Punktion des Bauchwassers sinnvoll?

[Casa_Azul]

Hallo,

lebe mit Mann und Tieren in der Karibik.

Anfang Mai wurde bei meiner Dobi-Dame Aisha (geb. 24.11.04) per EKG und Ultraschall DCM im Endstadium festgestellt. Falls notwendig oder von Interesse können Screenshots des US und Berichte, Blutbilder etc. per Mail zugesandt werden.

Nach medikamentöser Einstellung ging es ihr bis vor ca. 1 Woche recht gut. Seitdem lagert sie - trotz erhöhter Diuretikagabe - vermehrt Bauchwasser ein. Sie trinkt dreimal so viel wie sie ausscheidet. Dieser Zustand behindert und schmerzt sie stark beim Laufen, Liegen und Atmen.

Ist eine Punktion des Bauchwasser sinnvoll? Wenn ja, wie oft und wieviel pro Durchführung? Kann dies zu weiteren Komplikationen führen, wie z. B. Infektionen an der Einstichstelle (Tropenklima)?

Leider ist es so, daß der Kardiologe 70 km entfernt ist (2 Stunden Fahrt über Schlagloch-Serpentinen) und für ihn der Hund bereits tot ist. Die näher verfügbaren "Tierärzte" sind nicht vertraut mit kardiologischen Fällen und so muß ich mich halt selbst informieren.

Möchte meiner Maus die letzte Zeit so angenehm wie möglich gestalten.

Sonnige Grüße
aus der
Casa Azul

[baumhaus]

Hallo,

eine Punktion des Bauchwassers ist auf jeden Fall angezeigt, wenn mit der Diurese allein nicht das gewünschte Ziel erreicht werden kann.  Wie oft und wie viel ist natürlich vom Tier abhängig. Wie so oft gilt: so selten wie möglich, so oft wie nötig.
Eine Infektion ist natürlich immer möglich, sollte aber, wenn der TA alles korrekt durchführt, nicht sehr risikoreich sein. Das wichtigste ist, es dem Tier so angenehm wie möglich zu machen. Und eine Dekompensation erfordert sofortiges Handeln.
Welche Diurese-Medikamente in welcher Dosierung bei welchem Gewicht bekommt sie denn?
Wenn Furosemid in der Höchstdosis nicht mehr ausreicht, dann kann man noch HCT und/oder Spironolacton mit oft verblüffenden Resultaten hinzufügen. Wichtig ist die Kontrolle der Elektrolyte und Nierenwerte. Dass ein Hund unter Diurese vermehrt trinkt, ist normal.

Alles Gute für Aisha!

[Casa_Azul]

Vielen Dank für die schnelle Antwort.

Aisha wiegt ca. 30 kg und bekommt täglich folgende Medis:
2 x 5 mg Vetmedin
2 x 1/2 Tabl. Cardalis 10/80
3 x 2 Tabl. Furosemid 40 mg (seit gut 1 Woche, vorher 2 x 1 Tabl.)
2 x 1 Tabl. HCT 25 mg (seit gut 1 Woche, vorher 2 x 1/2 Tabl.)
sowie Solidago, Echinacea, Flor de Piedra, Omega3, Vitamin B komplex für Leber und Nieren.

Die Nieren- und Leberwerte sind sehr schlecht und die hohen Dosen der Diuretika verschlimmern dies noch mehr. 

Wie lange ist die hohe Dosis Furosemid vertretbar ohne ein Versagen der Nieren auszulösen? 

Werde gleich die Punktion durchführen lassen und sehen inwieweit es Erleichterung bringt. Hab ein wenig Sorge, das es richtig gemacht wird und keinen zusätzlichen Schaden anrichtet. Sorry, aber die Tierärzte hier 

Sonnige Grüße
aus der
Casa Azul

[andrealeithner]

