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5 Jähriger Perser mit Hcm und wiederholten Krampanfälle

Verfasst: Sa Jul 20, 2019 11:57 am
von Mako1711
Guten Tag,

Ich brauche bitte Rat zu folgendem Fall: vor 1 1/2 Jahren wurde bei unserem 5 jährigen perserkater eine Hcm festgestellt. Seitdem nehmen wir jeden Tag eine halbe Vetmedin 1,25 mg. Bis vor zwei Wochen hatte er dann anschließend eine absolute hochphase, es ging ihm blendend.

Seit ca. zwei Wochen leidet der Kater unter Krampanfällen nach dem spielen. Er liegt steif da, schreit vor Schmerz und setzt manchmal auch Kot oder Harn da ei ab. Die Anfälle dauern rund 30 Sekunden. Danach ist alles wie immer. Insgesamt waren es jetzt vier Anfälle in zwei Wochen. Nachdem unser Tierarzt dies erst für ein neurologisches Problem gehalten hat, kein Einfluss auf Motorik etc., meint er nun es seien Vorboten möglicher Ohnmachtsanfälle aufgrund der Hcm. Er nannte sie Adam stokesche Anfälle. Seit vorgestern bekommt er zusätzlich zwei Mal eine viertel Tablette furotab 40 mg. Gestern war alles soweit in Ordnung. Heute bekam er wieder einen Anfall trotz fehlender körperlicher Anstrengung. Die ruheatemfrequenz liegt bei 20, er frisst und trinkt gut, schläft allerdings auch viel. Nach der Schilderung sagt unser Tierarzt wir sollen weitermachen wie bisher.

Bedeutet der erneute Anfall eine akute Verschlechterung oder brauchen die Medikamente länger um anzuschlagen? Wann wäre eine ultimative notsituation erreicht?

Vielen Dank und freundliche Grüße!

Re: 5 Jähriger Perser mit Hcm und wiederholten Krampanfälle

Verfasst: Di Aug 13, 2019 8:55 am
von J.Eberhard
Hallo!

Bei der Einschätzung und Therapie von Anfällen ist es wichtig, die zugrundeliegende Ursache herauszufinden.
Anfälle können viele Ursachen haben, darunter können u.A. kardiale, metabolisch-toxische, neurologische Probleme fallen. Auch Katzen mit HCM können plötzlich Ohnmachtsanfälle zeigen. Eine typische kardiale Synkope beginnt ohne Vorankündigung, der Patient ist für ein kurze Zeit ohne Bewusstsein, zeigt weder Krampfen noch Harn- oder Kotabsatz. Aufgrund Ihrer Beschreibung ist eine neurologisches Problem für die Anfälle möglich.
Um dies weiter abzuklären, empfehlen wir die Vorstellung der Katze bei einem neurologischen Spezialisten. Um das Vorhandensein eines Adam-Stokes-Anfalls auszuschließen, sollte ein Langzeit-EKG angefertigt werden, das das EKG zeitgleich mit dem Anfall aufzeichnet.

Eine entwässernde Medikaton mittels Furosemid (Furotab) ist indiziert, wenn sich die Katze im kongestiven Herzversagen, d.h. wenn sich aufgrund der Herzerkankung ein Lungenödem (sog. Wasser auf der Lunge) gebildet hat, befindet. Dies sollte optimalerweise durch eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs verifiziert werden.
Wann der Einsatz von Vetmedin bei Katzen mit HCM sinnvoll ist, ist derzeit noch Gegenstand der Forschung. Jedoch sollte Vetmedin bei einer HCM nur in bestimmten Einzelfällen nach erfolgtem Herzultraschall durch einen Kardiologen eingesetzt werden und der Einsatz regelmäßig erneut bewertet werden.

Eine akute Notfallsituation besteht, wenn die Katze mindestens zwei Anfälle pro Tag hat, aus einem Anfall nicht wieder herausfindet oder ein Anfall länger als 5 Minuten dauert. Im Anbetracht der Häufigkeit der beschriebenen Anfällen empfehlen wir eine zeitnahe Vorstellung bei einem neurologischen Spezialisten.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze alles Gute!

