Mitralendokardiose Verschlechterung Vetmedin

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Moderator: j.schöbel

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augentrick
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Registriert: Di Aug 23, 2011 12:06 pm

Mitralendokardiose Verschlechterung Vetmedin

Beitrag von augentrick »

Hallo, ich mache mir ziemliche Sorgen um meinen ca. 4,5 jährigen Wasserhund-Mix Otto. Vor ca. einem halben Jahr war der Hund mit Anaplasmose infiziert und nachdem ich in der Tierklinik erzählte, Otto sei nach Anstreungung schon zweimal umgekippt, wurde per Ultraschall eine Mitralklappeninsuffizienz festgestellt und ein entwässerndes sowie ein blutdruck senkendes Mittel als "Kann-Medikation" verordnet. Meinem Hund ging es sofort drastisch schlechter: Ständiges Pinkeln, literweise Trinken und Hecheln auch noch nach bis zu 3 h Ruhe. Ich habe beide Medikamente nach ca 10 Tagen wieder ausgeschlichen.

Vor ein paar Wochen haben wir eine neue Tierarztpraxis bei uns in der Nähe - so müssen wir für den Kleinkram nicht immer die weite Strecke zur Klinik fahren - besucht und dort den Hund, samt Befund der Tierklink vorgestellt. In dieser Praxis kann kein Ultraschall durchgeführt werden, aber nach einer "kleinen" Untersuchung hat die Ärztin nun Vetmedin, 2 x täglich je 3,75 mg (bei 14,5 kg Körpergwicht) testhalber verordnet. Die ersten 10 Testtage waren heute um und wir haben Otto heut wieder vorgestellt. Mein laienhafter EIndruck ist, dass es dem Hund deutlich schlecher geht als vor Vetmedin: Auch nach stundenlanger Ruhe am Abend ist die Atemfrequenz sehr hoch, auch wenn er nicht hechelt. Ich habe ca. 100 Atemzüge / min. (bei geschlossenem Fang) gezählt. Die Ärztin meinte nun, der Hund könne auch Herzwürmer haben als mögliche Ursache seiner Schwäche. Mir kommt diese Vermutung merkwürdig vor, da der Test auf Dirofilaria bereits vor drei Jahren, nachdem der Hund aus Portugal nach Deutschland kam, negativ war. Er müsste sich also in der Zwischenzeit hier in Deutschland infiziert haben???

Ohne einem Fachmann zu nahe treten zu wollen, machen mich die neuen Aussagen und Vermutungen eher stutzig als dass sie mich beruhigen. Deshalb hier - endlich - meine Frage: Wäre es nicht klüger, eine neue Ultraschall-Kontrolle in der Klinik vornehmen zu lassen als nun blind nach neuen Ursachen für seine Mattigkeit zu suchen? Schließlich ist der Schall-Befund ja sonnenklar.

Vielleicht sollt ich noch erwähnen, dass es auch hier bei uns sehr heiß ist seit ein paar Tagen und Otto natürlich schon immer gelitten hat bei solchem Wetter. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass er auch die ganze Nacht, in einem realtiv kühlen Raum, so kurz geatmet hat …


Vielen Dank für einen Rat,
Vera
p.holler
Beiträge: 390
Registriert: Mo Aug 01, 2011 9:03 am

Re: Mitralendokardiose Verschlechterung Vetmedin

Beitrag von p.holler »

Hallo Vera,

eine Synkope (=kurzfristige Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Blut - wenn der Hund "umfällt") kann verschiedene Ursachen haben - auch eine hochgradige Mitralklappenendokardiose. Es kommen jedoch auch beispielsweise Herzrhythmusstörungen, metabolische Imbalancen, bzw. neurologische Probleme als Differentialdiagnosen in Frage.
Natürlich kann die Kurzatmigkeit auch durch eine Lungenerkrankung bedingt sein. Oft bietet die klinische Untersuchung Hinweise auf die vermutete Lokalisation des Problems.

Zur Medikation ist zu sagen, dass falls Ihr Hund bereits dekompensiert hat, d.h. Wasser auf der Lunge hatte, dann ist ein entwässerndes Medikament das Mittel der Wahl. Dadurch werden die Nieren stimuliert und es kommt zu einem vermehrten Ausscheiden von Flüssigkeit und folglisch auch zu mehr Durst. Das vermehrte Pinkeln ist durch die Medikamente bedingt und "normal".
Bei Vetmedin handelt es sich um ein Medikament welches die Pumpkraft des Herzmuskels steigert und zusätzlich in der Lunge die Gefäße erweitert. Es wird vor allem bei Herzerkrankungen mit Pumpschwäche eingesetzt. Ebenso kommt es manchmal bei Lungenhochdruck zum Einsatz.
Ohne die genauen Befunde und die Messwerte zu kennen, kann ich Ihnen leider hier keine Empfehlung bezüglich der Medikation aussprechen.

Wie auch schon Ihre Tierärztin angesprochen hat, können auch Parasiten eine ähnliche Symptomatik verursachen. Dirofilariose ist vor allem in mediteranen Gebieten sehr verbreitet. Abhängig vom verwendeten Testsystem kann es sein, dass die Herzwürmer erst ca 60 Tage nach der Infektion nachgewiesen werden können. Somit bleiben manchmal Infektionen lange Zeit unbemerkt. Außerdem gibt es Studien, die besagen, dass auch hier in Deutschland bereits einige Infektion eingetreten sind.

Wie schon eingangs erwähnt kommen diverse Ursachen für die beschriebene Schwäche und Kurzatmigkeit in Frage. Der Herzultraschall bietet die Möglichkeit die Herzerkrankung genau einzustufen und auch die Medikation optimal anzupassen und ist somit sicher anzuraten.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Holler
Abteilung für Kardiologie
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
augentrick
Beiträge: 2
Registriert: Di Aug 23, 2011 12:06 pm

Re: Mitralendokardiose Verschlechterung Vetmedin

Beitrag von augentrick »

Hallo Dr. Holler,


vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Inzwischen habe ich mit der Klinik telefoniert und nachher einen Termin. Leider ist eine der beiden Kardiologinnen in Urlaub, die zweite ausgebucht. Ich hoffe, dass wir dennoch Hilfe bekommen werden.


Lieben Dank,
Vera
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