Medikamente bei Endokardiose/Bradykardie?

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Moderator: j.schöbel

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Sonja
Beiträge: 2
Registriert: Fr Jun 18, 2021 3:34 pm

Medikamente bei Endokardiose/Bradykardie?

Beitrag von Sonja »

Hallo liebes LMU-Team,

ein Ultraschall bei meiner 11 Jahre alten und 3,5 kg leichten Bolonka-Hündin ergab folgende Diagnose:

Hgr. Endokardiose, nur ggr. Vorhofvergrößerung links (LA/Ao 1,4, LA/RA 1,5, LV/LA ca. 2,0), linke Kammer und rechtes Herz obB, keine Kongestionserscheinungen, hgr. Verdickung der Mitralklappensegel mit Prolaps (ca. 3 mm) und mgr.-hgr. Mitralklappeninsuffizienz (breiter Jet, trifft HW LAS, MVI 5,7 m/s), trotz Bradykardie gute Myokardtätigkeit (FS 33 %) bei homogenem Myokard und physiologischen Wandstärken, keine weiteren Insuffizienzen, keine Stenosen, kein Perikarderguss, kein Pleuraerguss; keine Neoplasie an der Herzbasis, kein kongentialer Defekt, Monitor: Bradykardie HF 120/Min., Sinusrhythmus, keine Arrhythmie (sehr aufgeregt!).

Zum Untersuchungszeitpunkt werden die kardialen Veränderungen noch weitgehend kompensiert, und es zeigt sich keine Auswirkung der Bradykardie am Herz. Es besteht heute keine Gefahr eines Lungenödems.

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir mitteilen könnten, ob in diesem Fall eine Medikation (z.B. Cardalis) erforderlich ist.

Vielen Dank und und herzliche Grüße!
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Medikamente bei Endokardiose/Bradykardie?

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

generell können wir im Rahmen dieses Forums keine Befunde interpretieren, die durch andere Kardiologen erhoben worden sind. Dementsprechend können wir auch keine individuellen Therapievorschläge geben.
Bei einer Mitralklappenendokardiose wird derzeit ab dem Stadium B2 (Vergrößerung des linken Ventrikels und des linken Atriums) mittels Pimobendan therapiert.
Ob die Herzfrequenz als behandlungswürdig erachtet wird, hängt von verschiedenen Faktoren (z.B. Symptomen) ab.

Bitte besprechen Sie mit dem behandelnden Tierarzt/Tierärztin, ob in diesem Falle eine Therapie notwendig ist.

Wir wünschen alles Gute!
Sonja
Beiträge: 2
Registriert: Fr Jun 18, 2021 3:34 pm

Re: Medikamente bei Endokardiose/Bradykardie?

Beitrag von Sonja »

Hallo,
vielen Dank für Ihre Antwort.

Die Kardiologin hat Cardalis empfohlen. Nun habe ich aber in diesem Forum gelesen, dass dieses Medikament bei einer Herzklappeninsuffizienz nicht wirklich zielführend sein soll. Ich bin daher etwas verunsichert.
Sie schreiben, dass ab dem Stadium B2 mit Pimobendan therapiert wird. Da ich Laie bin, kenne ich mich leider nicht aus. Könnte man aufgrund des Befundes meine Hündin schon in B2 einordnen? Symptome (z.B. Husten, Leistungsschwäche ect.) zeigt sie noch keine.

Vielen Dank für Ihre Antwort und liebe Grüße!
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Medikamente bei Endokardiose/Bradykardie?

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

die Kardiologin kann anhand der Messwerte (auf das Gewicht bzw. Körpergröße normalisiert) sehen, ob das Herz zu groß ist (Stadium B2). Hierbei sind insbesondere die enddiastolischen Messungen des linken Ventrikels (LVIDdN und Simpson-Messungen) ausschlaggebend sowie die Größe des linken Vorhofs.

Die EPIC Studie hat gezeigt, dass Hunde, die Pimobendan erhalten im Schnitt 1228 Tage bis zum ersten Herzversagen lebten. (Placebo-Gruppe: 766 Tage).
Die DELAY-Studie hat untersucht, ob Cardalis das Auftreten von Herzversagen bei Hunden mit Mitralkalppenendokatrdiose hinauszögern kann. Hier konnte kein Verlängerung der asymptomatischen Phase erzielt werden.
Aufgrund dieser deutlichen Unterschiede empfehlen wir den Einsatz von Pimobendan ab dem Stadium B2. Ob Cardalis zusätzlich zu Pimobendan einen positiven Effekt hat, wurde bisher nicht untersucht.
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