Bluthochdruck bei einer Katze

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Moderator: j.schöbel

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Dahlia

Bluthochdruck bei einer Katze

Beitrag von Dahlia »

Guten Abend zusammen,

meine Katzendame ist schätzungsweise 17-18 (möglicherweise aber auch schon älter) Jahre jung. Sie kam zu mir vor etwa 10 Jahren mit einem starken Übergewicht. Kurz darauf wurde bei ihr Diabetes Typ II festgestellt. Ihre Diagnose führte Jahre später zu einem hohem Blutdruck. Leider erst dann festgestellt, als sie angefangen hat, schlechter zu sehen. Zu Bestätigung der Diagnose gab es eine Blutdruckmessung. Das war vor etwa 3 Jahren.

Seit dem bekommt sie abends 1/4 Norvasc 5 mg (auch Generika und Amodip ausprobiert, Norvasc schien am besten anzuschlagen).
Bis April diesen Jahres konnte sie noch Konturen erkennen, sah Kontraste hell/dunkel. Im April hat sie ihr Augenlicht leider gänzlich verloren und ist jetzt zu 100% blind.

Jetzt bekam sie trotz Medikation in ein Auge Einblutungen. Dies deute ich als einen (weiteren) Blutdruckanstieg. Im Nachhinein verstehe ich, dass der Blutdruck scheinbar bereits da anstieg, als sie komplett blind wurde (bzw. schon vorher) :-(

Wie kann ihr noch geholfen werden?
Darf die Dosierung erhöht werden (dann auf wie viel, wenn ihr Gewicht zwischen 3,5 und 4 kg pendelt)?
Kann die Einblutung vom Körper abgebaut werden? Ist diese (sehr) schmerzhaft für sie? :-(

P.S. Seit einem Jahr hat sie aus unbekannten Gründen FLUTD (Ergebnis der Kultur - sterile Blasenentzündung). FLUTD Anfälle sind recht häufig gewesen. Vermutet wurde der Stress bzw. Panikattacken. Was die Stressquelle für sie dabei war oder auch immer noch ist, ist unklar. Vermutet wird ihre eigene Ängstlichkeit, denn sie war schon immer sehr ängstlich und ist nur bei uns, mir und meinem Mann, sehr zutraulich. Evtl. wurde ihre Angst durch die Blindheit getriggert (wir selbst sind sehr ruhige Menschen und laden auch keinen Besuch nach Hause ein).
Zur Schmerzlinderung bei FLUTD Anfällen bekam sie Metacam. Kann Metacam der Auslöser für weiteren Blutdruckanstieg (und somit auch für die komplette Erblindung) sein?

P.P.S. Trotz ihrer Situation schlägt sich meine Kleine recht wacker. Sie wirkt munter und fit (sofern man unter diesen Umständen fit wirken kann), hat sogar die Tage zu meiner eigenen Überraschung, ohne dass sie etwas sehen kann, mit einem Schnürsenkel gespielt (!). Sie hat guten Appetit, so kann es manchmal sein, dass sie nachts 150 gr. Futter verdrückt. Sie ist klein und wiegt nicht viel, aber sie frisst zwischen 200-250 g evtl manchmal auch 300 g Nassfutter am Tag (vorwiegend zu 90% Animonda Diabetes Futter mit dem Harn pH 6,5-6,8, das Futter ist immer frei zugänglich, sie frisst es etappenweise).
j.friederich
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Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Bluthochdruck bei einer Katze

Beitrag von j.friederich »

Guten Abend,

es tut mir sehr leid von der Erkrankung Ihrer Katze zu hören.
Bei Katzen mit systemischer Hypertension stellt der Wirkstoff Amlodipin (wie im Falle Ihrer Katze in Form von Novarsc) das Medikament der Wahl dar. Die adäquate Dosierung lautet 0,1 - 0,25mg/kg Körpergewicht einmal täglich. Dies kann in schwerwiegenden Fällen auf bis zu 0,5mg/kg Körpergewicht einmal täglich erhöht werden. Diese Dosisanpassung sollte jedoch immer gleichzeitig mit regelmäßigen Blutdruckkontrollen stattfinden. Sollte die Dosierung mit Amlodipin alleine nicht ausreichend sein, wird die Kombination mit einem Angiotensin-Rezeptor-Blocker (Telmisartan (Semintra)) oder eines ACE-Hemmers (beispielsweise Fortekor) empfohlen, wobei Telmisartan bevorzugt wird. Eine Anpassung der Therapie sollte jedoch immer mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden.

Ein hoher Blutdruck kann neben den Augen auch Schäden am Herzen, dem Gehirn oder an der Niere verursachen. Eine beeinträchtigte Nierenfunktion kann wiederum ebenfalls zu einer Erhöhung des Blutdruckes führen. Metacam ist ein nicht-steroidales Antiphlogistikum, welches nephrotoxisch wirken kann und somit die Nierenfunktion weiter beeinträchtigen und dadurch zu einer Erhöhung des Blutdruckes führen kann. Daher sollte bei Patienten mit Bluthochdruck immer auch eine Abklärung der Nierenfunktion (Blut- und Urinuntersuchung, Bauchultraschall) durchgeführt werden.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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