DCM bei 4-jährigem Kater

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Moderator: j.schöbel

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Anna_H.
Beiträge: 1
Registriert: Mi Jun 03, 2015 10:05 am

DCM bei 4-jährigem Kater

Beitrag von Anna_H. »

Hallo,

ich habe bei meinem Kater ein Sono machen lassen, da bei einer Untersuchung leichte Herzgeräusche aufgefallen sind. Nun hat der Tierarzt aufgrund der Bilder eine vergrößerte linke Herzkammer mit dünnen Herzwänden und einen grenzwertig großen linken Vorhof festgestellt. Einen Rückstau in der Lunge gibt es nicht. Diagnose: DCM und die Aussage er habe das Herz eines 7 bis 8-jährigen Katers. Der Arzt möchte nun Medikamente für das Herz und für Entwässung geben, beides 2 mal täglich.
Ich bin sehr überrascht, weil ich damit nicht gerechnet habe. Er ist erst 4, hat keine Symptome, wenn man davon absieht dass er nicht mehr so lange und wild spielt. Er ist ein Wohnungskater. Ich würde gerne wissen ob es Sinn macht jetzt schon Medis zur Entwässerung zu geben, da er doch noch gar keine Wassereinlagerungen hat, und ob eine frühe Medikation für das Herz immer indiziert ist? Macht es vielleicht auch Sinn noch eine weitere Meinung einzuholen?
Da er in seinen ersten 1 1/2 Jahren immer mal wieder schnupfen in Verbindung mit Entzündungwerten im Blutbild hatte, könnte dies die Ursache sein? Wäre eine "Behandlung" mit vermehrter Tauringabe ein Versuch, weil er doch noch sehr jung ist?

Ich wäre für eine Antwort sehr dankbar,
freundlich Grüße Anna
p.holler
Beiträge: 390
Registriert: Mo Aug 01, 2011 9:03 am

Re: DCM bei 4-jährigem Kater

Beitrag von p.holler »

Hallo Anna,

eine primäre Dilatative Kardiopathie (DCM) bei Katzen ist äußerst selten. Meistens handelt es sich eher um ein sekundäres Geschehen - beispielsweise in Folge eines Taurinmangels oder auch im Rahmen von Herzrhythmusstörungen o.ä. Es kann sich aber auch um ein Endstadium einer Hypertrophen Kardiomyopathie handeln, bei dem sich das Herz im "Rückbau" befindet.

Ein Taurinmangel kann durch eine Blutuntersuchung, Herzrhythmusstörungen über eine EKG Untersuchung abgeklärt werden. Auch eine zurückliegende Herzmuskelentzündung kann Auslöser für eine schlechte Pumpfunktion sein - dies ist jedoch auch selten.

Ob Medikamente indiziert sind, kann leider aus der Ferne nicht beurteilt werden. Bezüglich einer prophylaktischen entwässernden Therapie gibt es derzeit keine Studien die besagen, dass sich diese positiv auswirkt.

Bei Unsicherheiten sollten Sie bestenfalls das Gespräch mit Ihrem Tierarzt suchen - dieser hat alle Befunde vorliegen und kann Ihnen sicherlich die Behandlungsentscheidung darlegen.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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