Vetmedin oder Cardalis

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Esther

Vetmedin oder Cardalis

Beitrag von Esther »

Liebes Tierkardiologie Team,
meine Cavalierhündin 7 Jahre und 7,6 kg wurde letzte Woche nachdem mir vermehrtes hecheln aufgefallen war mit einer linksseitigen Mitralklappeninsuffiziens ,Systolikum 3-4 /6 und im Stadium B2 diagnostiziert. Schleimhäute, Puls, KFZ normal. Sono EKG: Sinusrythmus mit normaler Frequenz.
Keine Lungenstauung z.Z. Blutdruck normal, linke Kammer ist leicht zu groß, linksventrikuläre Volumen leicht erhöht,
myokardiale Funktion noch normal. Ich habe die Kleine vor 6 Monaten übernommen. Sie soll als Therapievorschlag Vetmedin 2 täglich 1 1/2 von 1,25mg bekommen. Doch mein Tierarzt meinte das wäre zu früh und ich soll ihr Cardalis 2,5mg 1 mal täglich geben. Nun bin ich sehr verunsichert. Was würden Sie empfehlen? (beim Cardalis ist der Prilactone Anteil auch höher als die Einzeldosis vom Gewicht her?)
Vielen lieben Dank
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Vetmedin oder Cardalis

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

bei der Mitralklappenendokardiose handelt es sich um eine altersbedingte Verdickung der Mitralklappe (Klappe zwischen linkem Vorhof und linker Kammer), welche vorallem bei kleinen Hunderassen auftritt. Infolgedessen wird die Klappe undicht und es strömt bei jeder Kontraktion des Herzens Blut zurück in den Vorhof. Folglich vergrößert sich der linke Vorhof und auch die linke Herzkammer und es kommt im weit voran geschrittenen Stadium zum Rückstau in die Lunge mit der Ausbildung eines Lungenödems ("Wasser auf der Lunge").
Eine große Studie hat ergeben, dass wenn man eine Therapie mit Pimobendan (Vetmedin) zum Zeitpunkt der Herzvergrößerung startet (Stadium B2, wie im Falle Ihrer Hündin), dass sich die Zeit bis zum Auftreten eines Lungenödems um mindestens 15 Monate verlängert. Daher ist der Einsatz von Vetmedin in diesem Stadium absolut indiziert.
Eine weitere Studie konnte keinen Benefit durch den Einsatz eines ACE-Hemmers (wie ein Bestandteil von Cardalis) im gleichen Stadium ohne gleichzeitigen Einsatz von Pimobendan feststellen. Daher wird vom alleinigen Einsatz eines ACE-Hemmers in diesem Stadium abgeraten. Eine Kombination beider Medikamente ist möglich, es konnte jedoch auch kein Vorteil durch den zusätzlichen Einsatz eines ACE-Hemmers festgestellt werden.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Hündin weiterhin alles Gute!
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Esther

Re: Vetmedin oder Cardalis

Beitrag von Esther »

Liebes Tierkardiolgie Team,
Vielen Dank für die für mich aufschlussreiche Antwort.
Ich habe das Cardalis noch nicht gegeben , und meine Hündin kommt mit dem Vetmedin gut klar.
Allerdings hätte ich noch eine Frage , ob sie zum Vetmedin z.b. Furosemid o ä. dazu nehmen sollte. Lungenstauung liegt noch nicht vor.
Vielen lieben Dank
J.Eberhard
Beiträge: 114
Registriert: Sa Jul 06, 2019 9:30 am

Re: Vetmedin oder Cardalis

Beitrag von J.Eberhard »

Hallo,

die Gabe von entwässernden Medikamenten wie Furosemid ist erst indiziert, wenn es aufgrund eines Herzversagen zu einem Lungenödem (so. "Wasser auf der Lunge") gekommen ist. Es liegen keine Studien vor, die einen früheren Einsatz empfehlen.
Deshalb ist es wichtig, täglich die Ruheatemfrequenze zu zählen: Diese sollte im Schlaf bei höchstens 30 Atemzügen pro Minute liegen. Sollte sich die Ruheatemfrequenz erhöhen oder Symptome wie Husten oder Atemnot auftreten sollte ein Tierarzt konsultiert werden und ggf. eine entwässernde Therapie gestartet werden.

Wir wünschen Ihnen alles Gute!
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