Pulmonale Hypertension Hundeseniorin

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Moderator: j.schöbel

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Jadine

Pulmonale Hypertension Hundeseniorin

Beitrag von Jadine »

Hallo! Die Vorgeschichte ist etwas länger. Meine 13 Jahre alte Mischlingshündin (10kg) hatte in der Herauskultation nie auffälligkeiten und auch keine Symptome die auf eine Herzerkrankung schließen lassen. Im Juli diesen Jahres litt sie dann an einem Durchfall welcher ca 7Tage andauerte (Endoparasiten u. Giardien negativ). Danach entwickelte sie am After Analfisteln welche bis heute anhalten und mit Protopic Salbe behandelt werden. Ab August wurde sie dann zunehmend kurzatmiger, niemand wollte das so richtig ernst nehmen. Man sagte mir das wären die Schmerzen wegen dem After. Wegen bestender Mammatumor wurde ein Abomen Ultraschall gemacht, welcher unauffallig war. Beim Röntegn der Lunge waren keine Metastasen zu sehen nur etwas erweitere Lungengefäße. Wir fingen dann an Prednisolon zu geben (1mg/kg KGW 1xtägl). Davon wurden dann die Fisteln etwas besser, aber die Atmung nicht. 3Tage später war die Atmung so schlecht das ich Angst hatte sie würde in diesem Zustand die Nacht nicht überleben. In der Klinik war die Atmung aber immer etwas besser als in Ruhe zuhause. Trotzdem wurde auf mein drängen und den Hinweis das die Schleimhäute immer im wechsel weiß (fast schon Zyanotisch bläulich) und dann wieder rosig sind, ein Herzultraschall gemacht. Dabei stellte sich raus, das sie an einer Pulmonalen Hypertension leidet. Da das Röntgenbild aber nicht nach einer Lungenfibrose aussieht, und in der linken Herzkammer eine masse gesehen wurde dachte man an Parasiten. "Leider" sind aber alle Untersuchungen hierzu negativ (D.immitis AG + Knott Test, Angiostrongylus vas. AG, Lungenwürmer Lavenauswanderunsverfahren). Sie bekommt jetzt Sindeafil nach Dosierungsempfehlung der Klinik: 6,25mg für 10Kg 2xtägl.. Erst wurde es schnell besser, aber jetzt verstärken sich die Symptome in den letzten 3Tagen wieder zunehmend. Die Behandelnde Ärztin bekomme ich nicht ans Telefon. Ich wüsste gern ob die Dosierung richtig ist, und ob sie evtl. noch erhöht werden kann? Was kann ich noch an Diagnostik machen? Der Hund hatte zu beginn der Symptome eine ganz leichte Anämie und bekamm aufgrund eines erhöhten Anaplasmen Titers ein paar Tage Doxycylin (Fieber hatte sie nie!) aber davon hatte sie starke Nebenwirkungen und es wurde wieder abgesetzt weil die Klinik eine Anaplamose für unwahrscheinlich hielt. Wegen eines erhöhten CRP (52,9 mg/l) bekam sie danach ca 10Tage (ab Sept.) Amoxi+Clavulan, die erhöhnung wurde aber auf die Fistel geschoben. Das Rote Blutbild hat sich erholt und war fast wieder im norm bereich. Sie bekommt weiterhin Predni (nur noch 7.5mg pro 10kg KGW 1xtägl.) weil damit die Fistel endlich ein wenig abheilt. Ich weiß nicht mehr was ich noch tun kann und wo die Urasche liegt. Im August war in der Auskultation noch nichts zu hören, ebenso anfang September. Mitte September hörte der Kardiologe dann ein leichtes Klappengeräusch. 3Tage später hörte die Tierärztin vom anfang (ohne von der Aussage des Kardiologen zu wissen) dann plötzlich ein deutliches Herzgeräusch. Ist eine so schnelle entwicklung möglich? Ich bitte um Tipps bzgl. Dosierung, Medikamenten und weiterer behandlungs/untersuchungs empfehlungen. Ich weiß sie ist alt, aber sie schnauft ganz schrecklich, das tut mir so leid! zu allem überflussbekommt sie jetzt auch noch Durchfall, ich hoffe es kommt nur durch das Prednisolon. Bitte entschuldigen sie den langen Text.
(Auslandaufenthalt: Sept 2019 Österreich + Slowenien (mit Advantix und Milbemax)
j.friederich
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Re: Pulmonale Hypertension Hundeseniorin

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

es tut mir sehr leid, von der Erkrankung Ihres Hundes zu hören.

Eine pulmonäre Hypertension bezeichnet einen erhöhten Druck in den Gefäßen der Lunge. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Eine angeborene Herzerkrankung, die aufgrund einer vermehrten Zirkulation in den Lungengefäßen zu einer Erhöhung des Lungendrucks führt --> der diagnostische Nachweis erfolgt mittels Herzultraschall.
2. Eine Linksherz-Erkrankung, die aufgrund eines Rückstaus des Blutes in die Lungenvenen und -kapillaren den Druck in der Lunge erhöht --> der diagnostische Nachweis erfolgt mittels Herzultraschall.
3. Eine strukturelle Erkrankung der Lunge selbst, wie eine Lungenfibrose, Bronchitis, Pneumonie usw. --> der diagnostische Nachweis erfolgt mittels Röntgenbild des Brustkorbes oder weiterer invasiver Maßnahmen (Bronchoskopie, Bronchoalveolar-Lavage).
4. Ein Thrombus, der die Lungengefäße verlegt und dadurch den Druck in der Lunge erhöht. Dies kann aufgrund einer systemischen Erkrankung, die eine erhöhte Thrombenneigung zur Folge hat (wie beispielsweise Morbus Cushing) oder aufgrund von Parasiten in den Lungengefäßen (wie Lungen- oder Herzwürmer) entstehen --> diagnostisch können einerseits Parasiten (D. immitis AG, Angiostrongylus Auswanderungsverfahren) oder mittels Thrombelastogramm und Nachweis der D-Dimere eine erhöhte Neigung zur Thrombenbildung nachgewiesen werden.
5. Multifaktorielle Genese, das heißt, es liegen mehrere Ursachen zugrunde.
In einigen Fällen ist die pulmonäre Hypertension auch idiopathisch, das heißt, dass keine genaue Ursache dafür gefunden werden kann.
Die Progression und Prognose der Erkrankung ist abhängig von der zugrunde liegenden Ursache.

Die Standard-Dosierung des Sildenfafils lautet 1-2 mg/kg Körpergewicht 2x täglich. In sehr schlimmen Fällen kann die Dosierung auf bis zu 3 mg/kg Körpergewicht 3x täglich erhöht werden. Des Weiteren kann die Therapie in einigen Fällen noch durch Pimobendan ergänzt werden.
Bitte besprechen Sie eine mögliche Anpassung der Dosis mit Ihrem behandelnden Tierarzt.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Hündin weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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