Hallo!
Eine Punktion des Aszites (Bauchwassers) ist in jedem Falle empfehlenswert, da auch mit erhöhter Gabe von Diuretika (Entwässerungsmedikamenten) der Körper es nicht schafft, die Menge an Aszites schnell auszuscheiden und es, wie Sie beschreiben, für ihre Hündin ein sehr unangenehmer Zustand ist.
Bei uns in der Klinik werden sehr häufig Punktionen von Aszites durchgeführt und es treten in der Regel keine Komplikationen an der Punktionsstelle auf. Ob unter tropischem Klima hierbei Probleme zu erwarten sind, können ihnen am besten die Tierärzte vor Ort sagen. Durch möglichst antiseptisches Arbeiten (wie zum Beispiel Ausscheren und Desinfektion der Punktionsstelle) kann diesen vorgebeugt werden.
Wie viel Aszites genau abgezogen werden soll ist individuell und auch abhängig von der geschätzten Gesamtmenge und kann am besten durch den Tierarzt vor Ort beurteilt werden. Generell ist es aber so, dass man nicht den kompletten Aszites abzieht, sondern immer eine kleinere Restmenge belässt, da es sonst zu einer Art "Sogwirkung" kommen und wieder vermehrt Aszites nachlaufen kann.
Der Aszites kann falls nötig durchaus mehrere Male abgezogen werden. 
Das vermehrte Trinken (Polydipsie) und Pinkeln (Polyurie) ihres Hundes kann einerseits eine Nebenwirkung der entwässernden Medikamente sein, andererseits auch durch eine möglicherweise zusätzliches Nierenproblem verstärkt werden. Es ist aber normal, dass Tiere, die entwässernde Medikamente bekommen mehr Trinken und auch mehr Flüssigkeit ausscheiden.
Aisha ist zur Zeit mit den Vetmedintabletten noch recht niedrig für ihr Gewicht dosiert. So könnte hier beispielsweise noch eine Erhöhung der Dosierung vorgenommen werden auf Vetmedin 5 mg 2 Tbl. 2x täglich (oder alternativ Vetmedin 10 mg 1 Tbl. 2x täglich).
Falls es nötig sein sollte, könnte auch noch in Absprache mit ihrem Tierkardiologen eine Erhöhung der Furosemidgaben gemacht werden, allerdings muss dies genau in Abstimmung mit den Laborwerten entschieden werden. Wann der Zeitpunkt da ist, wo die Gabe der Diuretika aufgrund der Nierenwerte nicht weiter erhöht werden kann, kann ihr betreuender Tierarzt am besten entscheiden auch in Verbindung mit der klinischen Untersuchung ihres Tieres und dem Vorbericht (Futteraufnahme, Verhalten etc.). Wir können leider aus der Ferne ohne das Tier selbst untersucht zu haben, dies nicht beurteilen.
Generell sind jedoch unter entwässernder Therapie regelmäßige Blutwertkontrollen ratsam. Hierbei sollte auch auf die Elektrolyte geachtet werden, insbesondere das Kalium. Da dies unter Diuretikagabe oft oral supplementiert werden muss.
Zusätzlich können Sie auch täglich den Bauchumfang ihrer Hündin messen und bemerken so bereits schnell erneute Zunahmen aufgrund von Aszites. Des weiteren sollten Sie auch täglich die Ruheatemfrequenz ihrer Hündin zählen, indem Sie ein Mal Heben und Senken des Brustkorbes als einen Atemzug zählen. Diese sollte dauerhaft nicht über 45 Atemzügen pro Minute liegen. Sollte diese dauerhaft erhöht sein, raten wir Ihnen einen Tierarzt aufzusuchen, da dies ein Hinweis auf ein Lungenödem (Flüssigkeitsrückstau in die Lunge) oder auch auf Thoraxerguss (Flüssigkeit zwischen Lunge und Brustkorb) sein kann.
Wir wünschen Aisha alles Gute!
Viele Grüße
A. Leithner

[Casa_Azul]

Hallo Frau Leithner,
herzlichen Dank für Ihre rasche Antwort.

Wir haben am Montag morgen ca. 1 Liter blutiges Bauchwasser abgezogen. Verbliebene geschätzte Restmenge ca. 1 weiterer Liter. Es wurde sowohl links als auch rechts punktiert. Die Einstichstelle auf der linken Seite hat sich noch nicht geschlossen, es tropft weiter Wasser-Blut-Gemisch heraus. Außerdem hat sich über Nacht eine zusätzliche "Beule" von der Bauchmitte bis zum Brustkorb gebildet, die sich beständig weiter zu den Vorderbeinen ausbreitet. Das vorsichtige Drücken dieser "Beule" ist Aisha unangenehm und behindert sie beim Liegen mehr als ihr "Wasserbauch".

Was hat das zu bedeuten? Wurde zuviel oder zu schnell Flüssigkeit abgezogen?

Warum ist das Bauchwasser blutig?

Aisha geht es relativ gut. Sie frißt, trinkt und ist aufmerksam. Wie gehabt, tut sie ohne mich keinen Schritt nach draußen, es sei denn, die anderen Hunde im Haushalt "schlagen Alarm".

Gemäß Ihrer Empfehlung habe ich das Vetmedin auf 2 x 2 Tabl. 5 mg erhöht.

Ich warte nun mal ab, inwieweit der Bauchumfang stabil bleibt oder sich erneut vermehrt.

Falls es bei der Beurteilung der Nieren- und Leberfunktion von Aisha hilft, kann ich Ihnen gerne die Laborberichte per PN oder Mail zukommen lassen.

Danke für Ihre ausführliche Beratung.

