Mitralinsuffizienz beim Dalmatiner

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Moderator: j.schöbel

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Dalmatinergirl2019
Beiträge: 1
Registriert: Fr Sep 13, 2019 4:44 am

Mitralinsuffizienz beim Dalmatiner

Beitrag von Dalmatinergirl2019 »

Guten Morgen liebes Team!

Bei unserem knapp 3-jährigen Dalmatinerrüden wurde neulich bei einem Herzultraschall eine geringgradige Mitralinsuffizienz festgestellt. Er zeigt keinerlei Symptome, auch kein Herzgeräusch. Wir haben die Untersuchung machen lassen, da bei seinem gleichaltrigen Bruder ein Geräusch entdeckt wurde und eine geringgradige Mitralinsifuzzienz mit DCM festgestellt wurde. Nach unserer Untersuchung (Ultraschall und Röntgen) erhielten wir folgende Werte:
IVSd 0,9 0,66-1,34

IVS s 1,27 0,97-1,79

fract. thick % 0,27

LVIDd 3,81 3,45-5,03

KVId 2,1 2,07-3,68

FS% 0,45 0,27-0,40

ESV (ml) 14,41

ESVI (mlm2) 15,11 15-30

LVWd 0,83 0,64-1,32

LVWs 1,17 1,02-1,85


AOd 2,63 2,01-3,06

LAs 3,3 1,91-3,14

LA/AO 1,25 0,95-1,02

ggr. Mitralisinsuffizienz ohne Stauung

keine Anhaltspunkte für eine dilatative Kardiomyopathie, regelmäßige
Kontrolle angeraten

Unser Tierarzt meinte, er braucht noch keine Medikamente. Wir sollen einmal im Jahr zur Untersuchung kommen. Diese geringgradige Mitralinsuffizienz haben wohl viele Hunde meist unbemerkt und können damit alt werden. Die meisten bleiben bis zum Schluss symptomlos.
Die Werte sind denen seines Bruders wohl sehr ähnlich.Nun habe ich mich natürlich mit der Besitzerin seines Bruders ausgetauscht und deren Arzt hat Benakor verschrieben. Der Arzt meinte wohl auch, so käme sein Bruder noch einige Jahre hin bis eine Gabe von Vetmedin notwendig sei. Sein Herz ist wohl auch minimal vergrößert.
Ich bin jetzt sehr verunsichert, was nun der richtige Behandlungsschritt für unseren Hund ist. In einigen Foren steht, je früher Medikamentengabe desto besser und länger leben die Hunde. Was meinen Sie?
Sind seine Werte in soweit besorgniserregend, dass wir Medikamente geben müssen?
Falls keine Medikamente notwendig sind, kann ich irgendwelche Zusätze füttern?
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
j.friederich
Beiträge: 193
Registriert: Di Jan 08, 2019 7:18 am

Re: Mitralinsuffizienz beim Dalmatiner

Beitrag von j.friederich »

Guten Tag,

bei einer dilatativen Kardiomyopathie handelt es sich um eine systolische Dysfunktion (Pumpschwäche). Um primär von einer dilatativen Kardiomyopathie als Ursache für eine Pumpschwäche sprechen zu können, sollten weitere mögliche Ursachen, wie zum Beispiel ein fütterungsbedingter Taurinmangel oder eine vorangegangene Myokarditis (Herzmuskelentzündung) mittels Blutuntersuchung abgeklärt werden.

Um eine Pumpschwäche adäquat zu diagnostizieren, sollten sich die systolischen Messwerte (Messwerte für die Pumpkraft) über der Norm befinden. Da ich die Befunde Ihres Hundes nicht erhoben haben, kann ich die Messwerte jedoch leider nicht beurteilen.
Sollten sich die Messwerte über der Norm befinden, liegt eine Pumpschwäche vor und wir empfehlen eine Therapie mit Pimobendan (Vetmedin), um die Pumpkraft zu steigern. Eine Therapie mit ACE-Hemmern, wie zum Beispiel das Benakor des Geschwistertieres, kann zusätzlich gegeben werden.
Sollten sich die Messwerte jedoch in der Norm befinden, liegt keine Pumpschwäche vor und es bedarf keiner kardialen Therapie.

Eine Mitralklappeninsuffizienz kann verschiedene Ursachen haben. Eine primäre Mitralklappeninsuffizienz liegt vor, wenn Veränderungen direkt an der Klappe bestehen, wie zum Beispiel bei einer Endokardiose, Dysplasie oder Endokarditis. Eine sekundäre Mitralklappeninsuffizienz tritt auf, wenn sich aufgrund einer Herzvergrößerung der Durchmesser des Mitralklappenannulus vergrößert und die Klappe infolgedessen nicht mehr richtig schließt, obwohl die Klappe selbst morphologisch unauffällig ist.
Bei einer trivialen Mitralklappeninsuffizienz kann es sich jedoch auch um einen Zufallsbefund ohne zugrundeliegende Pathologie handeln.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund weiterhin alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen,
Jana Friederich
Tierkardiologie München
Dr. Jana Friederich
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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