten Leberwerte durch das Clopidogrel, das November 2020 mit in die Therapie aufgenommen worden ist, zurückzuführen sind, hält die Tierärztin für sehr unwahrscheinlich.
Laut Fachinformation ist Clopidogrel jedoch bei schweren Leberfunktionsstörungen kontraindiziert?

Bevor wir zur letzten Instanz übergehen und eine Leberbiopsie durchführen, würde ich gerne noch Ihre Meinung zu diesem Thema hören!

Haben Sie schon Erfahrungen gesammelt mit Leberwertveränderungen unter Clopidogrel/Diltiazem?
Welche Ursachen könnten noch infrage kommen?
Gibt es eine wirksame Alternative zu Clopidogrel?
Wie wäre in diesem Fall Ihre weitere Vorgehensweise?

Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung,
Viele Grüße
Anja
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Massive Leberwertveränderungen bei Kater mit Mitralklappeninsuffizienz

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

wir können im Rahmen dieses Forum keine Bewertung externer Fälle vornehmen und dementsprechend auch keine Therapieempfehlungen geben.

Generell kann man zu Clopidogrel sagen, dass es als inaktive Form gegeben wird, welche erst in der Leber zu seiner aktiven Form umgewandelt wird. Dies wird von einer bestimmten Gruppe von Enzymen metabolisiert (Cytochrom P450), welche ebenfalls für die Verstoffwechslung vieler anderer Medikament wichtig sind. Aus diesem Grund kann es zu Kreuzreaktionen mit anderen Medikamenten kommen, wenn diese über die selben Enzyme verstoffwechselt werden.
Der Grund, warum man Clopidogrel bei einer geschädigten Leber nicht geben soll ist also nicht, dass es selbst weiter die Leber schädigt, sondern dass es möglicherweise nicht mehr zu seiner aktiven Form umgewandelt werden kann und somit wirkungslos ist.

Diltiazem wiederum kann in manchen Fällen zu Leberwerterhöhungen führen. Wegen der unvorhersehbaren Pharmakokinetik sollten bei Katzen keine extended release Präparate (= Retard) genutzt werden. Die derzeitige wissenschaftliche Position empfiehlt den Einsatz von Diltiazem nur zur Therapie schwerer supraventrikulärer Rhythmusstörungen bei Katzen. Ein genereller Nutzen bei Herzerkankungen ist nicht bewiesen.


Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze alles Gute!
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