Re: 5 Jähriger Perser mit Hcm und wiederholten Krampanfälle

Verfasst: Fr Aug 16, 2019 2:55 pm
von Mako1711
Viele Dank für die ausführliche Antwort. Eine Flüssigkeitsansammlung hat bisher weder im Bauch, noch Lunge oder Brust stattgefunden. Nach Aussage unseres Tierarztes gilt das Furotab einzig der Blutdrucksenkung.

Obwohl er das Medikament erst seit ca. 2 Wochen halbwegs verträgt, sprich nicht nur in der Ecke liegt und sich nur fürs nötigste bewegt, haben die Anfälle aufgehört. Wir haben allerdings das Gefühl, dass er nach kurzem Spielen oder Laufen erstmal wieder etwas zu sich kommen muss und für ein paar Sekunden nicht ganz da ist.

Da wir große Angst vor einer möglichen Ödembildung haben, gibt uns das Furotab doch Sicherheit dem etwas vorzubeugen. Allerdings hat er immer wieder eine etwas erhöhte oder pressende Atmung die sich dann aber nach ein paar Stunden wieder legt. Wie können wir erkennen ob es zu einer echten Atemnot kommt?

Viele Grüße

Re: 5 Jähriger Perser mit Hcm und wiederholten Krampanfälle

Verfasst: Mo Aug 19, 2019 10:56 am
von j.friederich
Guten Tag,

Bei Furosemid (der Wirkstoff von Furotab) handelt es sich um ein Schleifendiuretikum, das primär einen entwässernden Effekt hat und kaum Auswirkungen auf den Blutdruck zeigt. Wenn man einen Herzpatienten zu früh entwässert, kann es zu einer Dehydratation kommen und die Patienten sind schwach und lethargisch oder stellen das Fressen ein. "Zu früh" bedeutet, bevor sich Anzeichen eines (baldigen) Lungenödems zeigen. Klinische Symptome für das Vorliegen eines Lungenödems sind eine erhöhte Ruhe-Atemfrequenz (im Schlaf über 30 Atemzüge/min), angestrengte Atmung mit Bauchpresse oder Maulatmung. Sollten diese Symptome bei Ihrer Katze vorliegen, wird dazu geraten eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs zu machen, um ein Lungenödem zu verifizieren und gegebenenfalls entwässernd zu behandeln.

Liebe Grüße,
Jana Friederich

Re: 5 Jähriger Perser mit Hcm und wiederholten Krampanfälle

Verfasst: Mo Aug 19, 2019 11:51 am
von Mako1711
Vielen Dann für die Auskunft! Kann sich die atemfrequenz bei einem beginnenden Ödem auch zwischendurch wieder normalisieren? Er hat vielleicht zwei bis drei Mal am Tag perioden wo die frequenz etwas (immer noch unter 40) erhöht ist und er auch eine leichte pressatmung zeigt. Dies reguliert sich dann aber auch wieder.

Für uns ist es daher sehr schwer einzuschätzen wann ein Notfall stattfindet.

Viele Grüße

Re: 5 Jähriger Perser mit Hcm und wiederholten Krampanfälle

Verfasst: Di Aug 27, 2019 7:08 am
von j.friederich
Guten Tag,

Generell ist bei Vorliegen eines Lungenödems die Ruhe-Atemfrequenz permanent erhöht. Wichtig ist auch, dass die Ruhe-Atemfrequenz im Schlaf gezählt wird. Wenn die Atemfrequenz nur intermittierend erhöht ist, kann es auch andere Ursachen dafür geben, wie zum Beispiel Schmerzen.
Da Ihre Katze auch Episoden mit erschwerter Atmung und Bauchpresse zeigt, wird dazu geraten, ein Röntgenbild des Thorax durchzuführen, um gegebenenfalls ein Lungenödem ("Wasser auf der Lunge") oder einen Thoraxerguss ("Flüssigkeit im Brustkorb") festzustellen und demetsprechend zu therapieren. Außerdem kann man so auch Hinweise auf eine andere Ursache für die Atemnot, wie zum Beispiel felines Asthma, erhalten und die Therapie dementsprechend anpassen.

Mit freundlichen Grüßen,
Jana Friederich