Sonnige Grüße
aus der
Casa Azul

[andrealeithner]

Hallo!
Das sich die Einstichtstelle auf der linken Seite noch nicht geschlossen hat und weiter Sekret heraus tropft ist abnormal. Es ist zwar durchaus möglich, dass direkt nach der Punktion noch ein wenig Sekret abtropft, jedoch sollte dies innerhalb kurzer Zeit wieder aufhören.
Die zusätzliche "Beule" die sich gebildet hat können wir leider aus der Ferne nicht beurteilen, was dies sein könnte. Wir empfehlen Ihnen ihren Tierarzt hierfür aufzusuchen, der sich ihre Hündin klinisch ansehen kann und dadruch besser beurteilen kann, warum sich zum einen die Einstichstelle noch nicht geschlossen hat und zum anderen die entstandene Beule weiter untersuchen kann.
Man kann den Aszites auch labordiagnostisch untersuchen lassen. Dies gibt Aufsschluss darüber welche Zellen darin sind und in welcher Menge diese enthalten sind und hilft den makroskopischen Eindruck besser zu differenzieren.
Leider können wir die Blutwerte von Aisha ohne sie selbst untersucht zu haben nicht weiter beurteilen, da man diese Werte auch immer im Zusammenhang mit der klinischen Untersuchung beurteilen muss. Sicherlich kann Ihnen hierbei auch ihr Kardiologe, der Aisha betreut, oder ihr betreuender Haustierarzt weiter helfen.
Wir hoffen, dass es Ihrer Hündin bald besser geht und sie noch möglichst lange bei Ihnen ist!
Viele Grüße,
A. Leithner

[Casa_Azul]

Hallo Frau Leithner,

die Punktionsstelle auf der linken Seite hat sich nach 1 1/2 Tagen zum Glück geschlossen. Auch die neu entstandene "Beule" an der Bauchunterseite Richtung Brustkorb ist wieder weg.

Leider ist es aber so, daß der Bauchumfang von Aisha erneut zugenommen hat, also wieder genauso ist, wie vor der Punktion. 
Soll ich das Furosemid nochmals erhöhen? Wir sind jetzt bei 240 mg pro Tag in 3 Gaben. HCT Dosis (50 mg/Tag) unverändert lassen?
Aisha trinkt aufgrund der Diuretika sehr sehr viel, aber sie pieselt einfach nicht genug. Ich gehe etwa alle 2 Stunden (auch nachts) mit ihr nach draußen, doch die Menge Urin, die sie absetzt reicht offenbar nicht.

Können Sie mir bitte sagen, welche Werte bei der labordiagnostischen Untersuchung des Aszites relevant sind?

Eine wirkliche Betreuung durch die Tierärzte hier gibt es nicht. Beim "Haustierarzt" verursachen die meisten Fragen meinerseits ein Schulterzucken und die Antwort: "Genieße jeden Tag mit ihr, er ist ein Geschenk." Der Kardiologe antwortet überhaupt nicht auf meine Anfragen.  >:(

Vielen Dank für Ihre Mühe.

Sonnige Grüße
aus der
Casa Azul

[Anna_Fritscher]

Hallo

Ich bitte Sie nochmals um Verständnis dass wir aus der Tierkardiologie in München keine individuellen Therapieempfehlungen oder Bestätigung von Diagnosen aus der Ferne vornehmen können.

Leider helfen dann auch keine Laborbefunde oder Bilder der Ultraschalluntersuchung, denn eine fundierte Empfehlung zu geben ist ohne den Hund selbst untersucht zu haben einfach nicht mit gutem Gewissen möglich.

Deshalb können wir leider auch nicht kompetent beurteilen ob Aisha eine Dosiserhöhung der Entwässerungsmedikamente braucht.

Allgemein gesprochen ist bei der labordiagnostischen Untersuchung von Aszites wichtig zu differenzieren um welche Art von Erguss es ich handelt, man unterscheidet zwischen reinem Transsudat, modifiziertem Transsudat und Exsudat. Die Art des Ergusses gibt Hinweise ob der Erguss durch eine reine Stauungserscheinung entstanden ist, wie es im Falle des Herzversagens vorkommt oder bei vermindertem onkotischen Druck in den Gefäßen, oder ob z.B. eine Entzündung im Körper eine Rolle spielt. Parameter bei der Untersuchung sind zum Beispiel das spezifische Gewicht, der Protein- und Zellgehalt. Im Falle von erhöhtem Zellgehalt kann zur Differenzierung der Zellen eine zytologische Untersuchung weiterhelfen.

Alles Gute für Aisha

[Casa_Azul]

Hallo,

Aisha wurde heute 15.08.14 eingeschläfert.  :'( :'( :'(

Trotz erhöhter Furosemid Gabe (zuletzt 360 mg/Tag), zusätzlich 75 mg/Tag HCT und mehrfacher Punktion war der Aszites nicht in den Griff zu bekommen.

Gestern, Donnerstag, mochte sie kaum etwas essen und hustete bzw. würgte des öfteren. Der Husten nahm rasch zu ebenso wie die Atemnot. In der Nacht kollabierte sie und konnte danach nicht mehr alleine aufstehen.

Ich bin unendlich traurig, daß ich meine Prinzessin so schnell gehen lassen mußte und hoffe, daß ich ihre Schwester Shari trotz der DCM im okkulten Stadium länger bei mir habe.

Vielen Dank nochmals für Ihr Engagement.

Traurige Grüße
aus der
Casa Azul

[p.holler]

Hallo,
wir bedauern den Verlust Ihrer Prinzessin Aisha und hoffen, dass Shari lange symptomlos und stabil ist!
Beste Grüße,
Dr. Peter Holler